Quotencheck: «Gefragt - Gejagt»

Mit letztlich 99 Folgen war die dritte Hauptprogramm-Staffel der Hochtempo-Quizshow die mit Abstand längste ihrer Geschichte - und nach einem behäbigen Start auch die klar erfolgreichste. Im direkten Vergleich mit den weiteren Genre-Vertretern um 18 Uhr wurden zum Teil ebenfalls neue Allzeit-Rekorde verbucht.

Sieg-Statistik der Jäger

  1. Waldenberger - 43 von 53 Spielen (81,1%) [S3: 20/26, 76,9%]
  2. Jacoby - 40 von 55 (72,7%) [S3: 17/24, 70,8%]
  3. Nagorsnik - 35 von 50 (70%) [S3: 14/22, 63,6%]
  4. Klussmann - 34 von 52 (65,4%) [S3: 17/26, 65,4%]
  5. Werner - 1 von 5 (20%)
Gewonnene Spiele der Jäger seit der Verschiebung ins ARD-Hauptprogramm (mit den Spielen der beiden Primetime-Folgen, aber ohne die Familienspecials im Januar 2018).
Auch fast drei Jahre nach dem Start der allerersten «Quizduell»-Folge ist die Erfolgsgeschichte der Rateshows um 18 Uhr noch immer nicht zu Ende erzählt, einzig die Hauptfiguren der Story sind mittlerweile andere als zu Beginn. Denn während Jörg Pilawas App-Liveshow nach ihrem Höhepunkt in Staffel zwei mit 61 Folgen zuletzt nur noch 50 bzw. 41 Folgen gezählt hatte, durfte sich Kai Pflaume bei seiner Vorabend-Show zuletzt über 120 Folgen freuen und auch Alexander Bommes' «Gefragt - Gejagt» bekam nach bereits saftigen 78 Ausgaben im Vorjahr diesmal derer gar 99 spendiert. Und das machte sich bezahlt, denn nach einem enttäuschenden Auftakt steigerte sich das spannende Quiz bis Ende Februar erheblich. Zuletzt war dann eine gewisse Stagnation auf hohem Niveau zu erkennen.


Schwieriger Staffelstart mit Specials und normalen Folgen


Keine besonders gute Resonanz rief das Konzept hervor, im Oktober und November zunächst einmal immer freitags um 18:50 Uhr auf Specials zu setzen, in denen besonders starke Kandidaten vorheriger Staffeln ihre "zweite Chance" bekamen. Die acht in diesem Zeitraum ausgestrahlten Folgen wurden durchschnittlich gerade einmal von 2,18 Millionen gesehen, wobei nur eine einzige Ausgabe mit 10,3 Prozent bei 2,51 Millionen überhaupt zweistellig lief. Im Schnitt standen hingegen nur miese 9,2 Prozent auf dem Papier, bei den 14- bis 49-Jährigen wurden ebenfalls klar unterdurchschnittliche 4,8 Prozent bei 0,33 Millionen verzeichnet.

Nicht unproblematisch war dann auch der 18-Uhr-Auftakt, der am 2. Dezember über die Bühne ging und lediglich bei 2,06 Millionen Menschen Anklang fand. Weil bis zum Weihnachtsfest überdies die eigentlich täglich angedachte Ausstrahlung wegen diverser Wintersport-Übertragungen nicht realisiert wurde, gestalteten sich die ersten Sendewochen ohnehin reichlich problematisch. Besonders deutlich wurde dies am Mittwoch, den 21. Dezember, wo erstmals seit einer Woche überhaupt wieder eine Folge lief, mit der das Publikum offenbar schlichtweg nicht rechnete - sie ging jedenfalls mit 9,7 Prozent bei allen und 3,3 Prozent bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern sowie einer Reichweite von exakt zwei Millionen reichlich baden. Im Monatsmittel erreichte die Show dann zwar noch 11,3 und 5,8 Prozent bei 2,31 Millionen, war damit jedoch weit von ihrem eigentlichen Potenzial entfernt.

Mit der Ausstrahlungskontinuität kommen die Zuschauer


Als dann im Januar ein wenig Ruhe in das bisherige ARD-Ausstrahlungschaos einkehrte und die tägliche Ausstrahlung nicht bloß proklamiert, sondern auch realisiert wurde, zeigte sich dies umso deutlicher. Die vierte Folge im neuen Kalenderjahr knackte mit 3,02 Millionen erst zum zweiten Mal in der Sendungsgeschichte die Drei-Millionenmarke, wenngleich es beim jungen Publikum mit 0,34 Millionen und 5,6 Prozent noch etwas enttäuschend lief. Am 10. Januar betrat dann erstmals Grazyna Werner als erste Jägerin das Studio und lockte 2,71 Millionen Menschen an. Insgesamt standen gute 12,3 Prozent Marktanteil zu Buche, beim jungen Publikum wurden mit 0,49 Millionen und 8,2 Prozent sogar neue Saisonrekorde verzeichnet. Im Januar-Mittel verbesserte sich die Reichweite binnen Monatsfrist um fast eine halbe Million auf 2,73 Millionen, die damit verbundenen Marktanteile stiegen ebenfalls rapide auf 12,5 bzw. 6,8 Prozent.

Und im Februar ging es dann so richtig ab: Bereits die zweite Folge knackte erneut die Drei-Millionenmarke, als dann Werner am Dienstag darauf zum zweiten Mal ins Rateduell geschickt wurde, erreichte die Show mit genau 10,0 Prozent bei 0,60 Millionen in der jungen Zuschauergruppe sogar erstmals überhaupt die Zweistelligkeit. Und während man mittlerweile regelmäßig knapp drei Millionen Menschen täglich erreichte, musste bereits eine Woche mit gleich drei Folgen oberhalb der Drei-Millionenmarke her, um noch echte Schlagzeilen zu produzieren. Das gelang zwischen dem 21. und 23. Februar, wobei zweitere Ausgabe mit 10,9 Prozent bei 0,63 Millionen neue Allzeit-Rekorde bei den Jüngeren verzeichnete und letztere mit 3,23 Millionen und 15,6 Prozent beim Gesamtpublikum so stark lief wie nie zuvor. Angesichts all dieser Erfolgsmeldungen keine Überraschung: Auch die Monatsdurchschnittswerte fielen mit 2,93 Millionen und 13,9 bzw. 8,1 Prozent besser aus denn je.

Quizgötter und -giganten straucheln - mit neuen Rekorden


Großer Erfolg zur Primetime

Mit 5,08 Millionen Zuschauern und tollen Marktanteilen (18,1% Gesamt, 11,0% 14 bis 49) war die gut dreistündige Samstagabend-Ausgabe am 4. März ein voller Erfolg für Das Erste. Bereits im Januar 2016 hatte man sich erstmals an einer Primetime-Folge versucht, damals allerdings noch am Donnerstag und mit klar geringerem Umfang. Mit 3,92 Millionen Interessenten und 11,5 bzw. 6,8 Prozent lief diese solide, ohne zu begeistern.
Im März kam die Quizmaschine dann ein wenig ins Straucheln und musste - auch aufgrund der generell wetterbedingt geringeren Zuschauerzahlen am Vorabend - ein wenig abgeben. Am vorletzten Tag des Monats reichten so bereits 2,51 Millionen Interessenten, um einen neuen Marktanteilsrekord von 16,3 Prozent zu erzielen, bei den Jüngeren langten 0,40 Millionen für ebenfalls tolle 10,0 Prozent. Hinzu kam noch, dass die ab dem 24. März hinzugefügten Freitagsfolgen um 18:50 Uhr arge Probleme hatten, ja die spätere Ausgabe am 31. März mit nur 1,70 Millionen Zuschauern und 8,7 bzw. 3,8 Prozent sogar weit gegenüber der Norm abfielen. Mit 2,62 Millionen im Monatsmittel sank die Zuschauerzahl vor allem saisonbedingt, die Marktanteile blieben mit 13,9 und 7,9 Prozent gegenüber dem Februar quasi konstant - ohne die beiden späten Freitagsausgaben hätte man mit 14,5 und 8,3 Prozent sogar abermals neue Rekorde erzielt.

Im April war dann schon Auslaufen angesagt, schließlich gab es lediglich noch 13 Folgen zu schauen, denen aus Quotensicht ebenfalls überhaupt kein Vorwurf zu machen war. Mit Ausnahme der letzten späten Freitagsfolge, die mit nur 9,9 und 5,4 Prozent bei 2,20 Millionen mal wieder erhebliche Probleme machte, lief es mit Werten zwischen 14,2 und 15,6 Prozent beim Gesamtpublikum wieder durchweg stark, während bei den Jüngeren in der Regel 7,8 bis 9,3 Prozent möglich waren - erst am Montag erreichte dann sogar eine Folge mit 10,6 Prozent den zweitbesten Vorabend-Wert überhaupt. Im Monatsmittel reichten bereits 2,60 Millionen für einen neuen Rekordwert von 14,4 Prozent, ohne die 18:50-Uhr-Ausstrahlung wären es gar 14,9 Prozent gewesen. Bei den Jüngeren wurden wie schon im Februar 8,1 Prozent erzielt.

Fazit: Rekorde, Rekorde, Rekorde - und eine Ausnahme


Im Durchschnitt kamen die 99 seit Oktober 2016 ausgestrahlten Folgen der dritten «Gefragt - Gejagt»-Staffel auf eine Zuschauerzahl von 2,61 Millionen, die mit einem Marktanteil von 12,8 Prozent einherging. In der gerade am Vorabend auch für öffentlich-rechtliche Sender wichtigen Zuschauergruppe der 14- bis 49-Jährigen wurden ebenfalls sehr überzeugende 7,1 Prozent bei 0,40 Millionen erzielt. Ohne die insgesamt zwölf Folgen, die um 18:50 Uhr gezeigt wurden und in aller Regel nicht überzeugten, hätte man sogar noch deutlich stärkere 13,3 und 7,4 Prozent bei 2,67 Millionen zu vermelden gehabt. Doch auch so lag man bereits deutlich oberhalb des ARD-Senderschnitts von in dieser Saison bislang 11,2 Prozent aller bzw. 6,3 Prozent der jüngeren Konsumenten, was vor einigen Jahren um 18 Uhr noch völlig undenkbar gewesen wäre.

Und auch im Vergleich zum weiteren Quiz-Angebot des Senders muss man sich wahrlich nicht verstecken: Aus Sicht der Reichweite waren bislang «Wer weiß denn sowas?» (März bis September 2016) sowie das «Quizduell» (Oktober bis November) mit jeweils 2,47 Millionen das Höchste der Gefühle, die bisher beste Zuschauerzahl bei den Jüngeren erreichte zuletzt Pilawa mit 0,37 Millionen, den höchsten Marktanteil wiederum Pflaume mit 6,9 Prozent. All diese Rekorde haben Bommes und seine Jäger nun noch einmal übertroffen, einzig die grandiosen 15,7 Prozent Gesamt-Marktanteil von «Wwds?» aus dem vergangenen Sommer scheinen noch immer unerreichbar - schon Pilawa hatte sie danach mit 12,7 Prozent nicht einmal im Ansatz wiederholen können. Nur auf «Gefragt - Gejagt» selbst geblickt setzte sich der der kontinuierliche Aufwärtstrend übrigens ganz klar fort: Die erste Staffel im Sommer 2015 war nur auf 1,42 Millionen und 9,7 bzw. 5,1 Prozent gelangt, die zweite danach immerhin schon auf 2,40 Millionen und 11,4 bzw. 5,8 Prozent.

Hier kommt der Jäger! Wer? Wayne!


Eine Frage, die unter Fans immer wieder gestellt wird, gilt es noch zu klären: Gibt es signifikante Unterschiede je nachdem, welcher Jäger auftritt? Bei den vier "Stammjägern" kann dies sehr eindeutig verneint werden, denn alle vier kommen in dieser Staffel auf nahezu identische Reichweiten zwischen 2,57 und 2,64 Millionen, auch die damit verbundenen Marktanteile schwanken gerade einmal zwischen 12,7 und 13,0 Prozent insgesamt bzw. zwischen 6,9 und 7,4 Prozent bei den Jüngeren. Schwieriger ist Grazyna Werner zu bewerten, die bei ihren fünf Auftritten mit 13,2 und 8,2 Prozent bei 2,75 Millionen zunächst einmal klar oberhalb der Mittelwerte ihrer männlichen Kollegen liegt - aber eben auch erst nach der schwierigen Auftaktphase punktuell in die Staffel integriert wurde. Nimmt man also alle Folgen vor ihrem Debüt aus der Gesamtrechnung raus, liegen die Männer mit 2,70 bis 2,78 Millionen und 13,3 bis 14,1 Prozent aller bzw. 7,5 bis 8,0 Prozent der jungen Zuschauer wieder auf sehr ähnlichem Niveau wie sie.

Die wichtigste Erkenntnis dieses Rechenspiels ist also letztlich eher, dass die Show völlig unabhängig vom Personal funktioniert und sich der latente Social-Media-Keifton bei Werner-Auftritten, man würde "sofort abschalten", bislang in keiner Weise auf die Zahlen niederschlägt - wenngleich die Werte bei ihr auch mit Vorsicht zu genießen sind, war sie bislang doch erst fünf Mal zu sehen. Dass hier das starke Konzept des Formats aber auch unabhängig von Gesichtern funktioniert, lässt sich auch daran erkennen, dass man seit dieser Staffel in täglicher Ausstrahlung komplett auf prominente Rategäste verzichtet (zuvor gab es noch einen "Promi-Donnerstag"), ohne dass sich dies in irgendeiner Form negativ auf die Zugkraft auswirkte. Damit ist «Gefragt - Gejagt» ein Unikat am ansonsten doch sehr Promi-überschwemmten Quiz-Vorabend. Das wohl größte Gegenbeispiel «Paarduell» läuft dann ab dem heutigen Freitag aller Experten- und Zuschauerkritiken zum Trotz in einer weiteren Staffel, die immerhin 44 Folgen umfasst - und mehr schaffen muss als die 11,3 und 4,9 Prozent bei 2,25 Millionen Zuschauer aus dem Vorjahr.

Zur Zukunft von «Gefragt - Gejagt» lässt sich derweil noch sagen, dass in jedem Fall schon jetzt eine vierte Staffel in Planung ist. Dies bestätigte uns auf Anfrage wenig überraschend ein Senderverantwortlicher und sagte zugleich, dass es derzeit keinerlei Pläne gebe, das Jäger-Quiz oder eines der anderen Formate auf den 16:10-Uhr-Slot zu verlegen - wo ja bekanntlich im Juni eine neue Show namens «So war's» mit Michael Antwerpes an den Start geht (wir berichteten). Eine Angabe, wann die treue und stetig wachsende Anhängerschaft der deutschen «The Chase»-Adaption mit neuen Folgen rechnen können, ließ man sich jedoch nicht abringen.

Wohl nicht mehr dabei sein wird "Gigant" Holger Waldenberger, der am Donnerstag ankündigte, "wahrscheinlich" aufzuhören. Damit geht der mit Abstand leistungsstärkste und kontroverseste Jäger aus dem etablierten Quartett, der auf Twitter und Facebook schon das eine oder andere mal mit äußerst deftiger Kritik gegenüber den öffentlich-rechtlichen Medien aufgefallen war. Die spannende Frage, die sich den Machern nun stellt: Reicht auch ein festes Jäger-Trio oder sollte man hier personell noch einmal nachlegen? Unter Fans und Quizzern werden immer wieder mal die Namen Thorsten Zirkel und Manuel Hobiger gehandelt - Letzterer trat übrigens in der nun abgelaufenen Staffel sogar als Kandidat auf und schlug Klaus-Otto Nagorsnik gemeinsam mit zwei anderen Kandidaten. Wie in diesem Fall auch agiert wird, freuen sich gewiss viele Menschen darauf, wenn die Jagd wieder beginnt!
21.04.2017 14:00 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/92631