Die glorreichen 6: Animationsfilme für Erwachsene (Teil V)

Im vorletzten Teil unserer Reihe über erwachsenenorientierte Animationsfilme gehen wir auf den Sensationsanime «Akira» ein.

Die Handlung


Filmfacts «Akira»

  • Regie: Katsuhiro Otomo
  • Produktion: Ryōhei Suzuki, Shunzō Katō
  • Drehbuch: Katsuhiro Otomo, Izo Hashimoto; basierend auf dem Manga von Katsuhiro Otomo
  • Musik: Tsutomu Ōhashi
  • Kamera: Katsuji Misawa
  • Schnitt: Takeshi Seyama
  • Veröffentlichungsjahr: 1988
  • Laufzeit: 124 Minuten
  • FSK: ab 16 Jahren
Tokio, 1988: Eine atomare Explosion zerstört die japanische Großstadt, kurz darauf bricht der Dritte Weltkrieg aus. 30 Jahre später: Tokio hat sich aus Schutt und Asche größer denn je neu aufgebaut – doch zwischen den gigantischen Wolkenkratzern der neo-futuristischen Stadt kommt es zu Bandenkriegen. Eingangs in Form von Unruhen geführt, eskalieren die Auseinandersetzungen zwischen den Gangs so sehr, dass es zu Bombenanschlägen kommt. Zwei einer Motorradgang angehörige Jugendliche, Kaneda und Tetsuo, werden in die Machtkämpfe verstrickt und alsbald in ein militärisches Forschungsprojekt involviert, das sich mit Menschen beschäftigt, die übernatürliche Fähigkeiten aufweisen – darunter den titelgebenden Akira, der ein Geheimnis birgt. Nicht nur für Kaneda und Tetsuo beginnt durch diese Kette an Ereignissen eine brenzlige Situation, die alles, was ihnen bekannt und teuer ist, verwerfen könnte.

Der Verantwortliche


Der zentrale Kopf hinter «Akira» ist Katsuhiro Otomo, der nicht nur den Manga zeichnete und verfasste, sondern ihn obendrein in der Funktion als Drehbuchautor und Regisseur selber in Anime-Form für die Leinwand adaptierte. Der 1954 geborene Künstler begann seine Karriere 1973 mit der Mangaadaption einer französischen Prosageschichte, sieben Jahre später gelang ihm der Durchbruch mit dem Mysteryvierteiler «Das Selbstmordparadies», der diverse anerkannte Preise gewann und eine ganze Generation an später einflussreichen Mangazeichnern inspirierte.

Auf diesen Erfolg ließ Otomo den Manga «Akira» folgen, der die Rezeption von «Das Selbstmordparadies» nochmal mühelos überbot und das internationale Ansehen von Mangas weit voranbrachte. 1986 begann Otomo zudem seine Karriere als Animeregisseur – zu Beginn des Jahrzehnts sammelte er bereits erste Erfahrungen als Zeichner und Figurendesigner. Später folgten auch Ausflüge in den Realfilmsektor – darunter die Manga-Adaption «Mushishi», die im Rahmen der Filmfestspiele von Venedig Weltpremiere feierte.

Die 6 glorreichen Aspekte von «Akira»


Dass «Akira» im Westen quasi das Bollwerk darstellte, das Vorurteile einriss und der Kunstform Anime eine zuvor nie dagewesene Akzeptanz einbrachte, dürfte selbst bei einem oberflächlichen, ersten Blick nicht verwundern: Im Gegensatz zu vielen anderen Werken, die außerhalb des legendären Studio Ghibli entstanden sind, ist «Akira» flüssig, statt mit begrenzter Bildrate animiert. Diese fließenden Bewegungen sind zusammen mit den detailverliebten Hintergründen sowie den komplex entworfenen Gerätschaften, die die Figuren benutzen der Hauptgrund dafür, weshalb die zuweilen sehr drastischen Actionszenen dermaßen aufregend ausfallen – Otomo entführt sein Publikum vollauf in eine ausgefeilte, gestochen scharf skizzierte futuristische Welt, deren kühl-stylische Optik in einem packenden Kontrast zu den sehr menschlichen Grundthemen steht.

Denn inhaltlich geht es mit dem Autorität hinterfragenden Machtkonflikt sowie der Suche nach körperlicher und geistiger Selbstbestimmung dem anti-utopischen Überbau dieses Films sowie seiner mythischen Elemente zum Trotz um zeitlose, nachvollziehbare Dilemmata. Aufgelockert wird dies durch surreale Sequenzen, die dem philosophischen Sci-Fi-Film mit seiner kühlen, streng entworfenen Welt ein wertvolles Element der Unberechenbarkeit mitgeben – und die sich in ein fast halbstündiges atemberaubendes Finale steigern.

«Akira» ist auf DVD und Blu-ray erhältlich und zudem via Juke und Wuaki abrufbar.
16.04.2017 10:16 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/92504