Der Sommer kommt: Die (noch) vergessenen Formate der großen Sender

Jahr für Jahr kündigen die großen Sender im Juni und Juli auf großen Veranstaltungen an. Jahr für Jahr bleiben dann aber auch Ideen erst einmal auf der Ersatzbank. Ein aktueller Überblick.

Noch zwei Monate, dann kehrt wieder etwas mehr Ruhe ins deutsche Fernsehprogramm ein. Bis Ende Mai geben die TV-Stationen für gewöhnlich Vollgas, danach mehren sich Wiederholungen auf den prominenten Sendeplätzen. Im Juni, Juli und August geht das Publikum auch abends lieber nach draußen oder gönnt sich einen Urlaub außerhalb der deutschen Grenzen. Im Hochsommer jeweils feilen die Sender an den letzten Plänen für die dann folgende TV-Saison und präsentieren ihre Ideen auf großen Presse-Veranstaltungen. Immer wieder bleiben angekündigte Formate letztlich doch aus. So wurde ein Fußballer-Casting von Sat.1 nie wirklich umgesetzt genauso wenig wie das Versprechen im Sommer 2015, dass Stefan Raab an einer neuen ProSieben-Idee arbeitet. Auch in der aktuellen Saison stehen noch einige Formate aus, die im Sommer 2016 angepriesen wurden.

So hatte ProSieben angekündigt neben «MatchFaktor» und «Kiss Bang Love» noch ein weiteres Dating-Format auszuprobieren. In «Look into My Eyes» schauen sich zwei Menschen mit einer - unter Umständen schwierigen Vergangenheit - in die Augen - ohne Worte. In einem “höchst emotionalen Augenblick”, wie der Sender sagt, entdecken sie, ob sie eine gemeinsame Zukunft haben. Von dem Format ist im ProSieben-Programmplan, der immerhin inzwischen bis Mitte Mai reicht, ebenso wenig zu sehen wie von der neuen Spielshow «Global Gladiators», für die vier Promis eine actiongeladene Reise über vier Kontinente machen sollten. Allgemein scheint, als würde ProSieben 2017 am Samstagabend weniger experimentierfreudig agieren als im Jahr zuvor.

Auch bei kabel eins stehen noch zwei Formate aus. Gewartet wird derweil noch auf «Unser neuer Chef» (AT). Sie hätte im Frühjahr anlaufen sollen und Angestellte vor einer kuriose Situation gestellt. Es Unterföhring heißt es nun: Man ist weiter am Ball, will das Format nun im Herbst zeigen. Von einer anderen Idee hat man sich derweil verabschiedet: «Lost Children» wurde gekippt, sei in Deutschland nicht produzierbar gewesen. Als eine zu große „rechtliche Herausforderung“ bezeichnete Senderchef Marc Rasmus das Format kürzlich in einem Interview mit der Seite DWDL.de.

Gleich vier angekündigte Formate werden von Sat.1 noch vermisst. Da ist zum einen die Serie «23 Cases», von der erstmals sogar schon im Sommer 2015 die Rede war. Franz Dinda gesteht in dieser 23 Morde - und das, obwohl er gar nicht der Täter ist. Shadi Hedayati jagt darauf hin als junge Kommissarin mit Hilfe des hochsensiblen Pedanten die wahren Mörder. Beflügelt von den guten Quoten der ersten «Einstein»-Staffel will Sat.1 das Format nun auf jeden Fall noch in diesem Jahr zeigen. Eine Sendersprecherin nannte Quotenmeter.de gegenüber den Herbst als Startpunkt der Krimiserie. Die Dreharbeiten zum Format gingen übrigens schon vor rund 13 Monaten zu Ende. Dann fehlt noch ein Showformat, das zwei Stars gemeinsam mit ihrem 50-köpfigen Fanblock gegeneinander antreten lässt. Das ist in dieser Form nun nicht mehr geplant, auch weil Teile der Idee schon in das letztlich nicht stark gelaufene «Duell der Stars – Die Sat.1 Promiarena» eingeflossen sind. «Marry Me Now», in dem Frauen die Chance erhalten, ihre Hochzeit auch ohne den Antrag ihres Liebsten schon mal vorzubereiten, wird vermutlich im späten Frühjahr oder im Sommer laufen. Somit fehlt in der Liste nur noch «Seven Year Switch», von dem aber derzeit nichts zu hören ist.

Deutlich besser sieht es da schon bei RTL aus – hier fehlen akut eigentlich nur zwei Formate. Bei «This Time Next Year» war jedoch von Anfang an klar, dass die Sendung mit Jan Hahn allerfrühestens im Spätsommer 2017 kommen wird. Die Produktion erstreckt sich über den Zeitraum von einem Jahr, da die Kandidaten schließlich erzählen sollen, was ihnen binnen der 52 Wochen passiert ist. Nach unseren Informationen will RTL die Show nun im September starten lassen. Und dann wäre da auch noch das Sozialexperiment, das die Frage beantworten will, ob es besser wäre, Arbeitslosen auf einen Schlag einen Koffer voller Geld zu geben als monatlich einen kleineren Beitrag zu überweisen. Für die Show hat RTL in der Tat noch keinen Platz gefunden. Gleiches gilt für die vierte neue Sitcom namens «Beste Schwestern». Drei humorige Donnerstags-Serien gab es in den vergangenen Wochen als Lead-Out von «Der Lehrer». Die von Warner kommende Serie mit Mirja Boes war nicht dabei – und hofft nun, im Herbst eventuell nach einer geplanten neuen Cop-Dramedy berücksichtigt zu werden. Und auch «The Big Bounce», eine Art Trampolin-Wettbewerb, der sich gut im Rahmen von «Ninja Warrior Germany» machen würde, ist noch nichts zu hören. Hier aber lag schon von Anfang an der Verdacht nahe, dass die Show am ehesten im Sommerprogramm unterkommen könnte. Die Tatsache, dass RTL und EndemolShine in diesen Wochen aktiv nach Teilnehmern suchen, legt nahe, dass man in Köln aktiv in der Vorbereitung steckt.
29.03.2017 09:49 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/92013