Obgleich die Zusammenarbeit zuletzt keine allzu saftigen Früchte trug, geben RTL II und Christian Ulmen einander eine zweite Chance. «Ich liebe einen Promi» erinnert dabei sehr an ein altes Ulmen-Projekt, mit dem einst hervorragende Kritiken zu holen waren - und miese Einschaltquoten.
Christian Ulmen (Foto rechts) gilt als einer der intelligentesten und vielseitigsten Fernsehmacher Deutschlands und überzeugt die Kritikerzunft vor allem mit seinem stetigen Bestreben um Innovation und der Auslotung vermeintlicher Machbarkeits- sowie Zumutbarkeitsgrenzen des Mediums. Klingt zunächst einmal nicht danach, als sei er damit prädestiniert, Unterhaltungsangebote für RTL II zu produzieren - und ist bereits vor ziemlich genau einem Jahr mit der Boulevardmagazin-Parodie «Starshine» aus Quotensicht mächtig nach hinten losgegangen. Aus irgendeinem Grund hielten es die beiden Parteien dennoch für eine gute Idee, ein weiteres Mal zu kooperieren und zu allem Überfluss mit «Ich liebe einen Promi» auch noch eine Sendung beinahe 1:1 zu revitalisieren, die vor zwölf Jahren bereits bei ProSieben den Beweis der ausreichenden Massentauglichkeit schuldig geblieben war. Was also nach einem Flop mit Ansage klingt, ist aus rein inhaltlicher Sicht rundum gelungenes Fernsehen, das schlichtweg Spaß macht und für Ulmen-Verhältnisse geradezu konventionell daherkommt.
Das kann ohne jede Frage auch diesmal wieder passieren, zumal das Vorprogramm mit «Die Geissens» und «Traumfrau gesucht» nun nicht gerade dafür sorgen dürfte, dass allzu Ulmen-affines Publikum bereits vor 23:20 Uhr seinen Weg zu RTL II findet. Doch gut gemachtes, extrem unterhaltsames und auf eine augenzwinkernde statt niederträchtige Art und Weise fremdschämiges Fernsehen bleibt das Format auch in seiner Zweitverwertung. Mit Julian F.M. Stoeckel hat man überdies für die Auftaktfolge auch genau den richtigen Schlag Promi für dieses Konzept auftreiben können. Er weiß als prominenter Kandidaten-Anpeitscher zu überzeugen, ohne in seiner Rolle zu einem komplett unerträglichen Widerling zu werden, mit dem man überhaupt nicht mehr sympathisieren könnte. Und er spricht das Trash-affine RTL-II-Publikum an, erinnert mit seinem augenzwinkernden und selbstironischen Auftreten aber gleichzeitig auch ein wenig an Ulmen selbst.
Es ist nur eine von mehreren Szenen, in denen der Zuschauer zwischen Schadenfreude und Wut schwankt und den Protagonisten wünscht, dass die 48 Stunden möglichst schnell vorbeigehen mögen - zumal man sich in diesen Momenten auch stets selbst mit der Frage konfrontiert, ob und wie man selbst diese Situation gelöst und in der Maskerade verblieben wäre, die zum großen Geldgewinn führt. Ob das Konzept in den weiteren vier Folgen mit Jenny Elvers, Walter Freiwald, Micaela Schäfer und Claude Oliver Rudolph auch so gut aufgehen wird wie bei der Premiere, wird sich noch zeigen müssen. Reizlos klingt die Auswahl an weiteren Promi-Liebhabern allerdings nicht.
Unterm Strich ist «Ich liebe einen Promi» ein sehenswertes Format, bei dem man sich durchaus vorstellen kann, dass es auch beim Massenpublikum zündet. Anders als das am vergangenen Dienstag bei ProSieben gestartete «Jerks» ist das Konzept und der Humor nicht wirklich speziell geraten, der Einstieg in die Sendung gelingt ohne jeden Gewöhnungsbedarf und mit seiner Mixtur aus Comedy, Spielshow und Dokusoap ist es am späten Montagabend zumindest kein so großer Fremdkörper wie im Vorjahr «Starshine» im Anschluss an die donnerstagabendliche «Frauentausch»-Programmierung. Nach der Vorgeschichte mit Sender und Sendung wäre es dennoch eine erfreuliche Überraschung, sollte man hiermit einen Erfolg feiern können - wobei ein Scheitern gewiss auch keine dramatischen Konsequenzen für die TV- und Film-Existenz von Christian Ulmen hätte.