Drei Jahre nach dem überschwänglich gefeierten Actionhit «John Wick» kehrt Keanu Reeves in seiner Paraderolle als eiskalter Auftragskiller zurück auf die große Leinwand.
Nachdem er gnadenlose Rache an den Kriminellen genommen hat, die seinen Hund getötet haben, erhält Profikiller John Wick seinen geliebten 1969er Mustang von den russischen Gangstern, die ihn gestohlen haben, zurück – nur um sofort in eine spektakuläre Verfolgungsjagd durch die überfüllten Straßen New Yorks verwickelt zu werden. Bei seiner Rückkehr nach Hause werden Johns Pläne, endlich ein friedliches Zivilleben aufzunehmen, jäh durchkreuzt, als der italienische Gangster Santino D’Antonio (Riccardo Scamarcio) an seine Tür klopft – mit einem goldenen Schuldschein in der Hand, der John verpflichtet, sich für frühere Gefallen zu revanchieren. Auf Anordnung von Winston (Ian McShane), dem Kopf der geheimen Killervereinigung des Continental, den uralten Kodex der Organisation zu respektieren, akzeptiert John widerwillig den Auftrag, Santinos eigene Schwester Gianna (Claudia Gerini) auszuschalten. John reist nach Rom, bewaffnet sich bis an die Zähne und schießt sich den Weg durch die schwere Camorra-Security frei, um Gianna in ihrem Schlafzimmer zu töten. Doch wieder zuhause muss er feststellen, dass sein Heim bis auf die Grundmauern niedergebrannt ist…
Das Filmuniversum von «John Wick: Kapitel 2» hat nichts von seinem surrealistischen Touch eingebüßt. Die eher an ein B-Movie erinnernde Handlung spielt nach wie vor in einer Welt, die mit der unseren absolut nichts gemein hat. Jeder in dieser Geschichte, vom Hotelportier über die augenscheinlichen Touristen auf der Straße, scheint in irgendeinem Zusammenhang mit dem durchtrainierten Killer zu stehen. Schon ein Blick auf das ausschließlich in dieser Filmwelt funktionierende Zahlungsmittel – einfache Goldmünzen nämlich – genügt, um festzustellen, dass die Reihe gar nichts mit unserem Realitätsverständnis zu tun haben will. Vor allem das Ende lässt erahnen, welche Ausmaße die scheinbar zufälligen Zusammenhänge der ersten beiden Filme besitzen. Das Mysterium um die Titelfigur wird im zweiten Teil um diverse Details ergänzt, die fast schon eine Fortführung im Rahmen einer TV-Serie rechtfertigen würden. Das macht «Kapitel 2» im Vergleich zum ersten Film aber auch spürbar finsterer. Chad Stahelski respektive der wiederkehrende Drehbuchautor Derek Kolstad («The Package – Killers Game») erlauben sich nur noch selten einen ironischen Bruch mit dem Geschehen. Hierzu lässt sich gespaltener Meinung sein: Auf der einen Seite verleiht diese Tatsache dem Film eine noch wuchtigere Ausmaße, mit der sich das Franchise vom leichtfüßigen Mainstream-Actionkino abhebt. Auf der anderen Seite tut man der mitunter doch recht hanebüchenen Ausgangslage nicht immer einen Gefallen, wenn man das Leinwandgeschehen derart ernst nimmt. An Tempo, Dynamik und vor allem technischem Können steht das Sequel dem Vorgänger jedoch in Nichts nach.
Kameramann Dan Laustsen («Crimson Peak») war im ersten Teil der Reihe noch nicht an mit Bord. Tatsächlich lässt sich dieser Wechsel hinter den Kulissen vernehmen; ein negativer Kritikpunkt ist das jedoch nicht. «John Wick: Kapitel 2» wirkt wuchtiger und eleganter, verlässt sich stärker auf detailliert konzipierte Bildkompositionen und lässt den anklingend dreckigen Look aus dem ersten Teil vermissen. Gleichzeitig stellt Laustsen mit den diversen Settings wie den Katakomben unterhalb Roms, einem Spiegelkabinett (die beste Szene des Films!) oder einem U-Bahn-Schacht Dinge an, die man mit eigenen Augen gesehen haben muss, um zu begreifen, wie vielfältig sich diese Orte für spektakuläre Action-Choreographien zweckentfremden lassen. Dieser technischen Brillanz müssen sich auch sämtliche Darsteller unterordnen. Keanu Reeves stemmt die Handlung vollständig auf seinen Schultern; seine vielen Widersacher bleiben dagegen absolut austauschbar. Einzig die undurchsichtige (und stumme) Ares, gespielt von Shootingstar Ruby Rose («xXx: Die Rückkehr des Xander Cage»), versprüht eine kühle Ausstrahlung, der sich weder der Zuschauer, noch John Wick selbst entziehen kann. Größere Namen wie Laurence Fishburne («Passengers») sind dagegen eher agierende Randnotizen und können kaum bemerkenswerte Akzente setzen.