Nach «Die Wanderhure» folgt «Die Ketzerbraut». Sat.1 lässt in einem neuen TV-Film eine junge Frau gegen die Kirche antreten und handelt dabei lieber mit Klischees, statt mit Frauenpower.
Die katholische Kirche, ihre Korruption, ihr Fanatismus und ihre Machtansprüche sind immer ein einfaches Ziel, egal in welchen mittelalterlichen Lebenslagen. Dementsprechend karikaturartig, ohne jegliche Nuancen und absolut uninteressant kommen die kirchlichen Oberhäupter oftmals daher. Das ist auch in «Die Ketzerbraut» nicht anders. Böse, böse Kirche! Rückständig, brandschatzend und machthungrig nimmt sie alles auseinander, was sich ihr in den Weg stellt. Dabei werden auch willkürlich der ein oder andere Beistehende mitgenommen, wenn dieser oder diese entsprechendes Pech haben. Nichts ist zu böse für diese eher lächerlich-stereotype Fiktionskirche.
Auch der Akt einer Vergewaltigung als Handlungsmotivation für die weibliche Hauptfigur reiht sich in eine lange Tradition von Mittelalter- und/oder Fantasy-Fiktionen ein. Jegliche Kritik daran kann man natürlich mit einem „Tja, so war das eben damals…“ beiseite wischen und weiterhin so tun, als hätten solche düsteren abgehandelten Hintergründe etwas mit psychologischer Tiefe zu tun. Der schiere Intellekt und die Neugier, die Genoveva von Natur aus mit sich bringt und noch die interessantesten Aspekte an ihrem Charakter darstellen, reichen natürlich allein nicht aus, um sich gegen die alberne Vorherrschaft der katholischen Kirche aufzulehnen. Es muss alles viel schlimmer, viel tragischer und viel, viel klischeehafter sein, damit der Zuschauer mitgerissen wird. Das geht solange gut, bis es dann irgendwann lächerlich wird (und das passiert ziemlich schnell). Originell ist das alles nicht und in so ziemlich jeder Ken Follett-Verfilmung noch durchgekaut worden. «Die Ketzerbraut» fügt diesen Bildern keine neuen Aspekte hinzu. Diese spezifische Stolperfallen sind aus diversen anderen Fernsehproduktionen bekannt. Selbst hochwertige Prestige-Fantasyserien wie «Game of Thrones» sind nicht davor gefeit. 
Um nicht als Ungläubige verhaftet zu werden, knien (v.r.n.l.) Veva (Ruby O. Fee), die Tochter des Schmieds (Laura Karolyi), Sandor (Stefano Bernardin) und die Sarazenin (Ilknur Boyraz) zum Gebiet nieder.
Auch das Anschmiegen dieses Einzelschicksals an einen realen historischen Hintergrund bleibt oberflächlich. Hier werden mal die vermeintlich ketzerischen Thesen des Martin Luthers erwähnt, dort ein paar Sätze zum Kirchenablass verloren, näher darauf eingehen möchte oder kann das Drehbuch aus zeitlichen Gründen nicht. Letztendlich handelt es sich um einen Fernsehfilm, der es nicht einmal ansatzweise wagt, seine Zuschauer herauszufordern und lieber im gemütlichen Belanglosem festhängt. Dementsprechend vorhersehbar ist das Mittelalterdrama gestaltet: Auf Intrige, Mord und Vergewaltigung folgen Rache, dann Moral und letztendlich Hoffnung. Die Dialoge sind hölzern und werden trotz aller dramatisch-ausufernder Mühen - vor allem von Hauptdarstellerin Ruby O. Fee - auch entsprechend steif vorgetragen.
Die Inszenierung von Regisseur Hansjörg Thun selbst streift dagegen nie den Mief von schlechten Fernsehen ab. Auch den Zuschauer kann Thun nicht überzeugend an den Beginn des 16. Jahrhunderts zurückversetzen. Darüber hinaus wirken Szenen vereinzelt unsinnig, inkohärent und ohne wenig Bedacht aneinander gereiht. Selbiges gilt für die wackelige und geradezu trunken wirkende Kameraarbeit. Weder tonal noch inszenatorisch findet der Film jemals zu so etwas wie einem Gleichgewicht: Mal sind Schauspiel, Handlung und die Charakterisierungen maßlos überzogen, dann scheitern jegliche Versuche, der Geschichte so etwas wie Liebe, Leidenschaft und Intimität zu verleihen. Nahaufnahmen von Dekolletés im mittelalterlichen Zwirn helfen da auch nicht.