Die Kino-Kritiker: «The LEGO Batman Movie»

Drei Jahre nach «The LEGO Movie» erhält der heimliche Star des gefeierten Animationsfilms sein wohlverdientes Solo-Abenteuer. Kann «The LEGO Batman Movie» an die Komik und Kreativität des Auftaktfilms anknüpfen?

«The LEGO Batman Movie»

  • Kinostart:09. Februar 2017
  • Genre: Komödie/Animationsfilm
  • FSK: 6
  • Laufzeit: 104 Min.
  • Musik: Lorne Balfe
  • Buch: Seth Grahame-Smith, Chris McKenna, Erik Sommers
  • Regie: Chris McKay
  • Deutsche Sprecher: Luke Mockridge, Gronkh, David Nathan, Jürgen Thormann
  • OT: The LEGO Batman Movie (USA 2017)
Als Warner Bros. vor drei Jahren «The LEGO Movie» in die Kinos brachte, fürchteten sich zunächst noch alle vor einem eineinhalbstündigen Werbeclip für den Klötzchen-Konzern. Doch als sich der hierzulande von 1,3 Millionen Zuschauern gesehene Animationsfilm schließlich als ziemlich gewitzter Meta-Schabernack erwies, der ein Popkulturphänomen nach dem anderen durch den in Brickfilm-Optik konzipierten Kakao zog, erschloss sich den «Jump Street»-Masterminds schnell eine große Fanbase. Sogar ein mittelgroßer Shitstorm war zu vernehmen, als «The LEGO Movie» seinerzeit bei den Oscars geschnitten und nicht für einen Award in der Kategorie „Bester Animationsfilm“ nominiert wurde. Verständlich, denn wo Hollywood gern die Besinnung auf ewig gleiche Konzepte vorgeworfen wird, stellte dieser Film tatsächlich mal etwas völlig Anderes dar. Trotzdem besitzt «The LEGO Movie» keine lange Halbwertszeit – einmal über die vielen kreativen Ideen in Entzücken geraten, verpufft die Faszination spätestens bei mehrmaligem Sehen. Zurück bleibt ein guter, aber mit der Zeit doch spürbar nachlassender Film, bei dessen Highlightbenennung sich dennoch alle einig sind: Batman!

Lord und Miller gelang mit dem selbstverliebten Fledermausmann ein absoluter Glücksgriff, der sich in seiner Rolle als Sidekick leider noch nicht völlig entfalten konnte. Das soll sich jetzt ändern – in «The LEGO Batman Movie» steht der dunkle Ritter im Miniformat ganz alleine im Mittelpunkt seines perfekt auf ihn zugeschnittenen Abenteuers. Das Ergebnis: Ein verdammt lustiger, äußerst kurzweiliger und der Selbstkritik nimmermüder DC-Actionfilm im Brick-Stil, der sich weitaus mehr Seitenhiebe auf das eigene Comicuniversum erlaubt, als man es ohnehin erwarten durfte.

Ein einsamer Batman gegen den Rest von Gotham


Seit Jahrzehnten ist Gotham die gefährlichste Stadt der Welt. Doch es stehen weitreichende Veränderungen bevor. Als sich der Joker (deutsche Stimme: Gronkh) und sämtliche Superschurken des DC-Universums freiwillig stellen, sind Bewohner und Polizei begeistert, doch Batman wird hellhörig. Er vermutet einen weitreichenden Plan - und soll Recht behalten. Doch wenn er verhindern will, dass sich der Joker die Stadt durch eine feindliche Übernahme einverleibt, muss er vielleicht endlich einmal sein Image vom einsamen Rächer revidieren und die Unterstützung anderer annehmen. Außerdem könnte es ihm auch nicht schaden, wenn er alles etwas lockerer sehen würde. So nimmt er notgedrungen seinen aus Versehen adoptierten Sohn Robin (deutsche Stimme: Luke Mockridge) unter seine Fittiche und rettet, was zu retten ist.

Für «The LEGO Batman Movie» wurde hinter den Kulissen ordentlich durchgemischt. Phil Lord und Chris Miller treten hier nur noch als Produzenten in Erscheinung, die Regie übernahm dafür Kino-Debütant Chris McKay («Robot Chicken»). Dieser wiederum wurde bereits als Executive Producer für das «The LEGO Movie»-Sequel bestätigt, für den Phil Lord seinerseits gerade das Drehbuch schreibt. Am Skript von «The LEGO Batman Movie» hatte dagegen weder Phil Lord, noch Chris Miller seine Finger – dafür drei andere Autoren (unter ihnen Seth Grahame-Smith, «Stolz und Vorurteil & Zombies»). Dem fertigen Film ist das leider anzumerken, denn auch wenn das Tempo und die Gagdichte in «The LEGO Batman Movie» durchgehend hoch sind, wirken die emotionalen Momente im Kontrast dazu stellenweise deplatziert. Dabei haben sowohl die persönliche Hintergrundgeschichte, als auch der Actionklamauk gleichsam ihre Daseinsberechtigung (und tatsächlich kann sich die Backgroundstory rund um Batmans Einsamkeit immer noch recht gut entfalten), doch in Einklang kommen beide Elemente nicht.

Dazu lassen sich die einzelnen Erzählschwerpunkte zu klar voneinander abgrenzen, sodass das Tempo der Actionsequenzen immer dann ziemlich abrupt ausgebremst wird, wenn es darum geht, die eigentliche Geschichte voranzutreiben. Lord und Miller schienen dieser Aufgabe bisher immer ein wenig besser gewachsen zu sein. Dasselbe gilt übrigens auch für die vielen Anspielungen auf Popkultur und das eigene DC-Universum, die in «The LEGO Batman Movie» im Minutentakt auf den Zuschauer niederprasseln.

Viele, viele bunte Referenzen...


Die Macher von «The LEGO Batman Movie» belassen es nicht beim DC-Universum als ausschließlichem Gag-Lieferanten (auch wenn es tatsächlich sehr amüsant ist, wie Batman rückblickend zu solchen Ideen steht, Schurken als Schurkenjäger einzusetzen und auch der Grundkonflikt zwischen ihm und seinem Lieblingsfeind Joker ist herrlich abgedreht konstruiert); stattdessen zaubern sie allerhand Figuren aus dem Hut, die nicht einmal annähernd etwas mit dem Comicriesen zu tun haben. Man schielt gar zu Marvel, um sich einige nette Seitenhiebe auf die Konkurrenz zu erlauben – etwa wenn „Iron Man nervt“ das Passwort für die Batcave ist. Zu Staunen gibt es in «The LEGO Batman Movie» daher immer irgendwas, auch wenn man gerade im Mittelteil merkt, dass sich der Film auf das Auftauchen möglichst vieler bekannter Charaktere aus anderen Film-Franchises als alleinige Zugkraft verlässt. Ein Trugschluss, der dazu führt, dass sich die Animationsaction zeitweise zieht. Entschädigungen dafür gibt es immerhin zuhauf. Ohne auch nur einen der vielen Gastauftritte vorweg zu nehmen, ist es wahrlich beachtlich, welche Filmreihen von den Machern ausgebuddelt wurden, um «The LEGO Batman Movie» um möglichst viele Bösewichte zu ergänzen. Ein echter Schurken-Overkill!

Abseits davon landet vor allem die deutsche Synchronfassung einen großen Coup – konnten die Verantwortlichen doch für einen Großteil der bekannten Rollen ebenjene akustische Besetzung verpflichten, die auch schon in Christopher Nolans «The Dark Knight»-Trilogie ihre Stimmen zum Besten gab. Darunter fallen Figuren wie Sir Alfred, Batman selbst, aber auch Harley Quinn. Nur vereinzelt setzt man hier auf prominente Sprecher. Gronkh gefällt als eher schusseliger denn irrer Joker, während Luke Mockridge hörbar Spaß daran hat, sich als Batmans Lehrling Robin auszuprobieren. Das Drehbuch widmet ihm leider nur überraschend wenig Zeit und Platz. Weitaus weniger Aufwand als noch in «The LEGO Movie» scheint man sich auch bei der Animation gemacht zu haben. «The LEGO Batman Movie» besticht immer noch durch seinen LEGO-Stil, doch anders als bei seinem Vorgänger ist hier deutlich zu erkennen, dass die Brick-Optik in Wirklichkeit aus dem Computer stammt. Die liebevolle Detailarbeit aus dem ersten Film ist hier nur noch zu erahnen, dafür ist der neuere Vertreter aber auch deutlich temporeicher und actionlastiger. Viel Zeit, sich an der ausgeklügelten Animationstechnik zu erfreuen, bleibt da ohnehin nicht. So ist «The LEGO Batman Movie» bis zuletzt ein immer noch äußerst unterhaltsames Vergnügen. Es wird spannend sein, zu sehen, wie lang die Halbwertszeit diesmal ist.

Fazit


Der rasant erzählte «The LEGO Batman Movie» ist ein tricktechnisch spektakuläres Animationsabenteuer mit viel (Meta-)Humor und vielen kreativen Ideen, das sich nicht scheut, die eigene DC-Historie kritisch zu hinterfragen. Zeitweise ruhen sich die Macher zu sehr auf den unzähligen Anspielungen aus, dafür überzeugen die Sprecherleistungen ebenso wie die überraschend emotionale Komponente.

«The LEGO Batman Movie» ist ab dem 9. Februar bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen - auch in 3D!
06.02.2017 09:30 Uhr  •  Antje Wessels Kurz-URL: qmde.de/91018