Zum dreißigjährigen Bestehen des beliebten Pferdemagazins kommen die Abenteuer der gleichnamigen Heldin in «Wendy - Der Film» erstmals auf die Kinoleinwand.
Die zwölfjährige Wendy (Jule Hermann) ist gar nicht begeistert. Sie soll mit ihren Eltern Gunnar (Benjamin Sadler) und Heike (Jasmin Gerat) die kompletten Sommerferien auf Rosenborg verbringen. Der runtergekommene Reiterhof, den Wendys Oma Herta (Maren Kroymann) nach dem Tod ihres Mannes allein betreibt, steht in direkter Konkurrenz zum modernen Reitstall St. Georg. Dieser gehört der geschäftstüchtigen Ulrike (Nadeshda Brennicke), deren Tochter Vanessa (Henriette Morawe) erst bei Turnieren gewinnen kann, seit Wendy mit dem Reiten aufgehört hat. Denn Wendy ist seit einem Reitunfall nie wieder auf ein Pferd gestiegen. Doch kaum am Ferienort angekommen, läuft ihr das verwundete Pferd Dixie über den Weg. Es ist dem Metzger Röttgers (Waldemar Kobus) ausgebüxt und scheint nun Wendys Nähe zu suchen. Zwischen den beiden Einzelgängern entwickelt sich eine Freundschaft, die nicht nur Wendys Leben für immer verändern wird, sondern auch Rosenborg vor dem Verkauf retten könnte. Doch wie lange wird es Wendy gelingen, Dixie vor den Erwachsenen und ihrer Rivalin Vanessa zu verstecken?
Die eigentliche Geschichte muss indes weitestgehend ohne jedwede Höhen und Tiefen auskommen. Ein wesentlicher Fokus liegt auf dem Zusammenwachsen zwischen Wendy und ihrem Dixie. Subplots um eine drohende Schließung des Reiterhofs sowie die Jagd des Metzgers auf sein Eigentum spielen sich allenfalls am Rand ab und sorgen immer nur punktuell für einen kurzen Anzug des Tempos. Diese fehlende Dynamik in der Geschichte wirkt sich direkt auf das Sehvergnügen aus. Streckenweise plätschert «Wendy – Der Film» nämlich einfach nur vor sich hin, ohne dass genau klar wird, worum es eigentlich gehen soll. Daran ändern auch die Darsteller nichts. Neben Jule Herrmann, die sich bei aller Überforderung sichtbar Mühe gibt, die Handlung auf ihren Schultern zu tragen, fällt vor allem Jasmin Gerat («Kokowääh») in der Rolle von Wendys Mutter Heike negativ auf. So verkrampft und unnatürlich wie in «Wendy» hat man die Schauspielerin bislang noch nie zu Gesicht bekommen. Maren Kroymann («Mängelexemplar») als ebenso freigeistige wie rüstige Großmutter und Benjamin Sadler («Contergan») als besorgter Vater Gunnar wissen da schon wesentlich besser zu gefallen. Henriette Morawe («Ostwind») ist in ihrer Rolle der Vanessa dagegen einfach nur glaubhaft unausstehlich, während Nadeshda Brennicke («Banklady») nicht weiter auffällt. Übrigens: Wer sich von «Wendy – Der Film» möglichst viele Pferde erhofft, der dürfte enttäuscht werden. Für einen Film dieser Sparte gibt es bis auf Wendys Dixie nämlich überraschend wenig Vierbeiner zu sehen.
Für Fans und Kenner des Franchises dürfte «Wendy – Der Film» durch die vielen Umgestaltungen eine große Enttäuschung darstellen. Natürlich ist eine vollkommen frei von der Vorlage gesponnene Neuausrichtung des Themas in Ordnung und war im Anbetracht der vielen Möglichkeiten zur Filmfranchise-Bildung auch in gewisser Weise erwartbar. Leider wirken die vielen Änderungen von Figuren- und Pferdebeschreibungen, die Darstellungen des Guts sowie der Landschaft und der Beziehungen der Charaktere untereinander willkürlich und ergeben schlichtweg wenig Sinn, geschweige denn einen Mehrwert. Aus Dixie einen Hengst zu machen, anstatt bei der Stute aus der Vorlage zu bleiben, ist eines von vielen winzigen Details, mit dem die Macher gerade die Zielgruppe vor den Kopf stoßen könnten. Aus der in den Comics und Hörspielen zwar zickig, aber immer noch liebenswert gezeichneten Cousine Vanessa macht der Film eine gehässige Antagonistin und wie schon bei den Realfilmadaptionen der «Drei Fragezeichen»-Geschichten besitzt «Wendy – Der Film» nicht jene Zeitlosigkeit, mit der die Hörspiele und Comics auftrumpfen konnten. Mit diesem Film kann sich das Franchise sicherlich eine neue Fan-Generation heranzüchten, doch es wäre nicht verwunderlich, würde er gleichsam diejenigen verprellen, die der Reihe bisher vor allem deshalb treu waren, weil sich Groß und Klein gleichermaßen angesprochen fühlen konnten. «Wendy – Der Film» ist daher weniger eine Realfilmadaption des Comics, als vielmehr ein vollkommen für sich allein stehender (und eben nur mäßig gelungener) Pferdefilm, indem ein Teil der Figuren zufällig so heißt, wie in «Wendy».