Der große Soap-Check 2016: «GZSZ» trumpft auf

Neben der Mutter aller Dailys gab es im vergangenen Jahr nur noch einen weiteren Gewinner. Und es gab einen großen Verlierer, der auf seinem Sendeplatz plötzlich starke Konkurrenz bekam.

Sieben Dailys kämpften 2016 regelmäßig um die Gunst der Zuschauer bei den acht großen Sendern – die Zahl dieser Formate blieb im Vorjahr also konstant. Anders als noch 2015, als Sat.1 mit «Mila» einen kurzlebigen Vorstoß in diesen Markt wagte, gab es aber keine Versuche, neue Formate dieser Coleur ins Spiel zu bringen. Soaps gelten momentan als risikobehaftet, was nicht zuletzt am langen Produktionsvorlauf liegt. Floppt eine solche Sendung, dann sind meist viele Euros verbrannt, da 40 oder 50 Episoden schon auf dem Tisch liegen.

«Sturm der Liebe» (Das Erste)

  • 2014: 2,07 Mio. (20,4% - 14-49: 8,2%)
  • 2015: 2,04 Mio. (19,4% - 14-49: 7,4%)
  • 2016: 1,92 Mio. (16,7% - 14-49: 7,2%)
Man könnte 2016 durchaus behaupten, dass verschiedene Entwicklungen und Trends dafür verantwortlich waren, dass etablierte Formate keinen ganz so sicheren Stand mehr haben als 2015 noch. Da wäre zum Beispiel die ARD zu nennen, deren Chefs kürzlich erstmals offen über eine Umgestaltung der Daytime nachdachten. Dieser Schuss vor den Bug kommt keineswegs von Ungefähr: «Sturm der Liebe», einst das absolute Non-Plus-Ultra am Nachmittag mit Marktanteilen von mehr als 25 Prozent, ist nach rund elfeinhalb Jahren an einem Scheidepunkt angekommen. In 2016 haben die Geschichten rund um den Fürstenhof die größten Verluste zu verkraften. Insgesamt gingen zwar noch überschaubare rund 120.000 Zuseher verloren, bei den Quoten rutschte das Ergebnis aber schon stärker nach unten. Es stand ein Minus von 2,7 Prozentpunkten geschrieben. Nach 19,4 Prozent im Vorjahr belief sich der Mittelwert nun auf 16,7 Prozent, was freilich aber immer noch ein gutes Stück über dem Senderschnitt des Ersten liegt.

Verantwortlich für die Erosion war freilich das ZDF, das mit «Bares für Rares» um 15.05 Uhr eine barenstärke Konkurrenz ins Rennen geschickt hat. Die Trödelshow hat aufgeholt und schließlich überholt. Inzwischen liegt das Horst-Lichter-Format mit regelmäßig um die 20 Prozent Marktanteil ganz klar in Führung.

«Rote Rosen» (Das Erste)

  • 2014: 1,61 Mio. (17,1% - 14-49: 6,3%)
  • 2015: 1,57 Mio. (16,2% - 14-49: 6,7%)
  • 2016: 1,47 Mio. (14,7% - 14-49: 6,1%)
Deutliche Verluste gab es 2016 auch in der Stunde vor «Sturm der Liebe», bei der nördlichsten aller Dailys, den «Roten Rosen». Auch hier halten sich die Abschläge in Sachen Reichweite beim Gesamtpublikum noch in Grenzen. Rund 100.000 Zuseher gingen verloren, sodass die 14.10-Uhr-Serie noch auf 1,47 Millionen Zuschauer kommt. Zu erwähnen ist aber, dass die Serie nach Jahren der Konstanz erstmals gewisse Abganben verkraften muss. Mit einem Minus von eineinhalb Punkten pendelte sich das Format bei 14,7 Prozent ein. Auch bei den Jungen ging ein guter halber Punkt flöten, sodass der Mittelwert noch bei 6,1 Prozent liegt.

«GZSZ» (RTL)

  • 2013: 3,25 Mio. / 20,3%
  • 2014: 2,91 Mio. / 17,8%
  • 2015: 2,66 Mio. / 16,9%
  • 2016: 2,84 Mio. / 18,2%
Reichweite ab 3 / Quote 14-49 (montags bis freitags, 19.40 Uhr)
Während sich Das Erste also gewisse Gedanken um eine Aufpolierung des Genres Daily machen muss, läuft es bei RTL wie geschmiert – allerdings auch nur dort: «Gute Zeiten, schlechte Zeiten», der dienstälteste Vertreter des Genres ist 2016 auch der klarste Gewinner. Vor allem im Sommer schrieb die Soap aus der Schmiede UFA Serial Drama regelmäßig positive Schlagzeilen und kam mit 24,3 Prozent in der Spitze auf ihre besten Ergebisse seit 2013. Das spiegelt sich nun auch in der Jahresendabrechung wieder. Das 19.40-Uhr-Format legte deutlich zu: Rund 150.000 Zuschauer ab drei Jahren gewann die Serie hinzu, bei den 14- bis 49-Jährigen standen Gewinne von 1,3 Prozentpunkten zu Buche. Nach tollen 16,9 Prozent im Vorjahr schloss man 2016 mit 18,2 Prozent ab und somit sogar oberhalb des Wertes in 2014.

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«Unter Uns» (RTL)

  • 2013: 1,49 Mio. / 15,5%
  • 2014: 1,28 Mio. / 13,5%
  • 2015: 1,15 Mio. / 13,5%
  • 2016: 1,20 Mio. / 13,4%
Zuschauer ab 3 / Quote 14-49, jew. Mo bis Fr, 17.30 Uhr
Neben «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» darf sich auch «Unter Uns» freuen. Die zweitälteste Daily steigerte sich von 1,15 auf 1,20 Millionen Zuseher im Schnitt, legte also um etwa 50.000 Fans zu. In der klassischen Zielgruppe blieb die Quote fast unverändert. Nach 13,5 Prozent im Vorjahr ging es minimal auf 13,4 Prozent bergab. Damit aber dürften die Verantwortlichen bei RTL doch sehr gut leben, zumal man nach deutlichen Verlusten vor einiger Zeit die Ergebnisse seit nunmehr 2014 stabil hält.

«Berlin - Tag & Nacht» (RTL II)

  • 2013: 1,26 Mio. / 12,5%
  • 2014: 1,13 Mio. / 11,6%
  • 2015: 1,02 Mio. / 10,6%
  • 2016: 0,94 Mio. / 9,4%
Reichweite ab 3 / Quote 14-49 (montags bis freitags, 19 Uhr)
Weitere Verluste muss auch «Berlin – Tag & Nacht» von RTL II einstecken. Hier geht es seit Jahren schon kontinuierlich bergab: Die grobe Faustregel lautet. Pro Jahr verabschieden sich rund 100.000 Zuschauer. 2016 kam die filmpool-Produktion somit insgesamt bei noch 0,94 Millionen Fans um 19 Uhr im TV an. Zum Vergleoch: 2015 waren es 1,02 Millionen, 2013 gar 1,26 Millionen. Noch stärker als andere Soaps spürt die Berliner Chaos WG jedoch, dass die ganz junge Zielgruppe immer stärker online unterwegs ist und Serien jeder Art streamt. Die Soap landete nach vormals 10,6 Prozent in der Zielgruppe bei 9,4 Prozent – verweilte somit aber weiterhin klar über dem Senderschnitt.

«Köln 50667» (RTL II)

  • 2013: 0,89 Mio. / 11,5%
  • 2014: 0,71 Mio. / 9,7%
  • 2015: 0,67 Mio. / 9,2%
  • 2016: 0,58 Mio. / 7,8%
Reichweite ab 3 / Quote 14-49 (montags bis freitags, 18 Uhr)
Gleiches gilt auch für die zweite RTL II-Soap, das um 18 Uhr laufende «Köln 50667», das zuletzt schon mit inhaltlichen Anpassungen gegen den Abwärtstrend steuerte. Rund um 1.000 Folge im Spätherbst legten die Quoten dann auch merklich zu. Für das Gesamtjahr gilt dies aber nicht. Die Kölner Geschichten kamen 2016 auf im Schnitt 0,58 Millionen Zuschauer, was ebenfalls einem Minus von etwa 90.000 Fans gegenüber dem Vorjahr entspricht. 2015 musste man nur Einbußen von rund 40.000 Leuten hinnehmen. Hier hat sich der Abwärtstrend also beschleunigt. Von einst 9,2 ging es nun auf 7,8 Prozent Marktanteil hinunter.

«Alles was zählt» (RTL)

  • 2013: 2,46 Mio. / 14,7%
  • 2014: 2,24 Mio. / 13,1%
  • 2015: 2,14 Mio. / 13,6%
  • 2016: 2,08 Mio. / 12,8%
Reichweite ab 3 / Quote 14-49 (montags bis freitags, 19.05 Uhr)
Eher stabil präsentierte sich «Alles was zählt», die 19.05-Uhr-Serie von RTL. Diese profitierte aber etwas überraschend nicht vom «GZSZ»-Boom, sondern musste sich von rund 60.000 Zuschauern verabschieden. Mit einem Minus von 0,8 Prozentpunkten bei den klassisch Umworbenen landete das Format von UFA Serial-Drama bei noch 12,8 Prozent – und näherte sich somit dem RTL-Schnitt an. Die Serie ist rein von der Quote her somit das schwächste RTL-Soap-Format. Daher hat man hinter den Kulissen auch reagiert. Soap-Experte Dr. Peter Süß, in den 90ern bei «GZSZ» aktiv und seit 2005 Schöpfer von «Sturm der Liebe» wurde geholt. Er wird sich nun intensiv um das Format kümmern. Seine Ideen und Entwicklungen werden aber vermutlich erst ab Frühjahr/Sommer auch wirklich auf dem Schirm zu sehen sein.
04.01.2017 12:35 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/90295