Abbruch, Aufbruch, Umbruch: Bei Sky waren die zurückliegenden Wochen von einigen Überraschungen geprägt. Der Sender rüstet sich mit in Teilen neuer Strategie für die nächste Entwicklungsstufe.
Ohne Frage: Während man sich in Unterföhring freut – und wohl schon den 21. Dezember als nächsten wichtigen Fußballtag im Kalender markiert (dann trifft RB Leipzig auf die Bayern), richten sich die Augen beim Bundesliga-Sender Sky schon auf das Jahr 2017. Ab dann greift der neue Bundesliga-Vertrag und mit ihm werden eine Reihe von Änderungen einhergehen. Es gilt auch hinter den Kulissen neue Verträge mit wichtigen Mitarbeitern auszuhandeln. Bekannte Gesichter wie Rolf Fuhrmann oder Fritz von Thurn und Taxis werden in TV-Rente gehen, andere werden neu zum Team dazu stoßen. Sky wird in den dann folgenden vier Jahren knapp 880 Millionen Euro an Lizenzkosten für 572 Livespiele auf den Tisch legen und diese Summe natürlich auch refinanzieren müssen. Die Liga will ihrerseits bessere Zugänge zu den Stars, auch unter der Woche, anbieten – und somit die Magazine des Senders stärken. Sky wird daran arbeiten müssen, die Liga noch attraktiver zu machen als sie ohnehin schon ist – und hier soll vor allem der inzwischen ins Free-TV gewechselte Nachrichtensender Sky Sport News HD helfen. Er ist das 24-Stunden-Werbevehikel für die Bundesliga, wo Interviews, Bilder, Einschätzungen rauf und runter laufen.
Für die neue Bundesliga-Saison hat sich Sky zudem mit Frank Buschmann und somit sicherlich mit einem der begehrtesten deutschen Sportreporter verstärkt. Er wird ab August 2017 Fußballspiele für den Kanal kommentieren, einzeln und auch in der Konferenz. Was manche als weitere Annäherung an den Mainstream ansehen, ist aber eigentlich kein Abweichen von Skys Taktik. Schon in den 90ern war es stets das Ziel von Premiere, die begehrtesten Stimmen in seinen Reihen zu wissen. Damals holte man Reinhold Beckmann, Fritz von Thurn und Taxis und Marcel Reif. Zwar sind Marcel Reif und Frank Buschmann in nahezu keinem Bereich vergleichbar; in einem aber eben doch. Sie genießen einen extrem hohen Anerkennungswert in der Branche und haben ein wirkliches Alleinstellungsmerkmal. Deshalb hat „Buschi“ auch das Zeug, in den kommenden Jahren eine ähnliche Rolle bei Sky zu spielen wie es Marcel Reif bis vergangenen Sommer tat. Zumal Buschmann ja auch noch in der Unterhaltung oder im Magazin-Bereich eine bedeutende Rolle einnehmen könnte.
Mit Bauchkribbeln erwartet wird auch das neue Talk-Duell am Sonntagvormittag. Während hinter der exakten Zukunft von Skys bisherigem Fußballtalk «Sky 90» noch ein Fragezeichen steht (die Anzeichen deuten auf eine Fortsetzung zu neuer Zeit hin, ab der kommenden Saison läuft um 19.30 Uhr noch das späte Sonntagsspiel), ist klar, dass Sky Sport News HD im Free-TV mit einem Wontorra-Talk 1:1 gegen den «Doppelpass» antreten wird. Produziert werden soll das zweistündige Live-Format aus dem neuen Sendekomplex in Unterföhring, von wo aus auch zahlreiche weitere Sportinhalte in die Welt hinaus versendet werden soll. Wonti im Duell mit seiner alten Liebe: Sky Sport News HD vs. Sport1. Dieser Zweikampf wird einer der spannendsten der nächsten Bundesliga-Saison.
Positivste Nachricht der vergangenen Wochen: Sky tut auch wieder etwas für die Kunden des normalen Sportpakets, das bis dato in einigen Wochen und Monaten schon reicht verwaist aussieht. Wenn nicht gerade die Formel 1 fährt oder in Champions- oder Europa-League gespielt wird, passiert im Sportabo abseits von Golf nicht unbedingt viel. Das war einigen Kunden vor allem nach dem Verlust der Premier League, die nicht zuletzt durch Jürgen Klopp als Trainer von Liverpool zusätzlichen Aufwind in Deutschland bekam, zurecht ein Dorn im Auge. Die Strategie, das Sportpaket abseits des Fußballs attraktiver zu machen, gab es bei Sky aber nach eigenen Aussagen schon zwei Jahre vorher, als man großflächig begann in den Handball zu investieren und diesen Plan mit dem Erhalt der Handball-Bundesliga-Rechte im November erfolgreich abschloss. Mindestens fünf Spiele, anfangs sogar alle neun, will Sky ab nächsten Sommer – teils in Konferenz – übertragen. Ein gehöriger Aufwand für einen Sport, der bis dato in der EHF Champions League noch nicht unbedingt das ganz große Interesse auf sich zog. Schafft es Sky, eventuell auch durch den Einsatz bekannter Sendergesichter beim Handball, die Popularität deutlich auszuweiten?
Obendrein will Sky ja längst nicht nur im Bereich des Sports punkten. Schon seit Monaten laufen die Arbeiten an der Tom-Tykwer-Serie «Babylon Berlin», einer unfassbar aufwändigen Sky-Eigenproduktion, die in Zusammenarbeit mit der ARD umgesetzt wird. Sie soll nur eine, aber eine herausragende, eigene Drama-Serie von rund 30 Stück sein, die die Sky-Gruppe für die nächsten Jahre versprochen hat. Mit der «Das Boot»-Serie, die jüngst ebenfalls angestoßen wurde, steht schon das nächste Schwergewicht in den Startlöchern. Wohl Ende 2017 könnten beide Projekte ihren Weg ins Programm finden – und dann einen zusätzlichen Anreiz schaffen, damit all die, die sich nur durch Sport nicht vom Hocker reißen lassen, Sky-Kunde werden. Denn eins ist klar: Das Abo-Wachstum darf nicht einschlafen, die Programmkosten werden allein schon wegen des Fußball-Deals steigen. Und so muss auch weiterhin ein Aufwärtstrend in zwei Kernpunkten ablesbar sein: Bestehende Kunden sollen ermutigt werden, mehr für das Angebot zu zahlen und Nicht-Kunden sollen in die Läden gelockt werden und mit Receiver wieder herausgehen.