Johannes B. Kerner: „Das Lagerfeuer lodert immer noch“

Im Interview spricht Johannes B. Kerner über seine Highlights 2016, die Zukunft der Samstagsabendshows und das Klischee der Moderations-Allzweckwaffen.

Zur Person: Johannes B. Kerner

Ob Fußball, Talk oder Gameshow: Johannes B. Kerner ist als Moderator breit aufgestellt. Dabei hört der 52-Jährige den umstrittenen Begriff der „Allzweckwaffe“ nur ungern: „Ich kriege davon aber keine Pickel, wenn das einer schreibt“, schmunzelt das ZDF-Gesicht.
Herr Kerner, am 28.12. moderieren Sie wieder «Das Spiel beginnt» (20.15 Uhr im ZDF) – diesmal aber an einem Mittwoch anstatt einem Samstag?
Ja, aber die Tage zwischen den Jahren sind für mich alle wie Samstage. Da geht es ja darum, dass die Kinder in den Weihnachtsferien ausschlafen können. Das ist also kein bewusster Wechsel vom Samstag auf den Mittwoch. Die darauffolgende Ausgabe im März wird dann wieder an einem Samstag sein. Da findet also kein genereller Sendeplatzwechsel statt. Aber zwischen den Jahren ist der Mittwoch der kleine Samstag. Wobei man da von klein gar nicht sprechen kann, weil die Sendung an sich schon extrem groß ist.

Der veränderte Ausstrahlungstag verändert am Showkonzept also nichts?
Nein, wir spielen an dem Abend zehn Spiele. Mit dabei ist Horst Lichter, Paul Panzer, Bundesfamilienministerien Manuela Schwesig, Boris Becker, Franziska von Almsick und auch die beiden Schauspielerinnen von Bibi und Tina Ich möchte, dass die ganze Atmosphäre dieser Show gelebt wird. Das soll zwischen den Jahren für die ganze Familie eine richtig große Spielfläche werden, worin ich größtes Vertrauen habe. Für mich ist das nicht einfach nur irgendeine Show, die ich moderiere. Das Konzept ist echt herrlich! Das ist für mich also keine reine Arbeit, sondern eine totale Freude. Da geht man mit einem Lächeln durch die ganze Sendung. Die allererste Sendung ist gut gelaufen. Dann gab es mal eine etwas schwächere Ausgabe, dann hat es mal wieder eine etwas bessere Show gegeben. Das soll jetzt nicht machohaft klingen, aber ich will das Ding jetzt nochmal richtig rocken!

Zu sagen, das Lagerfeuer sei nicht mehr so hell, halte ich für eine steile These. Das lodert immer noch! Es kommt immer auf das Format an und natürlich gibt es auch noch die Mediathek.
Johannes B. Kerner ist der Meinung, Unterhaltungsshows können immer noch Massen begeistern
Glauben Sie, dass das lineare Fernsehen weiterhin das Lagerfeuer 2.0 am Samstagabend bescheren kann?
Ich bin mir ganz sicher, dass das immer noch gehen kann! Wir hatten zuletzt die «Die Quiz-Champions» am Samstag, was in der Spitze mit 6,2 Millionen gelaufen ist. Das ist für einen Samstagabend sogar eine relativ kurze Sendung mit einer Laufzeit von zweieinhalb Stunden, nicht wie sonst mit teils über drei Stunden Laufzeit. Die Sendung ist dann gelaufen mit über 16 Prozent Marktanteil – und das sogar ohne «Tagesschau» oder den Nachrichten vorneweg. Das lief also ohne dieses sonst so starke Lead-In, das die Kollegen von der ARD mit der «Tagesschau» ja sonst immer haben. Dann zu sagen, das Lagerfeuer sei nicht mehr so hell, halte ich für eine steile These. Das lodert immer noch! Es kommt immer auf das Format an und natürlich gibt es auch noch die Mediathek. Aber das funktioniert immer noch, da bin ich fest von überzeugt.

Im Dezember moderierten Sie zuletzt eine 2016er-Spezial-Ausgabe des «Die Quiz-Champions» - Was waren für Sie die Themen des Jahres?
Vieles, was das Jahr medial geprägt hat, hat mit dem amerikanischen Wahlkampf zu tun. Das ist ein weltumspannendes Thema mit den verschiedenen Möglichkeiten. Sei es deren Umgang mit der Presse bis hin zu Distanz zu Journalisten oder dem Umgang mit der Wahrheit. Also all diese Themen, die da aufgekommen sind. Das ist ein prägendes Medienthema 2016. Ansonsten natürlich so Themen wie Brexit und wie dann damit umgegangen wurde. Oder natürlich auch die ganze Sache um Jan Böhmermann, ein großes Medienthema – aber da ist mittlerweile ja ein Haken dran, wenn ich das richtig verstanden habe. (lacht) Aber wollte der nicht auch «Wetten, dass…?» resozialisieren?

Ja, hat er in einer kleinen Form gemacht… Wo Sie es gerade selbst ansprechen: «Wetten, dass…?» war für Sie nie ein Thema?
Nein. Ich war da einige Male zu Gast. Thomas Gottschalk hat mich in dem Format immer begeistert und er hat das richtig gut gemacht.

Apropos Show und Comeback: 2016 feierten viele Gameshows ihr Comeback, oder?

Ich kriege das mit diesen ganzen Shows immer mit, sei es jetzt «Tutti, Frutti», «Geh auf´s Ganze» oder «Glücksrad». Ich lese darüber auch immer viel, aber ich finde die im Programm irgendwie nicht. Ich kann die also noch gar nicht richtig beurteilen. Ich möchte den Kollegen jetzt auch nicht unrecht tun, aber ich nehme diese Sendungen gar nicht wahr. Laufen die denn überhaupt schon? Jörg Draeger war früher der Moderator von «Geh auf´s Ganze» mit diesem Zonk. Das ist eine meiner ganz frühen Fernseherinnerungen, an die ich gerne zurückdenke.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Was macht JBK an Weihnachten und hat er es vermisst, während der EM 2016 als Moderator in den Stadien zu stehen?


Als Ex-«ran»-Moderator war für Sie dieses Jahr sicherlich auch die WM prägend?

Klar, Fußballspiele sind für mich immer ein großes Thema. Egal ob WM, EM, Champions League oder die Nationalmannschaft. Das gilt natürlich auch für Olympia. Das ist für mich immer alles ein großes Thema. Sport gehört zu meiner DNA.

Haben Sie sich nie dabei erwischt, dass Sie sich ärgerten, nicht live dabei sein zu können?
Als Spieler? (lacht) Nein, als Spieler wäre ich mittlerweile zu alt – und auch zu schlecht (lacht). Aber als Moderator? Nein, ich moderiere im Moment keine Sportsendung. Das ist so und ist im Moment auch in Ordnung. Vielleicht wird das irgendwann mal anders.“

Vielseitige und vielbeschäftigte Moderatoren wird – sicherlich auch häufig völlig zu Unrecht – der Stempel der Allzweckwaffe oder Alles-Weg-Moderierer aufgedrückt. Ärgert Sie das?
Ja, ich moderiere mittlerweile von der Menge her nur noch ein Zehntel von dem, was ich früher mal moderiert habe. Ich hatte früher zwischen 140 und 150 Sendungen im Jahr und habe jetzt zwischen zehn und 15 Sendungen im Jahr. Das ist wirklich ein Unterschied. Daher wäre es jetzt falsch zu sagen, Herr Kerner moderiert alles – das wäre inhaltlich einfach nicht richtig. Dass ich in verschiedenen Genres eingesetzt werde, ehrt mich auf eine gewisse Art und Weise. Aber ich sage auch ganz ehrlich: Das, was ich da mache, ist ja keine große Kunst, sondern Handwerk. Wenn man das Handwerk einigermaßen kann und man den Ton treffen kann, dann ist das natürlich ein Kompliment, wenn man auch für andere Sachen gefragt wird. Ich mache das wirklich gerne, weil ich den Job echt liebe! Alle Leute, die dann sagen, ich wäre so ein Alles-Weg-Moderierer, sollen sich bitte mal selbst da hinstellen und drei Stunden live moderieren. Das ist nicht einfach, das ist Handwerk! Ich bin nicht der Einzige, der das kann. Das können andere auch. Aber das ist mein Handwerksberuf, den ich gerne mache. Mich stört es aber überhaupt nicht, wenn einer schreibt: Alles-Weg-Moderiererer. Nur das stimmt so einfach nicht. Ich kriege davon aber keine Pickel, wenn das einer schreibt.

Inwieweit beobachten Sie denn, was über Sie berichtet wird oder auch die Einschaltquoten Ihrer Sendungen?

Das kann ich ganz klar beantworten: Was über mich berichtet wird, eher nein. Was die Quoten angeht: Eher ja. Das ist für uns in der Branche einfach die Währung. Da wäre ich ja doof, wenn ich da nicht gucke. Bei den Einschaltquoten gucke ich also schon sehr genau hin und lasse mir das auch von Leuten erklären, die davon noch mehr verstehen.

Weihnachten naht – wie verbringen Sie die Feiertage? Sie moderierten ja jahrelang auch Kochsendungen…
Ja, ich werde da unter anderem kochen (lacht)! Das ist wirklich eine große Leidenschaft von mir. Aber ich sollte vielleicht mal wieder eine Kochsendung machen? Die Idee ist gut! (lacht) Aber dann bin ich bald auch schon wieder in der Vorbereitung für die nächste Sendung, weil ich Silvester gemeinsam mit Andrea Kiewel am Brandenburger Tor moderiere.

Wie sieht Ihr Blick auf 2017 aus?
Ich habe totalen Spaß am Fernsehen. Wir haben auch schon ein paar Ideen für das neue Jahr. Anfang 2017 kann ich inhaltlich sicherlich ein bisschen mehr verraten, weil wir da derzeit noch in der Planungsphase sind. Vielleicht ist Ihre Kochidee dann ja auch schon dabei (lacht). Aber das wird für mich auf jeden Fall ein arbeitsreiches Jahr beim ZDF und ich bin richtig froh, weil der Job echt einfach geil ist. (lacht)

Vielen Dank für das Gespräch, Johannes B. Kerner.
22.12.2016 13:22 Uhr  •  Benjamin Horbelt Kurz-URL: qmde.de/90090