Quotencheck: «Grey’s Anatomy»

Die jungen Ärzte traten an, um den kriselnden Serien-Mittwoch ProSiebens zu retten, brachten sich dabei aber selbst in die Bredouille.

«Grey’s Anatomy» stellte lange Zeit eine absolute Konstante im ProSieben-Programm dar. Zwar startete die Arztserie im März 2006 am ProSieben-Dienstag schwach in seinen Run, nach einem Sendeplatzwechsel kam Staffel zwei jedoch bereits deutlich besser an. Seit September 2007 besetzte das Shonda Rhimes-Format den Mittwochabend beim Unterföhringer Sender und sorgte dort lange Zeit für große Quotenerfolge. Zwischen 2008 und 2012 lag keine einzige neue Folge der Serie um Hauptdarstellerin Ellen Pompeo in der jungen Zielgruppe unterhalb des Senderschnitts, zweitweise verbuchte man dort über 16 Prozent. Danach schlichen sich auch Schwächephasen ein, allerdings war man sich bei ProSieben der Tatsache bewusst, dass die US-Serie in Deutschland eine treue Fangemeinde genießt. Darüber hinaus feierte auch Schwestersender sixx ab 2011 tolle Erfolge mit «Grey’s Anatomy».

ProSieben, das die Staffeln der ABC-Studios-Produktion seit einigen Jahren in zwei Hälften teilt, begann Ende Februar mit der Ausstrahlung der nunmehr zwölften Staffel, wobei das Format seinen zweiten Quoten-Frühling erlebte: Durchschnittlich 12,6 Prozent der 14- bis 49-Jährigen generierten die 14 Episoden, was dem besten Ergebnis von «Grey’s Anatomy» seit 2011 gleichkam. Dass sich die angestammte Heimat der Arztserie am Mittwochabend aber über die Sommerpause hinweg zur Problemzone entwickelt hatte, machte dem Dauerbrenner zur Rückkehr Mitte Oktober einen Strich durch die Rechnung. In der Zwischenzeit setzte ProSieben auf Free-TV-Ausstrahlungen der dritten Staffel «The 100» und der neuen US-Serien «Quantico» und «Containment», die katastrophale Werte zur Folge hatten.

«Grey’s Anatomy», das seine zwölfte Staffel am 12. Oktober 2016 wieder aufnahm, übernahm daraufhin die undankbare Aufgabe, den ProSieben-Serienmittwoch wieder zu sanieren. Schon die Rückkehr Mitte Oktober deutete jedoch darauf hin, dass viele junge Zuschauer sich dem ProSieben-Mittwoch in der Zwischenzeit nachhaltig abgewandt hatten. Mit 1,42 Millionen Zuschauern leitete «Grey’s Anatomy» in den Abend ein, wobei 1,15 Millionen Personen aus der Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen stammten. Dies ergab eine Quote von 10,2 Prozent in der Zielgruppe und damit einen Wert deutlich unterhalb des ProSieben-Senderschnitts von zu dieser Zeit 10,9 Prozent. Kein zufriedenstellendes Abschneiden also für die Arztserie. Nicht nur am 12. Oktober, sondern auch in den Folgewochen, stellte die ABC-Serie jedoch das mit Abstand stärkste Glied des ProSieben-Mittwochs dar. Im Anschluss enttäuschte noch bis Mitte November jeweils «Containment», häufig mit Quoten um die sechs Prozent.

Davon unbeirrt verbesserte sich «Grey’s Anatomy» am 19. Oktober zunächst auf 1,53 Millionen Interessenten und 10,8 Prozent der Umworbenen, sodass die Serie der Sendernorm wieder recht nahekam. Der Aufwärtstrend zu Beginn der zweiten Staffelhälfte hielt jedoch nicht lange an: Schon am 26. Oktober verlor das Mediziner-Drama rund 270.000 Zuschauer ab Drei, davon knapp 240.000 im werberelevanten Alter. So generierte «Grey’s Anatomy» zur besten Sendezeit nur noch 8,5 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen, als der DFB-Pokal im Ersten und «Aktenzeichen XY…ungelöst» für die Öffentlich-Rechtlichen ungewohnt hohe Marktanteile beim jungen Publikum holten. Kurz nach dem tiefen Fall, rafften sich die jungen Ärzte aber am 2. November umso höher auf: 1,66 Millionen Zuschauer ab Drei bewirkten nun zufriedenstellende 11,4 Prozent. Seit dem noch starken Start von «Qunatico» am 3. August holte eine ProSieben-Sendung zur besten Sendezeit am Mittwoch nicht mehr einen so hohen Wert.

Der Quotenvergleich der ersten und zweiten Staffelhälfte

  • Staffel 12.1: 1,71 Mio. / 12,6% (14 Episoden)
  • Staffel 12.2: 1,37 Mio. / 9,8% (12 Episoden)
Zuschauer ab Drei / Quote 14-49
Die Achterbahnfahrt von «Grey’s Anatomy» ging jedoch weiter und so holte die Serie am 9. November bei einem Publikum von 1,43 Millionen Zuschauern wieder nur 9,7 Prozent des jungen Publikums. In den folgenden zwei Wochen schaffte es das Mittwochsformat quotentechnisch immerhin wieder in den zweistelligen Bereich. Zunächst mit 10,4 Prozent der Zielgruppe, die aus 1,54 Millionen Zuschauern ab drei und 1,11 Millionen 14- bis 49-Jährigen am 16. November resultierten. Und sieben Tage später mit 10,0 Prozent, obwohl genauso viele junge Personen einschalteten wie in der Vorwoche.

Am 30. November gab «Grey’s Anatomy» nach 1,45 Millionen Zuschauern sieben Tage zuvor auf insgesamt 1,37 Millionen Personen ab. So ergab sich eine Quote von 9,7 Prozent der jungen Zuschauer. Weitere Verluste erlitt die Serie am 7. Dezember, als noch 1,24 Millionen Zuschauer einschalteten, die zu 9,3 Prozent bei den Umworbenen führten. Zum Abschluss der zwölften Staffel sendete ProSieben am 14. Dezember gleich zwei Episoden der US-Serie. 1,39 Millionen Zuschauer wurden gemessen, die zu 10,3 Prozent in der Zielgruppe führten. Noch etwas besser lief das Staffelfinale ab 21.15 Uhr, das mit 1,44 Millionen Personen noch 50.000 Zuschauer hinzugewann und so auf 10,5 Prozent der Jungen kam. In der jungen Altersgruppe stieg die Zuschauerbeteiligung im Laufe des Abends von 1,06 auf 1,09 Millionen Zuseher.

ProSieben blickt nach 24 Folgen also mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die zwölfte Staffel von «Grey’s Anatomy» zurück. Die erste Staffelhälfte überzeugte quotentechnisch noch auf ganzer Linie, zur Rückkehr der Arztserie am Mittwochabend befand sich die ProSieben-Primetime an diesem Wochentag jedoch in einem viel schlechteren Zustand als zum Ende der ersten Staffelhälfte. Generierte «Grey’s Anatomy» im Frühjahr 2016 noch durchschnittlich 12,6 Prozent, standen im Rahmen der verbleibenden zwölf Episoden ab Oktober im Schnitt nur noch 9,8 Prozent beim jungen Publikum zu Buche. Das drückte den Marktanteil beim jungen Publikum in Bezug auf die gesamte Staffel auf 11,3 Prozent herab, womit die Serie noch immer über dem Senderschnitt rangiert. Die zweite Staffelhälfte erreichte mittlere 1,37 Millionen Zuschauer ab drei, davon 1,06 Millionen aus der Altersgruppe zwischen 14 und 49 Jahren. Insgesamt belief sich der Marktanteil im Rahmen der Ausgaben zwischen Mitte Oktober und Mitte Dezember auf 4,4 Prozent.
15.12.2016 14:00 Uhr  •  Timo Nöthling Kurz-URL: qmde.de/89995