Es bleibt in der Familie! Mit «Das Morgan Projekt» feiert Luke Scott, der Sohn von Hollywoodregisseur Ridley Scott, sein Regiedebüt. An die Meisterwerke seines Vaters kommt der ehemalige Werbefilmer damit bei Weitem nicht heran.
Lee Weathers (Kate Mara), Krisenmanagerin eines großen Unternehmens wird an einen entlegenen, streng geheimen Standort entsandt, wo sie einen schrecklichen Vorfall untersuchen und evaluieren soll. Sie findet heraus, dass das Problem von einem scheinbar unschuldigen, gleichermaßen mysteriösen wie unkalkulierbarem und gefährlichen „Geschöpf” hervorgerufen wurde. Das Mysterium heißt Morgan (Anya Taylor-Joy), ein mit synthetischer DNA biotechnisch weiterentwickeltes menschliches Wesen. In nur einem Monat hat sie (es) Sprechen und Laufen gelernt, nun – nach sechs Monaten – hat Morgan sämtliche Erwartungen ihrer Schöpfer weit übertroffen. Sie ist rätselhaft und unvorhersehbar – ein im Labor geschaffenes, zu unterschiedlichsten Gefühlen fähiges Geschöpf. Es ist nicht mehr klar zu unterscheiden, ob es sich bei ihm um ein menschliches oder synthetisches Wesen handelt. Aber was geschieht, wenn die Kreatur ihren Schöpfer in allen Belangen überflügelt? Und dann ist da noch die Frage, was gefährlicher ist: Das künstlich geschaffene Wesen oder der Konzern, der seine Schöpfung in Auftrag gegeben hat?
Ja, die Erschaffung künstlicher Menschen ist spannend. Erst recht, wenn dieses Thema so fest in der Realität verwurzelt wird, wie im Falle von «Das Morgan Projekt». Womit sich der Film von ähnlichen Genrevertretern wie zuletzt etwa «Ex_Machina» abhebt, ist nämlich die Tatsache, dass die Welt, in der sich die Filmereignisse abspielen, ziemlich genau unserer aktuellen entspricht. Natürlich entbehrt der eigentliche Konfliktherd keinerlei realer Grundsätze – Gott sei Dank hat es sich in unserer kranken Welt noch nicht etabliert, Menschen künstlich zu erschaffen! Doch Setting und Prämisse an sich erwecken den Eindruck eines naheliegenden Blickes in die Zukunft. Auch der Aufbau von «Das Morgan Projekt» geht ruhig und mit stetem Blick auf die wissenschaftlichen Fortschritte vonstatten. Doch die Umsetzung wird der interessanten Ausgangslage zu keinem Zeitpunkt gerecht. Während sich der Film zunächst in unwichtigem Gefasel verliert (die Exposition ist für die Plotentwicklung und die nur allzu simple Message viel zu ausführlich geraten), steuert die Geschichte in der zweiten Hälfte auf ein Finale zu, das nicht nur die Beliebigkeit eines unterdurchschnittlichen Actionfilmes erreicht, sondern unter Zuhilfenahme einer zwar schön in Szene gesetzten, aber nicht zu Ende gedachten Jagd-Symbolik obendrein auch für einen bitteren Beigeschmack sorgt. „Alles, was nicht Mensch ist, darf guten Gewissens erschossen werden“? Nein danke, irgendwie finden wir das dann doch eine Spur zu krass…
Tatsächlich haben auch die Darsteller unter der unausgegorenen Inszenierung zu leiden. Trotz der äußerst ausführlichen Einführung sämtlicher Charaktere ist es auch den Umständen geschuldet, dass wir nie wirklich etwas über sie erfahren. Die über die Figuren neu gewonnenen Erkenntnisse beziehen sich hauptsächlich auf den Bereich der Wissenschaft. Schon bald sind wir mit den beruflichen Werdegängen der wichtigen Figuren bestens vertraut, doch wirklich persönlich wird es nie. Versuchen sich die Macher doch mal daran, den Charakteren auch darüber hinaus interessante Facetten beizufügen, bleibt man tief im Klischee stecken; dass sich die Crew irgendwann nicht mehr dazu durchringen kann, das erschaffene Wesen weiterhin als «Es» zu bezeichnen, gerät arg plakativ. Der in «The Witch» noch so phantastisch aufspielenden Anya Taylor-Joy gelingt es nicht, die sich sukzessive menschlichen Züge glaubhaft auf ihre Figur zu übertragen und Hauptfigur Kate Mara («Fantastic Four») bleibt zwar blass, weil es ihrem Charakter geschuldet ist. Doch Interesse kommt beim Zuschauer nie auf – weder für die Personen, noch für die Entwicklung des Szenarios. Damit bleibt «Das Morgan Projekt» bis zuletzt eine äußerst sperrige Angelegenheit – und der mysteriöse Werbeslogan „Wer ist Morgan?“ in seiner Offensichtlichkeit ziemlich lächerlich.