RTL II und UFA Serial Drama koppeln in zunächst 20 Folgen die klassische Polizei-Ermittler-Sendung mit Vorabend-Soaps. Ein spannendes Experiment, nicht nur für den Produzenten.
Das Tagesprogramm im deutschen Fernsehen wird 2016 mehr denn je von mehr oder weniger „echten Polizisten“ dominiert, die sich dabei filmen lassen, zu gestellten Einsätzen und fahren und diese Probleme zu lösen. Sat.1 und RTL räumen für solche Formate derzeit gleich mehrere Stunden im Nachmittagsprogramm frei. Bei RTL II geht man ab dieser Woche einen Schritt weiter. Immer um 17 Uhr kommt mit dem Scripted-Reality/Soap-Zwitter eine neuartige Mischung namens «Sterne von Berlin» auf die Zuschauer zu. 20 Folgen hat UFA bis dato produziert und erstrebt natürlich eine dauerhafte Beauftragung. „Im Falle eines Erfolgs könnten wir auch in größerer Stückzahl neue Episoden herstellen“, sagt UFA Serial Drama-Produzent Jonas Baur im Gespräch mit Quotenmeter.de. Heißt: Wenn RTL II wollen würde, könnte die Serie ab 2017 auch dauerhaft laufen, so wie es «Köln 50667» und «Berlin – Tag & Nacht» schon tun.
Auch für UFA Serial Drama, das sonst klassische Dailys wie «GZSZ» oder «Unter Uns» herstellt, sind die «Sterne von Berlin» quasi Neuland. „Natürlich haben wir uns umgeschaut, wie andere solche Formate produzieren. Aber wir haben uns auch gefragt, was wir aus unseren Produktionen lernen können. Wir hatten also Kameramänner im Einsatz, die sowohl für Scripted Realitys gearbeitet haben als auch bei klassischen Dailys – gleiches gilt für fast alle Beteiligten,“ erklärt Baur. Das Format begleitet fünf junge Polizisten bei ihren ersten Schritten im echten Polizeileben. Pia, Linda, Eiji, Philipp und Nils haben ihre Polizeiausbildung erfolgreich abgeschlossen. Ihre erste Stelle als Polizeikommissar treten sie auf dem Berliner Abschnitt 10 an, eine Wache mitten im sozialen Brennpunkt der Hauptstadt. Dort erleben sie nicht nur ihre ersten Einsätze unter realen Bedingungen, sondern kommen sich auch in der gemeinsamen Dienstwohnung privat schnell näher. Der USP des Formats liege darin, verrät Jonas Baur, dass die Protagonisten sich anders verhalten, als routinierte Einsatzkräfte. „Sie schauen manchmal genauer hin, manchmal schlicht auch mit anderem Blickwinkel“, verrät Baur.
Das dürfte nicht zuletzt davon abhängen, wie sympathisch und glaubwürdig die fünf Hauptdarsteller agieren. Die Pilotfolge liefert hier noch kein ganz einheitliches Bild, lässt aber durchaus Potential erkennen. Es sei hier der Vergleich zu «Berlin – Tag & Nacht» gestattet, wo das Ensemble sogar einige Monate brauchte, um sich richtig einzuspielen. Ginge es nach Baur, dann soll es im kommenden Jahr weitergehen. Denn auch wenn die große horizontale Geschichte nach 20 Folgen zu Ende gehen wird, habe man natürlich darüber hinausgehende Ideen, diese fortzusetzen, verrät er leicht geheimnisvoll. Ob es dazu kommt, liegt nun nicht mehr in seiner Hand. Jetzt entscheiden die Programmchefs von RTL II und das werden auf der Grundlage tun, ob sich die Zuschauer in ausreichender Zahl für die «Sterne von Berlin» entscheiden. Ist der Versuch von Erfolg gekrönt, dann dürfen sich UFA Serial Drama und RTL II die Hand reichen. Der Sender hätte eine erhebliche Baustelle geschlossen und UFA Serial Drama auf einem Gebiet ersten Fuß gefasst, das aktuell von der Konkurrenz filmpool besetzt wird.