Last Woman Standing

Ganz Fox News ist ein Moloch der unseriösen republikanischen Hofberichterstattung. Ganz Fox News? Nein: Eine Moderatorin leistet Widerstand.

Fox News ist ein Witz. Das ist lange bekannt. Die republikanische Hofberichterstattung, die Verzerrungen, die Unwahrheiten, die Lügen, die rassistischen Entgleisungen, die Skandale, und Personal wie Sean Hannity und Bill O’Reilly, die nur neben Rush Limbaugh und Alex Jones wie seriöse Journalisten aussehen.

Doch in den Zeiten von Donald Trump gibt es immer wieder Passagen im Programm von Fox News, die einen vor diesem Hintergrund überraschen. Diese zum Beispiel:

Nun hat Megyn Kelly – trotz einiger Momente, in denen sie sich unglücklich ausgedrückt hat – nie zu den extremen Verfehlungen des Senders beigetragen. Trotzdem ist es überraschend, wenn dort eine Moderatorin nicht nur den republikanischen Soundbites Paroli bietet, sondern äußerst kritisch über den Kandidaten dieser Partei berichtet.

Das macht Kelly freilich nicht erst seit gestern. Schon während der Debatten bei den Vorwahlen war sie durch journalistisch treffende, scharfe Fragen an Trump aufgefallen, der sie daraufhin in der amerikanischen Presse durch den Dreck zog. Dass sie ihn hinter vorgehaltener Hand einmal mit Voldemort gleichgesetzt hat, war die ausfallendste ihrer bekannten Retourkutschen. Fast schon süß, wenn man dagegenhält, womit Trump auf sie losgegangen ist.

Während der Großteil ihrer Kollegen bei Fox News gerade eine erstaunliche intellektuelle Schizophrenie auslebt – einerseits gibt man sich mehr oder weniger entsetzt von Trumps xenophoben, misogynen Ausfällen, andererseits stellt man ihn als das kleinere Übel des Trump-Clinton-Duells vor – zeigt Kelly eine überzeugendere Haltung und klare Kante. Dass sie damit bei einem Medium wie Fox News durchkommt, hätte wohl kaum jemand erwartet.
07.10.2016 16:00 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/88584