Ingmar Stadelmann moderierte am Montagabend erstmals eine eigene Show bei ProSieben - und bekam von seinem Sender aus monetärer Sicht nun wahrlich nicht das ganz große Vertrauen ausgesprochen. Für ein launiges Stück Spätabend-Unterhaltung mit bekannten Zutaten reichte es aber allemal.
ProSieben hat nach dem Ende von «TV total» schon einiges versucht, um den späten Montagabend nicht zu einer weiteren reinen Abspulstation altgedienter Sitcoms verkommen zu lassen, doch das ganz große Erfolgsrezept war noch nicht dabei: Insbesondere «Studio Amani» geriet nach einem wahren Topstart schnell zur Enttäuschung, während zuletzt einige dokumentarische Stoffe zumindest kleine Achtungserfolge erzielten und die gelegentlich ausgestrahlten «Duell(e) um die Geld» durchaus zu punkten wissen. Ein Name, der im Spartenfernsehen und Radio durchaus schon eine respektable Fan-Gemeinde erschlossen hat, vor großer Bühne allerdings kaum stattfand, ist Ingmar Stadelmann - und der darf sich nun vier Wochen lang mit seiner ersten eigenen Show namens «Mission Wahnsinn - Für Geld zum Held» beweisen. Ganz offensichtlich will der Sender hierbei weniger durch Pomp und hohe Budgetierung beeindrucken, sondern betont bodenständig und zuschauerzah bleiben. In der Auftaktfolge gelingt es zumindest, mit wenigen Mitteln ein recht vorzeigbares Ergebnis auf die Beine zu stellen.
Denn seien wir einmal ehrlich: Das Fernsehen hat uns in seinen vergangenen Jahrzehnten schon den einen oder anderen Kandidaten präsentiert, der im Restaurant unter Elektroschocks Essen serviert oder talentfrei ein Liedchen trällert. Und dass sich Menschen für Geld Dinge merken und verbal reproduzieren müssen, ist nun auch kein Konzept, für das der Homo Sapiens Sapiens des 21. Jahrhunderts noch einen Innovationspreis für die Erschließung neuer Horizonte erhalten würde. Aber Spaß macht es doch immer wieder, genau sowas zu verfolgen - nicht zu lange, aber für ein paar Minuten zwischen Schreibtisch und Bett um kurz vor Mitternacht durchaus. Und genau dort muss man «Mission Wahnsinn» auch einfach verorten: Es macht dem Menschen den Schritt ins Schlafgemach nicht allzu schwer, treibt ihn aber auch nicht dazu, wie wild in den Galopp zu wechseln.
Unterm Strich ist also «Mission Wahnsinn» ein Format, das eigentlich fast nur inmitten eines insgesamt starken programmlichen Aufgebots funktionieren kann. «Circus HalliGalli» war das in der Vergangenheit nicht immer, hatte zuletzt allerdings auch gleich in mehrfacher Hinsicht einen schweren Stand. Für Ingmar Stadelmann ist dieses Engagement durchaus eine Chance, um seine Bekanntheit zu steigern, ohne sich in ein allzu enges Korsett zwängen zu müssen, denn hier kann er tatsächlich voll und ganz befreit und authentisch aufspielen. Gefordert wird er allerdings zu keinem Zeitpunkt, sodass sein persönlicher Erfahrungsgewinn im Vergleich zu Enissa Amani (Foto) zuletzt weitaus überschaubarer sein dürfte. Dem Zuschauer wird das allerdings ebenso egal sein wie die generelle Zukunft der Sendung. Heißt konkret: Wenn er Zeit hat und die Konkurrenz keine attraktiveren Angebote unterbreitet, wird er vielleicht noch ein weiteres Mal zuschauen. Und wenn nicht, dann eben nicht. Und das ist überhaupt kein Wahnsinn, sondern eine gänzlich rationale Konsumentscheidung, die aus dem soliden Mittelmaß der ihm gebotenen Unterhaltung resultiert.