Vier ehemalige Glücksspiel-Moderatoren machen sich auf dem Weg, den Jakobsweg zu bezwingen. Eine oftmals schmerzhafte Erfahrung... nicht nur für die vier Pilger.
Fast tausend Jahre ist der Camino de Santiago, auch Jakobsweg genannt, Teil der Pilgergeschichte. Das Grab des heiligen Jakobus ist nach Jerusalem und Rom eines der wichtigsten Pilgerziele des Christentums. Auch wenn ein Besuch des berühmten Apostels nicht immer die Motivation sein wird, zieht diese berühmte Strecke oft prominente Pilger an: Unter anderem machten sich bereits Johannes Paul II., Otto von Habsburg, Schriftsteller Henrik Stangrup, Schauspielerin Shirley MacLaine, Moderator Frank Elstner, Präsidententochter Jenna Bush und nicht zuletzt Hape Kerkeling auf den beschwerlichen Weg. Um... Naja, um was eigentlich zu finden? Für Hape Kerkeling wartete ein deutscher Bestseller namens «Ich bin dann mal weg» am Ende der Straße, auch wenn man kaum davon ausgehen kann, dass dieser eher profane Erfolg, der die Anzahl der deutschen Jakobspilger um 70 Prozent steigen ließ, geplant war. Ob christliche Motive oder nicht, ob prominent oder nicht, jeder Pilger zieht wohl etwas anderes aus diesem langen Fußweg.
Komiker-Urgestein Karl Dall übernimmt die Funktion des Moderators, Kommentators und "Reiseleiters" und so brutal es auch klingen mag, es wird schnell klar, dass er absolut kein Talent dafür hat. Dall mag durchaus ein Original sein und auch das mag seinen Wert haben, dennoch hat er keine Stimme fürs Erzählen. Er mischt nützliche Informationen über den Jakobsweg mit schlechten "Puff"- und "Nutten"-Witzen, die zwar nicht spaßig oder empörend sind, aber dafür äußerst langweilig. Dafür sorgt allein schon Dalls monotone und gelangweilte Sprechweise, mit der er seinen Text aufsagt. Zwar bezeichnet er die vier Pilger-Moderatoren als "alte Säcke", seine einzige Qualifikation für den Job scheint aber zu sein, dass er selbst wirklich, wirklich alt ist. Bevor sich die vier jedoch auf dem Weg machen, werden sie noch einmal von dem jungen Arzt Dr. Michael Caspers untersucht, der die Pilger zur Sicherheit auch auf ihrem Weg begleitet. Eine Begleitung, die sogar etwas Frische in das Senioren-Gespann bringt und vor allem Harry Wijnvoord zukünftig noch zu schätzen wissen wird. Zunächst sind aber alle ihres Alters entsprechend unfit: Knie, Waden, alles tut weh oder leidet unter Materialverschleiß. Wijnvoord muss sich mit Altersdiabetes herumschlagen und Jörg Dräger raucht bis zu 60 Zigaretten am Tag, was schon auf seine eigene Weise wieder irgendwie beeindruckend ist. Trotz dieser kleineren und größeren Wehwechen ist zu Beginn der Tour noch so etwas wie Aufregung zu spüren, die allerdings schnell den typischen Promi-Zankereien weichen soll.
Sicher braucht Fernsehen - auch das sogenannte Reality-TV - Konflikte und Dramatik, ein wenig mehr Subtilität hätte der Sendung dennoch gut getan. Denn Konflikt ist anscheinend das einzige, worauf man sich zumindest in dieser Episode konzentriert. Fürs Innehalten, Durchatmen oder gar, um das Geschaffte besinnlich in sich aufzunehmen, bleibt hier kaum Zeit und das ist irgendwie ein Problem. Grandpa-Simpson-Maulerei trifft hier auf Dschungelcamp-Zickerei, ohne jeglichen Pfiff in der Moderation. Sympathisch kommt fast nur Frederic Meisner weg, der stillschweigend und genießend mitläuft, aber wie sich später herausstellen soll, das Gequatsche von Dräger eigentlich auch nicht ertragen kann. Immerhin finden Wijnvoord und Björn Hergen-Schimpf trotz Schmerzen genug Galgenhumor, damit sie sich über Dräger lustig machen können, der scheinbar alle dazu zwingen muss, doch endlich mal die schöne Landschaft zu genießen. Wjinvoord muss 2 km vor dem Ende der ersten Etappe leider aufgeben. Doch gerade hier findet «Old Guys on Tour» tatsächlich einen willkommenen, ruhigen und melancholischen Moment, bei dem nicht nur Wjinvoord über das Altern nachdenken muss. Und auch beim anschließenden Gottesdienst haben sich alle auf ihre ganz spezielle Weise wieder lieb.