«Klinik am Südring»: Gelungener Einstand für neues Krankenhaus-Format

Nach dem «Auf Streife»-Overkill zuletzt brachte Sat.1 in dieser Woche zumindest eine leicht divergente Farbe in sein Nachmittagsprogramm - und arbeitete sich damit in die Zweistelligkeit vor. Zur Belohnung wurde die Testphase flugs um eine weitere Woche verlängert.

Man muss es nicht zwingend mögen, aber als Zuschauerwillen respektieren: Mit Scripted-Realitys der Marke «Blaulicht Report» oder «Auf Streife» lässt sich am Nachmittag hervorragend Quote machen - sogar in Doppel- oder Dreifach-Programmierungen. Zuletzt zeigte das Publikum aber doch latente Übersättigungserscheinungen im Bezug auf die Omnipräsenz der gescripteten Polizeigeschichten, was sich in nicht selten nur klar einstelligen Marktanteilen äußerte. Darauf reagierte Sat.1 schnell mit einem programmplanerisch cleveren Schritt: Mit «Klinik am Südring» installierte man ein Format, das einerseits als Spin-Off von «Auf Streife - Die Spezialisten» und mit filmpool als Produzenten eindeutig mit der Handschrift weiterschreiben sollte, die das Nachmittagsprogramm des Senders aus der Ergebniskrise holte, andererseits mit seiner Fokussierung auf Krankenhaus-Geschichten aber einen etwas anderen inhaltlichen und visuellen Schwerpunkt setzte.

Zumindest nach den ersten Tagen lassen sich die damit erzielten Werte auch durchaus gut an: Zum Auftakt am Montag schalteten bereits 0,96 Millionen Menschen ein, bevor sich die zweite Folge sogar auf 0,99 Millionen zu steigern wusste und nur um Haaresbreite an der Millionenmarke scheiterte. Mit Gesamt-Marktanteilen von 9,4 und 9,5 Prozent positionierte sich der Neustart gleich einmal wieder klar oberhalb des Senderschnitts von zuletzt nur gut sieben Prozent. Noch deutlicher fiel die Steigerung aber in der besonders wichtigen werberelevanten Zielgruppe aus, wo nach bereits respektablen 10,5 Prozent bei 0,30 Millionen an Tag zwei richtig starke 12,6 Prozent bei 0,39 Millionen auf dem Papier standen. «Auf Streife» agierte hier seit Anfang August lediglich an einem einzigen Tag noch stärker - bei immerhin gut 30 Einsätzen um 15 Uhr.

Wer auf Basis dessen von einem steilen Aufwärtstrend träumte, wurde allerdings bereits am Mittwoch wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Mit nur noch 0,86 Millionen und 8,4 Prozent verlor die Sendung insgesamt deutlich gegenüber dem starken Auftakt, hielt sich aber zumindest in der Zielgruppe in etwa auf dem Niveau der ersten Folge: Mit 0,30 Millionen und 10,2 Prozent gelang der Zweistelligkeits-Hattrick - was dem Vorgänger auf diesem Slot zuletzt vor knapp einem Monat vergönnt war. Und am Donnerstag steigerte man sich dann sogar wieder deutlich auf sehr gute 12,0 Prozent bei 0,36 Millionen, beim Gesamtpublikum wurde mit 10,0 Prozent bei 0,98 Millionen sogar ein neuer Bestwert markiert. Die Freitagsfolge schließlich hielt sich bei dieser Zuschauerzahl, rutschte hinsichtlich der Marktanteile allerdings wieder auf 9,1 Prozent aller bzw. 10,3 Prozent der jüngeren Konsumenten ab.

Vor allem im direkten Vergleich mit der Vorwoche kommt «Klinik am Südring» in der umworbenen Zielgruppe sehr gut weg, denn «Auf Streife» gelangte zuletzt von Montag bis Donnerstag lediglich auf Werte zwischen miesen 6,9 Prozent und immerhin durchschnittlichen 8,8 Prozent, bevor einzig die Freitagsfolge mit 10,7 Prozent wirklich zu überzeugen wusste. Versucht man sich an der Betrachtung einer etwas längeren Phase und fügt die beiden letzten August-Wochen noch hinzu, dann blieben acht von 15 Folgen unter der Zehn-Prozenthürde - wahrlich kein Drama für einen Sender, der diese Quotenzone bereits sehr gut kennt, aber eben auch kein Niveau mehr, auf das sich stolz verweisen lässt. Etwas anders schaut es dagegen beim Gesamtpublikum aus: Hier lag man auch zuletzt meist relativ knapp unter der Millionenmarke - ja übertraf sie einige Male gar -, sodass hier vor der Programmumstellung starke Marktanteile zwischen acht und zehn Prozent an der Tagesordnung standen.

Wie zufrieden Sat.1 aber mit der Performance seiner neuen Scripted Reality ist, lässt sich auch daran erkennen, dass der Sender die zunächst auf eine Woche beschränkte Testphase schon jetzt um eine weitere verlängert und das «Auf Streife»-Triple somit derzeitigen Planungen zufolge erst am 26. September zurückzubringen gedenkt. Sollten sich die Klinik-Geschichten bewähren, dürfte es den Programmverantwortlichen wohl ohnehin daran gelegen sein, sie weiter auszubauen, da man in letzter Zeit am Nachmittag doch etwas arg monothematisch unterwegs war und für die Zeit vorsorgen könnte, in der auf Streife fahrende Polizisten nicht mehr für große Erfolge garantieren.
17.09.2016 15:00 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/88156