Auf der Gamescom ist Virtual Reality Gesprächsthema Nummer eins. Die Technologie wird neben dem Gaming auch verändern, wie wir Filme und Serien erleben. Zu den Pionieren gehören: Jon Stewart, HBO und die NBA.
Wenn man die Brillen im Einsatz beobachten, wenn man sieht, wie Menschen mit ihnen agieren und in fremde Welten eintauchen, wenn man selbst schon einmal Virtual Reality erlebt hat: Man fühlt sich an Science Fiction erinnert. An Geschichten wie «Total Recall» zum Beispiel, in der die Menschen mit sogenannten Mind Trips aus ihrem tristen Alltag fliehen können. Die Trips ermöglichen, die eigenen Träume zu verwirklichen: Zumindest für eine kurze Zeit kann man in die Erinnerung des US-Präsidenten eintauchen, man kann Tiefseetaucher sein oder Hollywoodstar.
Auf der Gamescom ist die Technologie das Thema Nummer eins: Im Oktober wird Sony seine VR-Brille für die PlayStation 4 veröffentlichen, bereits jetzt sind Gadgets wie die Oculus Rift oder HTC Vive für leistungsstarke PCs zu kaufen. Für den Massenmarkt sind die Preise noch zu hoch. Aber die Technologie hat das Potenzial, unser Entertainment-Erlebnis nachhaltig zu verändern. Hinter den Brillen stehen die namhaftesten Tech-Firmen, darunter Facebook (Oculus Rift), Microsoft (HoloLens) oder Sony (PlayStation VR). Sie wollen nicht den Gaming-Markt umkrempeln, sondern gleich das ganze Wohnzimmer. Auch Filme und Serien sollen der virtuellen Realität beitreten.
HBO ist nicht allein mit seinem Interesse, auch Mitbewerber Netflix investiert. Schon im letzten Jahr wurde die App für Samsungs VR-Brille veröffentlicht, inklusive 360-Grad-Rundumblick. Die eigentlichen Inhalte – Filme und Serien – sind aber selbstverständlich noch nicht für VR produziert, allerdings besteht die technische Möglichkeit dazu. Die US-Basketballliga NBA will zu den VR-Pionieren gehören: Der alte Marketing-Spruch „Mittendrin statt nur dabei“ wird jetzt wahr, man kooperiert mit dem Anbieter NextVR. Dieser produziert Livesport, Konzerte und Reiseberichte im Virtaul-Reality-Format. Sprich: Man kann als Zuschauer virtuell zu Coldplay auf der Bühne abtanzen, am Grand Canyon in die Tiefe schauen oder im Stadion in der ersten Reihe sitzen. Allerdings sind diese Produktionen noch an einem festen Standort verankert, bewegen kann man sich also nicht im Raum, anders als bei Games oder Filmen. Mit Fox Sports hat NextVR in diesem Jahr eine langfristige Partnerschaft geschlossen. Es geht um nicht weniger als das Ziel, das Sporterlebnis für den Zuschauer zu revolutionieren.
„Das kreative Denken wird sich ändern“, sagt Andy Cochrane vom VR-Studio Mirada, das Filmemacher Guillermo del Toro gegründet hat. „Wir sprechen nicht mehr darüber, Geschichten zu erzählen. Sondern wir erschaffen Erlebnisse, die man erfahren kann.“ Auf der Medienmesse CES in Las Vegas konnten Fachbesucher sich von den Möglichkeiten bereits überzeugen: 20th Century Fox bat dort zur «The Martian VR Experience», produziert von Ridley Scott und basierend auf dem Kinofilm. Im 20-minütigen Erlebnis schlüpft man in die Rolle von Astronaut Mark Watney (Matt Damon), der auf dem Mars ums Überleben kämpft. Für die Öffentlichkeit wird der interaktive Film in diesem Jahr veröffentlicht. Auch alle anderen Filmstudios experimentieren mit solchen kleinen Projekten, darunter Warner Bros. und Disney. „Wir kratzen derzeit nur an der Oberfläche davon, wie Hollywood und VR das Entertainment revolutionieren werden“, sagt Mike Dunn, Präsident von 20th Century Fox Home Entertainment. Er spricht von einem neuen Medium des Storytelling.