Der dreizehnte Kinofilm läuft seit Donnerstag in den Lichtspielhäusern und eine neue Serie steht für 2017 in den Startlöchern. Scheint so, als wäre das 50 Jahre alte Franchise wieder auf dem Weg nach oben. Doch was waren die absoluten Highlights aus über 700 Fernsehepisoden? Hier gibt es die Antwort – und das Warum.
Deswegen gehört sie dazu: Diese Episode bringt nicht nur einen Gastauftritt von Joan Collins und den vielleicht schönsten Episodentitel aller Trek-Serien, sondern zeigt erstmals die Risiken von Zeitreisen auf. Kirks Konflikt, sich zwischen seiner Zuneigung zu der von Collins gespielten Edith Keeler und der Überzeugung das Richtige für die Bewahrung der Zeitlinie zu tun, ist kompetent geschrieben und gespielt und zeigt einen moralischen Zwiespalt, der den Captain und seine Kollegen herausfordert. Garniert mit wunderbarem Humor und einer tollen Chemie zwischen den Protagonisten einer der ganz großen Klassiker der ersten Trek-Serie und trotz des Alters auch heute noch zum Nachdenken anregend.
Deswegen gehört sie dazu: Data war von Beginn an einer der beliebtesten Charaktere der Next Generation. Der an Pinocchio angelehnte Androide, der so gerne menschlicher wäre, wird hier gemeinsam mit seinen Kollegen und Freunden auf eine harte Probe gestellt. Ist Data ein Stück Technik oder ein Lebewesen? Gehört er der Sternenflotte oder darf er als selbstbestimmtes Individuum eigene Entscheidungen treffen? Die Sympathien sind klar verteilt - Captain Picard (als sein Verteidiger) und Commander Riker (der gezwungen wird, die Interessen des Commander Maddox zu vertreten) liefern sich ein hochdramatisches, kammerspielartiges Gefecht im Gerichtssaal, bei dem beide Seiten starke Argumente vorbringen und das Thema auf die Spitze treiben. Eine frühe Episode der Serie, die verdeutlichte, zu welch tiefschürfender, moralischer Debatte das Seriensetting und die Charaktere in der Lage waren.
Deswegen gehört sie dazu: Wie zuverlässig ist Geschichtsschreibung? Wie funktioniert diese? Brannon Bragas Skript geht diesen Fragen clever, witzig und hemmungslos nach und zeigt die uns wohlbekannte Crew als sadistische Ansammlung von Folterknechten, Zynikern und Mördern. Von Chakotays Ganz-Kopf-Tattoo und Tuvoks diabolischem Grinsen mal ganz zu schweigen. Doch geht es abseits dieses düsteren Humors natürlich um etwas anderes: Vor 700 Jahren wurde ein Zwischenfall, an dem auch die Voyager am Rande beteiligt war, zu einem einschneidenen Ereignis aufgebauscht und die Rollenverteilung, beziehungsweise Schuldfrage drastisch umgedreht. Auf diesem Selbstbild gründete sich die Kultur, Feindbilder entstanden und verfestigten sich und die Wahrheit (die uns hier durch die unfehlbaren Erinnerungen des Doktors präsentiert wird) geriet in Vergessenheit. Der innere Konflikt des Historikers Quarren steht dabei sinnbildlich für den drohenden Konflikt in seiner Kultur - wird man akzeptieren können, dass die historischen Fakten nicht stimmen? Wird man lernen können, mit einer Schuld zu leben, die das ganze Volk betrifft und Jahrhunderte lang Auswirkungen auf das Miteinander mit anderen Völkern hatte? Das Ende der Episode ist pure Magie: Wir erfahren, dass es sich bei allem Gesehenen um eine weitere Simulation, noch weiter in der Zukunft handelte. Diese erklärte den positiven Einfluss des Doktors auf die Kultur der Kyrianer und, dass er nach den gezeigten Ereignissen noch lange bei den Kyrianern gelebt hatte. Schließlich jedoch war er Richtung Alpha-Quadrant aufgebrochen, um seine eigene Heimat und seine eigene Geschichte zu finden. Was aus ihm wurde, blieb offen.
Deswegen gehört sie dazu: Was führt in unserer heutigen Welt zu Spannungen, Ängsten und Unsicherheiten? Diese Frage versuchte bereits 1991 die Episode Darmok zu beantworten. Zuerst scheitern alle Versuche bei der erneuten Begegnung der beiden Spezies. Wie Troi es so schön sagt: Wenn man nicht weiß, wer Julia war und warum sie auf diesem Balkon stand, wird man die Metapher niemals mit irgendwelchen Gefühlen oder Motivationen verbinden können. Das Bild bleibt leer. Letztlich ist es am Captain der Fremden, eine radikale Lösung zu forcieren. Er beamt sich und Picard auf einen scheinbar verlassenen Planeten. Was für den Captain der Enterprise zuerst wie ein Duell auf Leben und Tod aussieht, entpuppt sich jedoch als gemeinsame Mission gegen einen tödlichen Feind (ein nicht näher definiertes Wesen, das auf dem Planeten lebt und konstant aus dem Nichts angreift). Es dauert eine Weile, bis Picard versteht, dass er mit seinem Kollegen gemeinsam kämpfen soll und bis die ersten Metaphern für ihn einen Sinn ergeben. Am Ende sitzen die beiden jedoch gemeinsam am Lagerfeuer und erzählen sich gegenseitig Geschichten aus ihrer Kultur, die plötzlich - zwar keinen allumfassenden - aber immerhin einen ersten, kleinen Einblick geben. Dabei kommt es letztlich auch gar nicht darauf an, was gesagt wird. Es geht um den ersten Schritt aufeinander zu. Auf den Wunsch zum Dialog. Genau das wollte der Captain der Tamarianer erreichen und zeigen - und war letztlich sogar bereit für diesen ersten Schritt zu sterben. Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage lautet also ganz schlicht: Es ist die Angst vor dem Andersartigen, vor dem was wir im wahrsten Sinne des Wortes nicht verstehen können, das zu oft zu Irritationen und Spannungen führt. Eine offene Geisteshaltung ist zumindest einen Versuch wert.
Deswegen gehört sie dazu: Eine Episode, die viele Kontroversen erzeugte. Doktor Phlox tritt seinem Captain entgegen, der den Valakianern schlicht helfen möchte. Doch argumentiert Phlox aus einer anderen Warte: Wer hat ihn oder die Crew der Enterprise gebeten, auf anderen Planeten Gott zu spielen? Wäre es richtig gewesen, wenn eine außerirdische Spezies auf der Erde die Dinosaurier vor dem Aussterben gerettet hätte? Welche Instanz ist letztlich eine unantastbare? Die medizinischen Möglichkeiten? Die Moralvorstellungen der Menschen? Eher nicht. Phlox plädiert für die Natur - und überzeugt damit letztlich seinen Captain, das von ihm gefundene Heilmittel zurückzuhalten. Völkermord also? In gewisser Weise schon. Die Episode macht es sich nicht einfach, die verschiedenen Standpunkte zu gewichten und entlässt die Zuschauer auch nicht mit einer allgemeingültigen Weisheit, sondern bricht den Entschluss von Archer und Phlox auf einen simplen Nenner herunter: Nein, wir sind nicht Gott und sollten uns auch nicht so verhalten. Nicht in Nachbars Garten, nicht in anderen Ländern und auch nicht auf fremden Planeten. Kontrovers, diskutabel - «Star Trek» pur.
Deswegen gehört sie dazu: Die Episode stellt eine ganz zentrale Frage. Wenn wir uns in Krisenzeiten selber über jede Grenzen hinaus korrumpieren, wie viel ist der Sieg unserer vermeintlich guten und richtigen Sache dann am Ende überhaupt noch wert? Heiligt der Zweck immer die Mittel? Und welche Opfer sind am Ende zu groß? Sisko geht zuerst vorsichtig, dann jedoch zunehmend rasant einen Schritt nach dem anderen. Ein wenig ist es wie bei Forrest Gump: Wenn ich schon so weit gekommen bin, kann ich doch auch noch weiter gehen. Und noch weiter. Oder? Doch was bleibt Sisko hier am Ende? Ein taktischer Erfolg, der den Krieg zugunsten der Föderation entscheiden könnte - und das belastete Gewissen eines Mannes, dessen Integrität ihm eigentlich über alles geht. Sisko spricht am Ende der Episode sein Logbuch direkt in die Kamera und versucht sich selber und den Zuschauern einzureden, dass er mit seinen Taten leben kann. Er und wir wissen jedoch, dass der Preis diesmal zu hoch war. Eine sensationell geschriebene und besonders von Avery Brooks alias Captain Sisko brilllant und schmerzhaft authentisch gespielte Episode.
Björn Sülter ist bei Quotenmeter seit 2015 zuständig für Rezensionen, Interviews & Schwerpunkte. Zudem lieferte er die Kolumne Sülters Sendepause und schrieb für Die Experten und Der Sportcheck.
Deswegen gehört sie dazu: Atemberaubend: Die vermutlich beste, weil ehrlichste, aufwühlendste und authentischste Episode über den täglichen Rassismus bietet nicht nur sämtliche Schauspieler in gänzlich anderen Rollen (und somit auch ohne das sonst eingesetzte Make-up) sondern auch das stimmige Portrait einer Zeit, die so fern scheint, aber doch noch so nah an den heutigen Realitäten liegt. Avery Brooks spielt sich als Autor Benny Russel in einen wahnhaften Zustand aus leidenschaftlicher Hingabe, kindlichem Trotz und dem festen Willen, etwas in der Welt zu verändern. Dass er am Ende an einer Welt scheitert, die noch nicht bereit ist, schmerzt. Die Hoffnung auf eine Zukunft, die sowohl farbenblind wie auch blind für verschiedene Geschlechter oder die sexuelle Ausrichtung eines Individuums ist, bleibt jedoch. Perfektes «Star Trek».
Deswegen gehört sie dazu: Schlicht eine der schönsten Episoden aller Zeiten. Der beherrschte, oft unnahbar und steif wirkende Picard erhält durch den Einfluss einer Sonde die Chance, noch einmal ein gänzlich anderer Mensch zu sein. Glücklich verheiratet, ohne Technik und Luxus, künstlerisch und musisch tätig, zwar angesehen aber nicht im Mittelpunkt des Interesses der Gesellschaft und letztlich sogar als engagierter und begeisterter Vater und Großvater. Picard wird für das untergegangene Volk somit nachträglich zum Botschafter. Er soll anderen von ihnen und ihrer Lebensweise berichten und dafür sorgen, dass diese lange vergangene Kultur nicht vergessen wird. Picard lernt: Es zählt der Moment, das was wir haben. Nicht das, was war oder sein könnte. So sagt er in einer der schönsten Szenen zu seiner Tochter Meribor: Seize the time. Live now. Make now always the most precious time. Now will never come again.
Deswegen gehört sie dazu: Ein Tränenschocker. Vielleicht muss man selber Vater sein um die ambivalenten Gefühle zwischen Vater und Sohn verstehen zu können? Vielleicht ist die Episode aber auch schlicht derart packend geschrieben, inszeniert und gespielt, das gar keine andere Reaktion möglich ist, als Mitfiebern, Mitweinen, Mitleiden. Tony Todd brilliert hier als alter Jake Sisko, der gramgebeugt nur einen einzigen Lebensinhalt verfolgt, und dabei nicht nur sein eigenes Leben vergisst und verschleudert, sondern auch das seiner Familie ruiniert. Die Machart, die Story aus der Sicht einer jungen Autorin zu erzählen, die den alten Jake besucht und langsam hinter sein Geheimnis und seine Geschichte kommt, schließt auch auf der Meta-Ebene den Kreis aus Schicksal, Bestimmung, Trauerbewältigung und Lebensreflektion. Man mag sicher innerhalb der verschiedenen Serien einige Episoden finden, die inhaltlich tiefschürfender waren, aber mit Sicherheit keine, die so sehr berührt und so nah an den Emotionen seiner Charaktere dran ist. Wunderbar!