Faszinierend! Abrechnung mit den «Star Trek»-Filmen: Was war gut? Was richtig schlecht?

Eigentlich unglaublich: Bereits seit 1979 bereist das Raumschiff Enterprise in nie enden wollender Rettungsmission das Weltall. Der dreizehnte Kinofilm «Star Trek Beyond» steht just vor der Tür. Zeit, als Einstimmung einen ehrlichen und humorvollen Blick auf 37 Jahre Trek im Kino zu werfen.

Am 21. Juli 2016 wird es wieder so weit sein. Nicht mehr in ganz so großer Anzahl wie zu Hochzeiten des Franchise in den Neunzigern, doch durchaus noch wahrnehmbar, werden Fans in Uniform, mit bajoranischen Ohrringen oder vulkanischen Ohren die Kinosäle des Landes aufsuchen, um den inzwischen dritten Reboot-Film der langlebigen Reihe unter die kritische Lupe zu nehmen.

Glücklicherweise für Paramount gibt es aber auch eine große Anzahl unauffälliger Kinogänger, denen man ihre Filmauswahl bis zum Betreten des Saales gar nicht ansehen würde. Beide Gruppen sorgen bereits seit fast vierzig Jahren dafür, dass doch irgendwann immer wieder ein neues Kapitel aufgeschlagen wird. Zunächst sechsmal mit der alten Crew um William Shatner und Leonard Nimoy, dann viermal mit Patrick Stewart, Brent Spiner und Jonathan Frakes. Seit 2009 nun heißt es zurück zu den Anfängen mit Chris Pine, Zachary Quinto, Simon Pegg, Karl Urban und Zoe Saldana - erneut in den ikonischen Rollen als Kirk, Spock, Scotty, McCoy und Uhura.

Bevor es in sechs Tagen das dreizehnte Abenteuer zu bewundern gibt, schaue ich heute kurz für euch zurück. Was waren die Highlights, was die Tiefpunkte dieser langen Reise? Und warum?

Vom Versuch, Großes zu erreichen: «Star Trek: The Motion Picture»



Release: 1979

Die Bedrohung: Galaktische Riesenwolke auf Selbstfindungstrip

Der Inhalt: Eine riesige Energiewolke befindet sich auf Kurs zur Erde – die generalüberholte USS Enterprise wird losgeschickt, die Bedrohung abzuwenden und entdeckt, dass es sich in Wirklichkeit um die Sonde Voyager 6 handelt, die von der NASA im 20. Jahrhundert ausgeschickt wurde, das Universum zu erkunden. Auf ihrer Reise erlangte sie ein Bewusstsein und entschied sich, heimzukehren.

Produktionskosten: 46 Millionen Dollar (inklusive der Kosten für die geplante Serie Phase II)

Das sagt das Box-Office: 82 Millionen Dollar in den USA reichen Stand 2016 noch für Platz 5 (unadjusted) und gar Platz 2 (adjusted). Dazu kamen 51 Millionen Dollar im Rest der Welt. Macht ein Gesamtergebnis von 139 Millionen Dollar. Ein klarer Erfolg.

Das sagen die Fans: Den Fans war die völlige Abkehr von Humor und Stil der Serie ein Graus – die stereotypen Figurenzeichnungen, die langatmige Inszenierung und das pseudo-philosophische Brimborium bekamen allerorten ihr Fett weg. Bis heute gilt der Film vielen Fans als einer der schwächsten.

Das sage ich: Der Film war in doppelter Hinsicht ambitioniert. Er revolutionierte die Trek-Serie (und übertrieb dabei) und schickte sich an, andere Genregrößen zu erreichen (und scheiterte daran). Für Auge und Ohr bietet er jedoch noch immer wundervolle Momente, die die entschleunigte Handlung treffend untermalen. Die Story ist zudem im Ansatz durchaus clevere Science-Fiction und bietet Grund zum Nachdenken. Dass sie dabei objektiv betrachtet auf einen Bierdeckel gepasst hätte, sei an dieser Stelle übergangen. Beim Versuch, «Star Trek» in neuen Sphären zu führen, gelang in der Summe immerhin ein hübscher SF-Film, der besser gealtert ist, als viele andere - und viele bis heute wahrhaben möchten.

Mit einfachen Mitteln zum Erfolg: «Star Trek II: The Wrath of Khan»



Release: 1982

Die Bedrohung: Wildgewordener Supermensch mit Racheplänen

Der Inhalt: Das Raumschiff Reliant sucht einen geeigneten Planeten für das neue Terraforming-Projekt Genesis. Dabei stößt die Besatzung jedoch auf den genetisch manipulierten Supermenschen Khan, den James Kirk vor Jahren aus Selbstschutz dort ausgesetzt hatte. Keine Frage, dass Khan plant, sich an Kirk und der Crew der Enterprise zu rächen…

Produktionskosten: 11 Millionen Dollar

Das sagt das Box-Office: 79 Millionen Dollar in den USA reichen Stand 2016 noch für Platz 6 (unadjusted) und Platz 5 (adjusted). Dazu kamen 18 Millionen Dollar im Rest der Welt. Macht ein Gesamtergebnis von 97 Millionen Dollar. Gerade aufgrund der sparsamen Produktionskosten natürlich ein großer Erfolg.

Das sagen die Fans: Erleichterung machte sich breit. Was die Fans anging zog man hier die richtigen Konsequenzen aus dem Fehlschlag zuvor. Es menschelte wieder, die Charaktere fühlten sich wie die aus der Serie an, Ricardo Montalban gab einen famosen Bösewicht und der Old-School-Look erntete Lob. Bis heute für die meisten Fans einer der Klassiker der Reihe.

Das sage ich: Nach dem Fanfeedback beim ersten Versuch ging man hier einen ganz anderen Weg. Das Budget wurde drastisch reduziert, mit Nicholas Meyer setzte man auf einen Franchise-Neuling. Man brachte einen Fanliebling (Khan) als Gegenspieler zurück, schmiedete eine simple aber spannende Rachegeschichte, setzte auf bekannt-beliebte U-Boot-Film-Motive und untermauerte das Ganze mit Emotionalität und dezentem Humor. Eine optimale Entscheidung und bis heute – wenn auch nicht in Gänze perfekt - einer der besten Filme und die erste Rettung der Reihe.

Die Angst um den Liebling zieht: «Star Trek III: The Search for Spock»



Release: 1984

Die Bedrohung: Klingone mit Schoßhündchen & ein flammendes Inferno

Der Inhalt: Spock ist tot. Oder lebt er doch noch? Gemeinsam bricht die verbliebene Crew auf, ihren Freund zu suchen und nebenbei das Terraformingprojekt Genesis zu retten. Doch stehen ihr ein wilgewordener Klingone und ein sterbender Planet im Weg.

Produktionskosten: 16 Millionen Dollar

Das sagt das Box-Office: 77 Millionen Dollar in den USA reichen Stand 2016 noch für Platz 7 (unadjusted) und Platz 6 (adjusted). Dazu kamen 10 Millionen Dollar im Rest der Welt. Macht ein Gesamtergebnis von 87 Millionen Dollar. Gerade gemessen an den Produktionskosten also erneut ein Erfolg.

Das sagen die Fans: Für viele Fans ist die Wiedergeburt von Spock selbstverständlich ein emotionales Highlight. Dennoch wird der Film auch durchaus kritisch betrachtet, da er mit zunehmender Spielzeit immer mehr zerfasert, einen wenig überzeugenden Gegenspieler präsentiert und sich gen Ende in zuviel Effekthokuspokus verliert - ohne dabei technisch überzeugen zu können.

Das sage ich: Die Suche nach Spock lebt ganz klar von ihrer Emotionalität und der starken ersten Filmhälfe, die die Crew als Familie zeigt, die in einer schweren Krise funktioniert und zueinander steht. Die Rahmenhandlung um Genesis und besonders rund um die comichaften und fast lächerlichen Klingonen stellt dem ganzen fast ein Bein, kann aber in der Summe den liebevoll-charmanten Kern nicht verschütten. Kein Meisterwerk, aber unterschätzt.

Mit Leichtigkeit zum Erfolg: «Star Trek IV: The Voyage Home»



Release: 1986

Die Bedrohung: Fliegendes Ölfass, das nach Hause telefonieren will

Der Inhalt: Die Crew der Enterprise befindet sich an Bord des gestohlenen Bird of Prey auf dem Rückweg zur Erde, als eine außerirdische Sonde alle technischen Einrichtungen lahmlegt und offenbar nach Buckelwalen sucht. Da Kommunikation nicht möglich ist, reist man in die Vergangenheit und besorgt mit Hilfe einer Meeresbiologin zwei Tiere, um ein weiteres Mal den Planeten zu retten.

Produktionskosten: 21 Millionen Dollar

Das sagt das Box-Office: 110 Millionen Dollar in den USA reichen Stand 2016 noch für Platz 3 (unadjusted) und Platz 3 (adjusted). Somit ist er in Nordamerika der erfolgreichste Film abgesehen vom Reboot. Dazu kamen 23 Millionen Dollar im Rest der Welt. Macht ein Gesamtergebnis von 133 Millionen Dollar. Der Höhepunkt der Classic-Filmreihe.

Das sagen die Fans: Wenn es um den Film mit den Walen geht, gibt es keine zwei Meinungen. Der Humor macht einfach Laune, die Story ist pure Zuckerwatte und fluffig leicht, die Crew kam nie sympathischer und eingespielter herüber. In jeder TOP-3-Liste eines Trekkies ist dieser Film vertreten - garantiert.

Das sage ich: Ganz klar, hier stand die «Zurück in die Zukunft»-Reihe Pate, was Lockerheit im Umgang mit Zeitreisen angeht. Wie eine Dampfwalze werden Logiglöcher oder offene Fragen niedergewalzt, um den puren Spaß an der Sache zum Vorschein kommen zu lassen. Zurecht. Der Film unterhält bis heute blendend, bietet eine Vielzahl an erinnerungswürdigen Zitaten und Szenen und beweist, dass es eben doch nicht zwingend einen Antagonisten braucht, um einen Trek-Film zu tragen.

Gott möchte ne Spritztour machen: «Star Trek V: The Final Frontier»



Release: 1989

Die Bedrohung: Das Ego eines Schauspielers mit Profilneurose

Der Inhalt: Der Vulkanier Sybok möchte mit aller Macht den sagenumwobenen Ort Sha´Ka´Ree finden und erhofft sich davon nicht weniger, als eine Begegnung mit Gott. Dass er dazu Geiseln nimmt, die Enterprise kapert und auf die Hilfe seines Halbbruders Spock setzt, bringt alle Beteiligten weit über ihre Schmerzgrenzen hinaus...

Produktionskosten: 33 Millionen Dollar

Das sagt das Box-Office: 52 Millionen Dollar in den USA reichen Stand 2016 noch für Platz 11 (unadjusted) und Platz 11 (adjusted). Dazu kamen 13 Millionen Dollar im Rest der Welt. Macht ein Gesamtergebnis von 63 Millionen Dollar. Somit ist er der in nackten Zahlen der schwächste Film der Classic-Filmreihe und der zweitschwächste aller Trek-Filme in Nordamerika bis heute.

Das sagen die Fans: Fans, die dem fünften Abenteuer etwas abgewinnen können, muss man mit der Lupe suchen. Die einhellige Meinung besagt, Shatners Ego habe den Film ruiniert und die konfuse Story den Rest getan. Die Effekte wurden schon damals als grottenschlecht wahrgenommen, der Humor traf höchstens das Fremdschämzentrum und die Auflösung der Story gilt den meisten als lachhaft.

Das sage ich: Wirklich wahr: «Star Trek V: The Final Frontier» ist aus vielerlei Gründen ein Desaster - dabei besitzt der Film im Kern so viel Herz und hätte durch eine klarere Linie und eine professionelle Überarbeitung durchaus Potential gehabt. Jedoch: Niemand schien damals zu bemerken, auf welch falschen Gleis man sich befand. Positiv in Erinnerung bleiben die familiären und sehr sympathischen Szenen zwischen Kirk, Spock und McCoy beim Camping sowie die Sequenz über den großen Schmerz, den wir alle mit uns herumtragen und wie er unser Leben beeinflusst. Der Rest ist mit albern und fahrig noch geschönt beschrieben.

Glasnost & Perestroika im All: «Star Trek VI: The Undiscovered Country»



Release: 1991

Die Bedrohung: Ewig Gestrige voller Angst vor der Zukunft

Der Inhalt: Der klingonische Mond Praxis explodiert und hinterläßt eine Spezies am Rande der Vernichtung. Kirk soll kurz vor seiner Pensionierung als eine Art Ölzweig dienen und den klingonischen Kanzler samt Gefolge zu Friedensgesprächen eskortieren. Da jedoch nicht alle diesem Frieden trauen, verliert der Kanzler kurz darauf sein Leben und Kirk und McCoy finden sich als Verräter und Mörder auf einem eisigen Gefängnisplaneten wieder...

Produktionskosten: 27 Millionen Dollar

Das sagt das Box-Office: 75 Millionen Dollar in den USA reichen Stand 2016 noch für Platz 9 (unadjusted) und Platz 9 (adjusted). Dazu kamen 19 Millionen Dollar im Rest der Welt. Macht ein Gesamtergebnis von 97 Millionen Dollar. Somit konnte sich die Classic-Filmreihe zum Ende hin doch noch einmal erholen und einen kleinen Erfolg verbuchen.

Das sagen die Fans: In der Presse wurde der Film bei Start eher als Rentnergang im All-Movie beschrieben, der versuche, den Kalten Krieg eher gefällig und platt metaphorisch zu verarbeiten. Bei den Fans kam er jedoch weitestgehend gut an, obwohl die vielen Kniffe des Regisseurs Nicholas Meyer durchaus auch Kontroversen bei den Puristen auslösten.

Das sage ich: Nicholas Meyer to the rescue - zum zweiten Mal musste der Autor und Regisseur herbeieilen, um das festgefahrene Franchise zu entstauben und in die Erfolgsspur zurück zu holen. Es gelang ihm hier erneut. Die politische Metapher, die sozialkritische Botschaft, das Zusammenspiel der Crew und die spannende Story - hier fehlte nichts, was das Trekkieherz glücklich macht. Ein wunderschöner Abgesang auf die erste Trek-Kinogeneration.

Auf der nächsten Seite geht es um die vier Filme mit der Crew von «Star Trek: The Next Generation» rund um Captain Picard, Commander Riker und Mr. Data.

Von Spiegeleiern & Weihnachtsfreuden: «Star Trek: Generations»



Release: 1994

Die Bedrohung: Ein temporales Irgendwas und ein verrückter Wissenschaftler

Der Inhalt: Captain Kirk stirbt bei der Einweihung der neuen Enterprise und dem Versuch, eine Gruppe El Aurianer zu retten. Jahrzehnte später sorgt ein El Aurianischer Wissenschaftler für Ärger, der auf einer abgelegenen Forschungsstation skrupellos seine eigene Agenda verfolgt - dorthin zurückzukehren, wo Kirk ihn damals durch sein Eingreifen herausgerissen hatte. Captain Picard muss Kirk im sogenannten Nexus suchen, um den Schurken zu stoppen...

Produktionskosten: 35 Millionen Dollar

Das sagt das Box-Office: 76 Millionen Dollar in den USA reichen Stand 2016 noch für Platz 8 (unadjusted) und Platz 8 (adjusted). Dazu kamen 42 Millionen Dollar im Rest der Welt. Macht ein Gesamtergebnis von 118 Millionen Dollar. Ein guter Start für die TNG-Crew, wenn auch gerade in Nordamerika ein wenig hinter den Erwartungen.

Das sagen die Fans: Die große Staffelstabübergabe wurde den riesigen Erwartungen an das Treffen der beiden Helden Kirk und Picard für viele nicht gerecht. Zu banal waren die Szenen der beiden, zu substanzlos ihre Zusammenarbeit. Viel Kritik erntete auch der Nexus, den man schlicht als Deus Ex Machina einsetzte, sich aber inhaltlich nicht weiter damit befasste sowie die uninspirierte Todesszene des legendären James T. Kirk mit den Worten "It was fun".

Das sage ich: Keine Frage: Der erste TNG-Film krankt an so vielen Ecken und Enden, dass am Ende kein kohärenter Film mehr herauskommen konnte. Die Optik ist klasse und einige Szenen atmen die Luft eines großen Abenteuers, die innere Logik sowie das geflickschustert wirkende Drehbuch jedoch rauben so viel Momentum und Stimmigkeit, dass am Ende nur eine Aneinanderreihung von Episödchen ohne emotionale Resonanz übrigbleibt. Ein visuell starker Fehlschlag also.

Die Borg retten die Reihe: «Star Trek: First Contact»



Release: 1996

Die Bedrohung: Schwedische Maschinenwesen in Montana

Der Inhalt: Der schlimmste Feind der Föderation ist zurück: Die Borg. Nachdem man sie fast zerstören konnte, gelingt ihnen eine Zeitreise, um den ersten Warpflug der Menschheit zu verhindern. Picard & seine Crew folgen ihnen, treffen den Erbauer des ersten Warpschiffes, trinken Tequila und sorgen dafür, dass der historische erste Kontakt mit den Vulkaniern wie geplant stattfinden kann...

Produktionskosten: 45 Millionen Dollar

Das sagt das Box-Office: 92 Millionen Dollar in den USA reichen Stand 2016 noch für Platz 4 (unadjusted) und Platz 7 (adjusted). Dazu kamen 54 Millionen Dollar im Rest der Welt. Macht ein Gesamtergebnis von 146 Millionen Dollar. Somit ist er der erfolgreichste TNG-Film.

Das sagen die Fans: Abgesehen davon, dass sehr kritische Fans die vermeintlich zu starke Wandlung von Picard hin zu einem Actionhelden mit Rachegelüsten kritisierten, kommt der Film weitgehend sehr gut weg. Die Borg als Gegner wurden dabei ebenso gelobt, wie die Einführung der Borg-Queen, die wunderbaren Szenen in Montana mit Warpschiff-Bauer Zephram Cochrane sowie der titelgebende erste Kontakt mit den spitzohrigen Freunden am Ende des Films.

Das sage ich: Hier liege ich mit der Community fast komplett auf einer Wellenlänge. Der Film besitzt alles, was ein Abenteuerfilm und ein Star Trek-Film brauchen: Herz, Hirn, Action und eine Menge Humor. Dazu eine Geschichte, die uns zu einem der wichtigsten Momente der (fiktiven) Menschheitsgeschichte zurückführt (magisch!), eine Heldenfigur, die vollkommen gegen den Strich geschrieben und gespielt wurde und ein Fest für Augen und Ohren, nicht zuletut dank eines epischen Scores von Jerry Goldsmith. Mit Abstand der beste TNG-Kinofilm und sicherlich auch einer der drei besten der gesamten Reihe.

Viel zu viel Aufstand: «Star Trek: Insurrection»



Release: 1998

Die Bedrohung: Ein alternder Admiral und sein Freund von der Streckbank

Der Inhalt: Weit draußen in einer unwirtlichen Region des Alls schmieden ein Admiral und sein Kompagnon düstere Pläne. Durch Datas Aufmerksamkeit wird jedoch Picard samt Crew in die Angelegenheit hineingezogen und zettelt einen Aufstand gegen seinen Vorgesetzten an, um eine fast magisch anmutende, einheimische Spezies zu beschützen...

Produktionskosten: 58 Millionen Dollar

Das sagt das Box-Office: 70 Millionen Dollar in den USA reichen Stand 2016 noch für Platz 10 (unadjusted und adjusted). Dazu kamen 42 Millionen Dollar im Rest der Welt. Macht ein Gesamtergebnis von 112 Millionen Dollar. Somit ein klarer Rückschritt zum Vorgänger. Der Film ist in allen Kategorien der zweitschwächste der TNG-Filme und hat in Nordamerika von den Classic-Film gar nur den fünften Teil hinter sich.

Das sagen die Fans: Irgendwo im Mittelmaß landet der Film in der Fanszene. Einige mögen den Humor und das Thema, andere nicht. Einige finden die Machart gut, andere bemängeln, dass er sich eher wie eine Doppelfolge der Serie anfühlt und nicht wie ein Kinofilm. Einige haben ihn als grundehrliches, kleines Abenteuer im Gedächtnis, andere schon wieder vergessen, worum es eigentlich ging. Die Wahrheit liegt sicher irgendwo in der Mitte.

Das sage ich: Eine ganz schwierige Angelegenheit - der Film bietet durchaus liebenswerte Momente und starke Trek-Themen (der Jungbrunnen, das Besinnen auf innere Werte und die eigene Stärke, das bewusste Erleben des Moments). Zudem ist das Motiv, welches Picard in seinen kleinen Aufstand leitet ein gutes und wichtiges. In Sachen Humor (oder nennen wir es lieber Klamauk) meinte man es jedoch leider durchweg zu gut und auch die Geschichte um die Son´a mit Schurke Ru´afo sowie die zweitklassigen Effekte vermiesen den Spaß am Gesamtwerk. Mit «Star Trek: Generations» qualitativ weitestgehend en par und somit chancenlos gegen den achten und zehnten Teil.

Begegnung mit der Vergangenheit: «Star Trek: Nemesis»



Release: 2002

Die Bedrohung: Ein Spiegelbild, das so gern das Original wäre

Der Inhalt: Nach der Hochzeit von Riker und Troi findet die Crew nicht nur ein Vorgängermodell von Data, sondern wird auch zu Friedensverhandlungen nach Romulus gerufen. Der dortige Praetor hat jedoch etwas anderes im Sinn: Rache für seine Existenz zu nehmen und den Mann zu treffen und auszulöschen, dem er sie verdankt...

Produktionskosten: 60 Millionen Dollar

Das sagt das Box-Office: 43 Millionen Dollar in den USA reichen Stand 2016 nur für den 12. und letzten Platz (unadjusted und adjusted). Dazu kamen 24 Millionen Dollar im Rest der Welt. Macht ein Gesamtergebnis von 67 Millionen Dollar. Somit ist er in jeder Hinsicht der größte finanzielle Fehlschlag des ganzen Franchise und begründete eine sieben Jahre andauernde Pause der Reihe.

Das sagen die Fans: An diesem letzten Teil der TNG-Filme lassen nur wenige Fans ein gutes Haar. Zu aufgesetzt empfanden viele den Doppelgängerplot um Picard und auch Data, zu drastisch die Abkehr in Sachen Umsetzung durch den Trek-Neuling Stuart Baird. Der Film gilt somit bis heute in fast jeder Hinsicht als kompletter Fehlschlag.

Das sage ich: Einspruch! Der letzte TNG-Film krankte sicherlich an einigen Punkten (die zu simple Rechnung mit B-4, der nicht gänzlich notwendige Tod von Data, der finale Rachewahn von Shinzon) - darüberhinaus jedoch bot er eine Story, die sich auf die Werte Familie, Zusammenhalt und Freundschaft erdete, Entwicklungen bei den Charakteren im Auge hatte, einen interessanten Gegenspieler für Picard am Start hatte und versuchte, viele dieser Motive in Einklang zu bringen. Dass das Gesamtbild durch zu drastische Kürzungen und einige andere Fehlentscheidungen getrübt wurde, ist traurig. Dennoch haben wir es hier mit einem auch in Style und Flow starken SF-Film zu tun, der über die ganze Distanz zu unterhalten weiß und in den Besprechungen oft zu schlecht wegkommt. Kein episches Ende für die Crew um Captain Picard, aber immerhin ein gutes.

Auf der dritten und letzten Seite geht es um die drei neuen Reboot-Filme mit Chris Pine, Zachary Quinto, Zoe Saldana und Simon Pegg.

Einmal schnell das Franchise retten: «Star Trek»



Release: 2009

Die Bedrohung: 0815-Rache-Romulaner mit Riesenschiff

Der Inhalt: Romulaner Nero reist durch die Zeit zurück, um die Zerstörung seines Heimatplaneten zu rächen, an dem seiner Ansicht nach kein geringerer als ein gewisser Botschafter Spock die Schuld trägt. Dabei verändert er jedoch die Zeitlinie und setzt drastische Ereignisse in Gang, die die Geschichte für immer verändern werden.

Produktionskosten: 150 Millionen Dollar

Das sagt das Box-Office: 258 Millionen Dollar in den USA reichen Stand 2016 für Platz 1 (unadjusted und adjusted). Dazu kamen 128 Millionen Dollar im Rest der Welt. Macht ein Gesamtergebnis von 386 Millionen Dollar. Somit ist er in den USA der erfolgreichste und weltweit der zweiterfolgreichste Trek-Film überhaupt.

Das sagen die Fans: Das Urteil der Hardcore-Fans fiel durchaus zwiespältig aus - eine große Gruppe konnte sich zwar an der starken Chemie und den perfekt gewählten Darstellern erfreuen, die uninspirierte und wenig ausgefeilte Rache-Handlung rund um Nero erntete aber in ebenso weiten Teilen Kritik. Auch die üppig eingesetzten Lens-Flares und die krachende Action konnte man vielen Puristen nicht gänzlich mit Erfolg verkaufen.

Das sage ich: Gar keine Frage: Der erste Reboot-Film macht so viel richtig, dass der Rest kaum ins Gewicht fällt. Von den wunderbaren Schauspielern über die vielen Verweise auf den Trek-Canon, den treffsicheren Humor, einen äußerst cleveren Twist mit einer neuen Zeitlinie, die alle Möglichkeiten eröffnet bis hin zur großformatigen Optik und dem brutal guten Score - Abrams hat «Star Trek» wachgeküsst. Die Story raubt sicher den einen oder anderen Prozentpunkt, das Reboot ist jedoch ein Segen für die Filmreihe und machte sie endlich auch (wieder) zugänglicher für den Massenmarkt.

Wenn der Khan doch zweimal klingelt: «Star Trek Into Darkness»



Release: 2013

Die Bedrohung: Horden von Fans, die im Chor “Plagiat” schreien

Der Inhalt: Captain Kirk wird erst degradiert und dann wieder in den Kommandosessel gehievt - schließlich gilt es, einen üblen Terroristen aufzuspüren und auszuschalten. Dieser entpuppt sich jedoch als Khan Noonien Singh - was die Sache für die Crew der Enterprise nicht einfacher macht...

Produktionskosten: 185 Millionen Dollar

Das sagt das Box-Office: 229 Millionen Dollar in den USA reichen Stand 2016 für Platz 2 (unadjusted) und Platz 4 (adjusted). Dazu kamen 238 Millionen Dollar im Rest der Welt - klarer Bestwert bisher. Macht ein Gesamtergebnis von 467 Millionen Dollar. Somit ist er weltweit der erfolgreichste Trek-Film überhaupt. Angesichts der hohen Produktionskosten hielt sich der Gewinn jedoch in Grenzen.

Das sagen die Fans: Hier gibt es eine scheinbar fast einhellige Meinung: Der Film kopiert einen der besten Teile der Reihe («Star Trek II - The Wrath of Khan») in erschreckend naiver und unpassender Weise, zerstört den Charakter des Khan (den im Original Ricardo Montalban gespielt hatte) und treibt die Entfremdung der Fans vom ursprünglichen Franchise im Schweinsgalopp voran. Nur wenige würden dem vermutlich widersprechen.

Das sage ich: Fangen wir mit dem Positiven an: Optik, Score, Opening-Sequenz, Darsteller und einige Handlungselemente rund um Khan und eine Verschwörung innerhalb der Sternenflotte treffen ins Schwarze. Dass die Autoren sich jedoch mit voranschreitender Laufzeit kaum mehr zwischen neuer Story und frechem Remake entscheiden konnten, führt zumindest zu Irritationen. Für eine Hommage ist es zu viel, für ein Remake zu wenig. Am Ende bleibt ein inhaltlich etwas wackliges Konstrukt, das sich jedoch auf seine Schauwerte verlassen kann. Dem einen reicht das, dem anderen nicht. Recht haben meiner Ansicht nach beide.

Ausblick: «Star Trek Beyond» (and beyond)


Release: 21. Juli 2016

Steckbrief

Björn Sülter ist bei Quotenmeter seit 2015 zuständig für Rezensionen, Interviews & Schwerpunkte. Zudem lieferte er die Kolumne Sülters Sendepause und schrieb für Die Experten und Der Sportcheck.
Der Autor, Journalist, Podcaster, Moderator und Hörbuchsprecher ist Fachmann in Sachen Star Trek und schreibt seit 25 Jahren über das langlebige Franchise. Für sein Buch Es lebe Star Trek gewann er 2019 den Deutschen Phantastik Preis.
Er ist Headwriter & Experte bei SYFY sowie freier Mitarbeiter bei Serienjunkies, der GEEK! und dem FedCon Insider und Chefredakteur des Printmagazins TV-Klassiker und des Corona Magazine.
Seine Homepage erreicht ihr hier, seine Veröffentlichungen als Autor auf seiner Autorenseite.
Die Bedrohung: Noch mehr Fans, die inzwischen nicht mehr wissen, was sie sich von «Star Trek» wünschen

Der Inhalt: Die Crew der USS Enterprise wird mitten in ihrer 5-Jahres-Mission von schwarmähnlichen Schiffen angegriffen und zur Notlandung auf einem unbekannten Planeten mit einem düsteren Geheimnis gezwungen...

Produktionskosten: 150 Millionen Dollar

Das denke ich: Die bisherigen infos und Trailer lassen noch keinen eindeutigen Schluss zu. Simon Pegg und Doug Jung ist durchaus zuzutrauen, dass sie ein potentes Skript geschrieben haben. Justin Lins Regie ist angesichts der Trailer offenbar über jeden Zweifel erhaben. Doch besteht auch die Gefahr, dass die angeblich so typische Trek-Story zu viele zu oft abgedeckte Klischees bedient (Rachemotiv des Antagonisten Krall) und somit letztlich nur Hintergrundrauschen für große Effekte darstellt.

Meine Rezension zum neuen Film «Star Trek Beyond» lest ihr bei Quotenmeter ab 20. Juli 2016.
15.07.2016 10:40 Uhr  •  Björn Sülter Kurz-URL: qmde.de/86733