Fast 100 Prozent: Auf Islands Fußball-Sensation folgt Quoten-Sensation

Kaum ein Isländer erdreistete es sich, den geschichtsträchtigen Sieg gegen die Engländer zu verpassen. Dagegen sah der hierzulande bei der deutschen Mannschaft erzielte Marktanteil reichlich alt aus.

Mit schier unglaublichem Einsatz, viel Herz und überraschend viel fußballerischem Vermögen haben sich die Isländer längst zum Publikumsliebling der Europameisterschaft entwickelt - und am Montagabend mal eben das Mutterland des Fußballs auf dramatischere Art und Weise verstört, als es jedes Björk-Musikvideo der Welt hätte tun können. Wer nicht zu den schätzungsweise rund zehn Prozent der Bevölkerung gehörte, die sich eine Reise nach Frankreich gegönnt haben, schaute quasi ausnahmslos am heimischen Fernsehgerät zu.

Genauer gesagt waren es 99,8 Prozent aller isländischen Fernsehenden, die am Montag ab 21 Uhr das Spiel sehen wollten und abermals beäugten, wie ihr Stürmer Kolbeinn Sigthorsson seinem Nachnamen gerecht wurde - selbstredend unter der kreischig-feminin anmutenden Stimme ihres längst zum internationalen Kult avancierten Kommentators. Dies entsprach einer Reichweite von knapp 325.000 (was angesichts einer Einwohnerzahl von 334.300 Stand März doch eine recht optimistische Schätzung zu sein scheint), gegenüber lausigen 650 Menschen, die sich anderweitig umsahen.

Zum Vergleich: Das deutsche Achtelfinalspiel gegen die Slowakei erreichte zwar naturgemäß eine ungleich höhere Reichweite von 28,11 Millionen, hinsichtlich des Marktanteils können die Deutschen allerdings den Isländern nicht einmal ansatzweise das Wasser reichen. "Nur" auf 81,2 Prozent hatte das ZDF zu verweisen.
29.06.2016 11:42 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/86506