Da hat sich Wiesenhof wohl die Finger verbrannt: Werberat beanstandet kontroversen Werbespot

Nach dem Shitstorm kommt auch Ärger von einer brancheninternen Instanz: Der Werberat spricht Beanstandung für Werbespot aus, der sich über Gina-Lisa Lohfink lustig macht.

Abseits der Euro 2016 beherrschte am Wochenende ein Thema die sozialen Netzwerke in Deutschland: Ein Wiesenhof-Werbespot, in dem Atze Schröder eine anlässlich der EM auf den Markt gebrachte Aktionswurst des Geflügelfleisch-Herstellers anpreist. Schröders Lobhuldigungen der Bratwurst beinhalten zahllose Zoten zum Thema Penislänge – sowie eine im Netz nahezu einstimmig als geschmacklos eingeschätzte Anspielung auf einen aktuellen Justizfall: „Danach müssen Gina und Lisa erstmal in die Traumatherapie“, ulkt der Comedian grinsend, während er seine prachtvolle Bratwurst feiert.

Obwohl der Spot bereits im März von Wiesenhof bei YouTube hochgeladen wurde, erlangte er erst am 25. Juni größere Aufmerksamkeit, die sich prompt zu einem Shitstorm entwickelte. Neben haufenweise empörter Kommentare bei Facebook, Twitter und YouTube hagelte es über 1.000 Beschwerden beim Werberat. Wiesenhof nahm daraufhin den Werbespot offline, zudem entschuldigten sich das Unternehmen und sein gelocktes Testimonial im Web für die Reklame, die so lapidar auf das juristische Hickhack um Gina-Lisa Lohfink eingeht.

Die ehemalige «Germany’s Next Topmodel»-Teilnehmerin beschuldigt zwei Männer, sie vergewaltigt zu haben, doch das Amtsgericht Tiergarten ließ die Akte fallen, woraufhin Lohfink wegen Falschverdächtigung verurteilt wurde. Lohfinks Anwalt legte gegen diesen Gerichtsbeschluss Einspruch ein, seither wird dieser Fall von Presse und Rechtsexperten als potentieller Wegbereiter für ein verschärftes deutsches Sexualstrafrecht erachtet. Julia Busse, Geschäftsführerin des Deutschen Werberats, stellt vor diesem Hintergrund die kritische Frage, weshalb Wiesenhof und Schröder den kontroversen Spot überhaupt produzieren ließen. Weiter urteilt sie: „"Der Wiesenhof-Spot ist ein sehr deutlicher Fehlgriff, den das Gremium klar beanstandet hat.“
28.06.2016 14:38 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/86485