Popcorn und Rollenwechsel: #Brexit-Filme

Noch immer hat die Politwelt wegen des Brexit-Referendums gewaltige Kopfschmerzen – am allermeisten die rund 50 Prozent der Briten, die ihre Wahl mittlerweile bereuen. Unser Kolumnist serviert thematisch passende Filme.

«Election»: Wäre es nicht so ein erschütterndes Symbol dafür, wie behämmert manche Menschen an den demokratischen Prozess herantreten, so wäre der Brexit unfassbar lustige Politsatire. Die Fülle an Artikeln über „Leave“-Voter, die dachten „Ach, wir bleiben eh in der EU, also stimme ich mal so aus Jux für das Gegenteil“ oder die bereits am Morgen danach ihre Meinung änderten, ist einfach erstaunlich. Schade, dass es wenig gute Satiren zum Thema Wahlen gibt, denn vielleicht würden einige wohl platzierte Attacken die Leute besser erziehen. Eine gute (zudem Oscar-nominierte) Wahlsatire gibt es aber: «Election». Leider wird sie oft unterschätzt, weil sie „nur auf einer High School spielt“. Irgendwie passt das. Schließlich wird die Relevanz wirklicher Wahlen offenbar ebenfalls gern unterschätzt …

«The Tempest – Der Sturm»: Im Hinblick auf die große Welle an „Nein, halt, ich wollte nicht wirklich für den Brexit stimmen“-Aussagen ist auch Julie Taymors bildgewaltige Dramödie ein großer Film der Stunde. Es ist Shakespeare, also die Quintessenz einer nun im Trubel befindlichen Kultur. Und es geht um Reue. Das Gefühl des Jahres in besagter Kultur. (Außerdem spielt Felictiy Jones mit, einer der britischen Exporte, denen wir Europäer sicher gern Zuflucht gewähren werden, wenn es nötig wird!)

«28 Days Later» und «28 Weeks Later»: Weil diese Zombie-Apokalypse-Thriller mit ihren leergefegten, englischen Schauplätzen ein Zerrteleskop in eine mögliche Zukunft unserer Inselfreunde darstellen. Nicht zwangsweise, was die wandelnden Toten angeht, aber ihr wisst, was ich sagen will …

Einfach alles von Monty Python: Erstens, weil Lachen gut tut. Zweitens, weil wir sie noch als britischen Humor kennen. Das könnte sich in einigen Generationen ändern. Drittens, weil sie Propheten waren: Die älteren Generationen tyrannisieren die Jüngeren und machen sie um ein Vielfaches ärmer …


«Frenzy»: Alfred Hitchcocks letzter guter Film und einer seiner garstigsten. Eben diesen betrachtete er als Liebeserklärung an seine UK-Heimat, und auch wenn das viel über den Regiemaestro aussagt, lässt sich erkennen, wie er das gemeint hat: Dieser Mörderthriller ist voll mit schwarzem Humor und manch abstrusen Situationen. Aggression, Perversion und Absurdität in einem – «Frenzy» ist ein unterschätztes Meisterwerk vom Suspense-Regisseur Nummer eins.

«Braveheart»: Ein Film aus einer Zeit, zu der sich Mel Gibson noch im gesellschaftlich akzeptablen Spektrum des Wahnsinns befand. Und mal eben als Regisseur und Hauptdarsteller ein Schlachtengemälde aus dem Boden gestampft hat, wie es sie nicht mehr zu sehen gibt. Oh, und diese ganze Sache mit Schottland und seinem Kampf für Unabhängigkeit scheint auch in immer zügigeren Zyklen an Relevanz zu gewinnen …

«Ganz oder gar nicht»: Oder besser bekannt unter dem Originaltitel «The Full Monty». Sechs dank der krankenden Wirtschaftslage arbeitslose Männer verdingen sich als Stripper, um wieder an Geld zu gelangen und ihrem Leben wieder einen Sinn zu verleihen. Leiser, britischer Witz, Feingefühl in der Charakterzeichnung. Ein archetypischer Film des Subgenres dieser kleinen, klugen UK-Komödien.

«Paddington»: Weil man diese supercharismatische, warmherzige, schöne Geschichte nicht oft genug sehen kann!
27.06.2016 00:07 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/86447