Es ist angerichtet: «Mein Lokal, Dein Lokal» feiert Jubiläum

Ein Hoch auf «Mein Lokal, Dein Lokal»: 400 Folgen zeigte kabel eins mittlerweile - in der schnelllebigen Fernsehwelt keine Selbstverständlichkeit. Quotenmeter.de sprach am Rande der Dreharbeiten mit der Executive Producerin.

In diesen Tagen feiert kabel eins die 400. Folge des Vorabendformates «Mein Lokal, Dein Lokal». Die Jubiläumsfolgen wurden in Hamburg gedreht, aber zunächst „bleibt alles gleich“, wie die Executive Producerin Sharon Kolkmeyer am Rande der Dreharbeiten gegenüber Quotenmeter.de verrät. „Wir achten auf neue Konzeptideen. Die 400. Folge beschäftigt sich mit dem Thema Inhouse-Convinience.“ Für die Jubiläumsfolgen ist das Kölner TV-Team für eine Drehwoche in die Hansestadt geflogen, wo fünf Restaurantbesitzer ihr Können unter Beweis stellen müssen. Hinter den Kulissen wuseln 32 Mitarbeiter herum, damit der Zuschauer nach eineinhalb Drehtagen eine neue Episode im Fernsehen genießen kann. Für die TV-Produktionsfirma Good Times ist es nach dem «Trödeltrupp» eines der wichtigsten Aushängeschilder, allein schon aufgrund der hohen Schlagzahl im Programm. Der TV-Gruß aus der Küche schmeckte den Kölnern mit Blick auf die Zuschauerresonanz zuletzt immer besser.

Zugegeben, ein wirklich neues Konzept war es nicht, als kabel eins die Doku-Soap im August 2013 in das Programm hievte: In der fünftägigen Sendewoche kocht jeden Tag ein Gastwirt für die vier anderen Restaurantchefs bei einem Testessen. Gemäß dem Sendungsuntertitel «Wo schmeckt' s am besten?» gewinnt am Ende der Sendewoche das Restaurant mit den meisten Punkten. Dafür wird mit dem im deutschen Fernsehen bereits erprobten Punkte-Tafel-System bewertet. Um Sieger des Duells zu werden und die Gewinnsumme in Höhe von 3.000 Euro zu erhalten, muss der Restaurantchef mit Aspekten wie Geschmack, Service, Ambiente, Sauberkeit und einem guten Gesamtpaket überzeugen können. Das Testessen wird von den Mitstreitern mit Punkten zwischen eins und zehn bewertet. Die passenden Kommentare der Protagonisten vor der Kamera sowie seitens des Off-Sprechers dürfen mit einem Augenzwinkern natürlich nicht fehlen.

Neuer Sendeplatz brachte die Würze beim Zuschauer


Diese Art von Fernsehen feierte im Frühjahr bereits bei den „Dschungelcamp“-Machern von ITV Studios Germany mit dem «Perfekten Dinner» den stolzen zehnjährigen Geburtstag. Die „Profi-Variante“, unter der nur Berufsgastwirte teilnehmen, kann nun immerhin die 400. Folge zelebrieren – keine Selbstverständlichkeit in der schnelllebigen Fernsehwelt. Das an sich beliebte Genre der Doku-Soaps geriet nicht nur durch den zuletzt aufgekochten «Schwiegertochter gesucht»-Skandal immer wieder in ein schlechtes Licht. Dabei sind solche Produktionen auch handwerklich durchaus aufwändig produziert, wenn man die immer knapper werden Budgets in Relation zieht.

Wir geben noch mehr Blicke hinter die Kulissen. Wir begleiten noch mehr das Kochen. So ist «Mein Lokal, Dein Lokal» im Laufe der Zeit dynamischer geworden
Sharon Kolkmeyer, Executive Producerin von «Mein Lokal, dein Lokal»
Kritiker sehen das mittlerweile im deutschen Fernsehen weit verbreitete Punktesystem als zu stark abgenutzt an. Im Gespräch mit dem Medienmagazin Quotenmeter.de distanziert sich die Executive Producerin aber von solchen Vorwürfen und versichert: „Es wird nichts gefaked oder gescripted. Es ist ein Blick hinter die Kulissen mit ganz viel Herzblut der Gastronomen.“ Dies sei auch nach mehreren Jahren weiterhin das Erfolgsrezept, so Sharon Kolkmeyer, die seit 2013 hinter den Kulissen für das Format brennt, sodass auch persönliche Erinnerungen im Gedächtnis bleiben: „Besonders witzig finde ich, dass Autor und Gastronom Peter Gerdes, die Erfahrung vom Dreh in seinem Krimi „Langeooger Serientester Inselkrimi“ hat einfließen lassen. Er hatte mit seinem Restaurant „Tatort Taraxacum“ an der Ostfriesland-Woche teilgenommen. Das bezaubernde Weihnachtsspezial und das logistisch aufwendige Deutschland-Spezial, beide aus dem vergangenen Jahr, zählen zu meinen persönlichen Favoriten, wie auch das Promi-Spezial mit Ralf Richter, Claudia Effenberg und Jochen Bendel“, erzählt uns die bekennende Weihnachtsmarkt-Liebhaberin.

Dabei schmeckte die Sendung den Zuschauern zunächst noch nicht richtig. In den ersten vier Testwochen im Jahr 2013 schalteten durchschnittlich nur vier Prozent aus der jungen, werberelevanten Zielgruppe ein. Erst der tägliche Sendeplatz um 17.55 Uhr sorgte für die richtige Würze, sodass die Doku-Soap auch aus Quotensicht kaum noch aus dem Programm von kabel eins wegzudenken ist – und das in der viel zitierten „Todeszone“ Vorabend. Die erste Staffel lief täglich erst um 18.30 Uhr, Staffel zwei wurde schließlich auf den 17.00 Uhr-Slot vorverlegt. Im Schnitt erreichte die Doku-Soap im Jahr 2015 über 500.000 Zuschauer, wovon rund die Hälfte in der werberelevanten Zielgruppe ist. So beläuft sich der durchschnittliche Marktanteil im vergangenen Jahr auf knapp sechs Prozent – Tendenz steigend.

«Trödeltrupp»-Macher kochen kabel eins froh


Zuletzt sind sogar auch sieben bis acht Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe drin gewesen, in der Spitze kratzte der Restaurant-Wettbewerb an der psychologisch wichtigen Zehn-Prozent-Marke - für kabel-eins -Verhältnisse fast rekordverdächtig. In der zurückliegenden Fernsehsaison erreichte die erfolgreichste Episode im Dezember 2015 sogar 179 Prozent vom durchschnittlichen kabel-eins-Senderschnitt. So verfolgen bis zu 850.000 Menschen täglich, welches Restaurant das Rennen macht.

„Wir suchen immer neue Konzepte und Gastronomen, die immer mit der Zeit gehen und sich was einfallen lassen“, so die Executive Producerin, für die Chips einfach zu einem guten Fernsehabend dazugehörten, wie sie uns schmunzelt verrät. Inhaltlich zwinge der hart umkämpfte TV-Markt die Macher stets zu Veränderungen. Dies sei auch für die nächsten 400 Folgen das Ziel, so die Executive Producerin: „Wir geben noch mehr Blicke hinter die Kulissen. Wir begleiten noch mehr das Kochen. So ist «Mein Lokal, Dein Lokal» im Laufe der Zeit dynamischer geworden. Es gibt mehr Interaktion zwischen den Teilnehmern. Der für den Zuschauer so interessante Blick hinter die Kulissen nimmt noch mehr Raum ein.“
17.06.2016 13:49 Uhr  •  Benjamin Horbelt Kurz-URL: qmde.de/86266