Daniela Katzenberger ist die neue Quotenschatztruhe von RTL II und das wird voll ausgekostet: Nach medial aufgearbeiteter Verlobung und Eltern-Dasein folgt Samstag die Hochzeit. Gestern wurden sogar die Tiere vor die Kamera gezerrt.
Daniela Katzenberger ist wahrscheinlich Vieles: Queen des deutschen Reality-TV, Queen der Selbstvermarktung, sicherlich keine Schauspielerin oder vielleicht die beste Schauspielerin der Welt. Fans bewundern ihre sogenannte freche Schnauze, die stets mit Klischee-Attributen wie „auf den Boden geblieben“ oder „authentisch“ charakterisiert wird, obwohl offensichtlich nichts davon zutrifft. Katzenberger verkauft eine Version und vor allem eine Illusion der Authentizität. Kann man ihr deswegen böse sein? Vielleicht. Würde sich das lohnen? Wahrscheinlich eher nicht.
In den USA sind es eben die Kardashians und hier sind es die Katzenbergers, denn auch Katzenberger-Schwestern und Eltern besitzen eigene, diverse Reality-TV-Ambitionen. Allerdings kann man fast schon dankbar sein, dass sich die Explosion des Reality-Sternchen nicht so atomar gestaltete, keine privaten Sexvideos, sondern nur zahme Aktbilder für den Playboy und eine recht eingeschränkte, kontrollierte Vermarktung involviert sind. Dies alles setzt sich natürlich ins durchproduzierte und plastizide Privatleben fort: Im letzten Oktober wurde die Verlobung zu Costa Codalles - Sprössling Lucas im Fernsehen gezeigt und die ersten Tage der gemeinsamen Tochter durfte der gewillte Fernsehzuschauer auch miterleben. Seit April befinden sich die Verlobten bei RTL II «Im Hochzeitsglück», das am Samstag, dem 4. Juni mit der Live-Hochzeit und mit einem Vokuhila-Hochzeitskleid abgeschlossen werden soll. Was danach kommt? Wer weiß. Nach oben, oder je nach Standpunkt, nach unten hin ist alles offen, so lange die Quote stimmt. Katzenberger bleibt erst einmal. Man kann sie ignorieren oder ihr bei der Verhökerung ihres Privatlebens zusehen. Eines steht jedenfalls fest: Rum meckern im Internet hilft nicht viel, sondern einfach nur umschalten.
Hier eines der Programme, das vermutlich auch als Katzenberger-Cross-Promotionplattform dient, bei dem man getrost die Fernbedienung zur Hand nehmen kann: «Oberaffengeil! Die tierischste Talentshow der Welt». Katzenberger sitzt in der Jury zusammen mit Comedy-Jungstar Chris Tull und Sonja Zietlow, moderiert wird die Show von Amiaz Habtu. Und nachdem wir alle Menschen nach den „besten“ Sängern, Models, Jonglierern, Synchronschwimmern etc. durchgecastet haben (ja, es gab sogar mal eine Castingshow, die nach den besten Celebrity-Imitatoren suchte), war es nur eine Frage der Zeit, bis Tiere an der Reihe sind. Wenig verwunderlich, aber dafür umso verständlicher wäre es, wenn die Tierwelt sich an diesem Punkt «Planet der Affen»-Style gegen die Menschheit auflehnen würde.
Sazzou und Muxx, die Hunde von zwei Hundetrainerinnen, treten als erste auf und werden im einführenden Vorstellungsclip noch einmal ganz süß synchronisiert. In einer ungelenken Tanzchoreographie tanzen die Trainerinnen umher während Hunde um sie herum springen. Es wird geklatscht, Jurymitglieder sind teilweise erstaunt, aber es ist fraglich, wie viel von der Publikumsbegeisterung von den Studioanimateuren initiiert wird und wie viel davon wahre Freude am Geschehen ist. Die Kriterien, nach denen die Performance bewertet wird, bleiben genauso schwammig wie Sinn, Motivation oder gar Zweck der Sendung selbst. Lebensfreude, Spaß, Süße sind die abstrakten Begriffe, mit denen man um sich wirft. Katzenbergers Gedanken zu diesem Schauspiel sind anscheinend noch nicht einmal für RTL II relevant genug, denn sie werden mittels Werbung unterbrochen.
Das Pferd und das Pony dürfen immerhin im Finale auftreten. Der Autor dieses Artikels wird nie erfahren, was das genau bedeutet, wofür diese Tiere letztendlich diese Talente benötigen und warum. Denn nach einer Stunde hat er die Erlaubnis, Feierabend zu machen, und trotz eines unerlässlichen Ehrgeizes, als Medienjournalist so gründlich wie möglich zu arbeiten, sollte man sich nicht selbst quälen. Denn etwas anderes als das schon Dagewesene wird auch das Zukünftige nicht bieten. Nur weitere Tiere, von denen uns versichert wird, dass sie es gar nicht erwarten können, endlich vor die Kamera zu treten, deren Frauchen und Herrchen sich und ihre Schützlinge allerdings nicht so erfolgreich und überzeugend vermarkten können, wie es Frau Katzenberger bei sich selbst schafft.