Die Kino-Kritiker: «Wie Männer über Frauen reden»

«Wie Männer über Frauen reden»... haben uns eigentlich schon diverse Regisseure, Comedians und Romanautoren erklärt. Wie schlägt sich das gleichnamige Spielfilmdebüt von Henrik Regel in dieser Hinsicht?

«Wie Männer über Frauen reden»

  • Kinostart: 12. Mai 2016
  • Genre: Komödie
  • FSK: 12
  • Laufzeit: 89 Min.
  • Kamera: Raphael Beinder
  • Buch: Carsten Regel
  • Regie: Henrik Regel
  • Darsteller: Oliver Korittke, Frederick Lau, Barnaby Metschurat, Kida Khodr Ramadan, Ellenie Salvo González
  • OT: Wie Männer über Frauen reden (DE 2016)
Das Genre der Romantic Comedy ist gerade in Deutschland so überrepräsent, weil nationale Filmemacher nachweislich am erfolgreichsten sind, wenn sie sich auf diesen bewährten Mix verlassen. Das führt bisweilen dazu, dass schon ein Blick auf den Trailer genügt, um zu wissen, wie genau der Film wohl ablaufen wird. Mann trifft Frau, Mann liebt Frau, es kommt zu einem Missverständnis und schließlich heiraten sie dann doch – an dieser simplen Formel gibt es nichts zu rütteln. Sie zieht. Regisseure wie Til Schweiger und Matthias Schweighöfer haben damit Millionen verdient und unzählige Zuschauer in die Kinos gelockt. Mittlerweile gibt es kaum einen deutschen Schauspieler, der nicht schon mal in einer RomCom mitgespielt hat. Und Fernsehproduktionen haben wir da noch gar nicht hinzugerechnet. Man kann ein und dieselbe Handlung natürlich auch variieren. So geschehen im Falle von Henrik Regels «Wie Männer über Frauen reden»; einem Film, der austauschbarer nicht klingen könnte, trotz dramaturgischer Defizite aber erstaunlich viel richtig macht. Zumindest im Hinblick auf den Wiedererkennungswert. Die als Komödie titulierte Produktion setzt auf Charakterköpfe, wenig Effekthascherei und stylisches Made-in-Berlin-Flair. Doch während die Nachhilfestunde in Sachen Mann-Frau-Kommunikation inszenatorisch überzeugt, kommt sie inhaltlich einfach nicht in die Gänge und stolpert damit über ihre eigenen Ambitionen.

Der Berliner, wie er liebt und leidet


„Frankies Club ist wie Disneyland: Hier stehen nur die neuesten Spielsachen rum“, sagt DJ (Oliver Korittke) über die Bar seines besten Freundes Frankie (Barnaby Metschurat). Hier treffen sich regelmäßig die Kumpels von DJ und Frankie, die ihr Leben in vollen Zügen auskosten – und nicht die geringste Absicht haben, dies zu ändern, obwohl sie eigentlich längst aus dem Alter raus sein sollten, jeden Abend aufs Neue auf die Pirsch zu gehen. Aber sie haben Angst, es könnte ihnen so gehen wie Marco (Kida Khodr Ramadan), der früher immer an ihrer Seite war, jetzt aber domestiziert ist. Auf gut Deutsch: Er hat geheiratet. Eine tolle Frau, wohlgemerkt, aber manchmal, da vermisst Marco das alte Leben dennoch und wünscht sich, alles wäre wieder so wie früher. Oder man könnte so werden wie der 21-jährige Sohn von DJ, Martini (Frederick Lau), der große Romantiker, den die Frauen umschwärmen, der aber stets auf der Suche nach der großen Liebe ist. Obwohl Martini längst flügge ist, lebt er immer noch unter einem Dach mit seinem alten Herrn – und manchmal will man glauben, dass er längst erwachsener ist als sein Daddy. Für DJ, der unverdrossen Abend für Abend für den Sound in Frankies Bar sorgt und es genießt, von der DJ-Kanzel aus den besten Blick über das Nachtleben zu haben, und Frankie, der stolz ist auf seinen Club und sich nicht vorstellen kann, dass es anders sein könnte, steht fest: Das Leben könnte immer so weitergehen. Tut es aber nicht! Denn die beiden großen Jungs sind nicht allein auf der Welt. Und so geraten sie in eine Situation, in der ihre so unerschütterliche Freundschaft auf eine verdammt harte Probe gestellt wird.

Man kann Henrik Regels Spielfilmdebüt viel vorwerfen, womit es aber in jedem Fall punktet, sind die für derartige Genreverhältnisse angenehm bodenständigen Figuren. Vollkommen frei von Klischees sind auch diese nicht. Um das zu erkennen, reicht schon ein Blick auf die Story selbst. Doch auch aufgrund der Besetzung macht das Drehbuch aus den stereotypen Machos sympathische Charakterköpfe. Wo andere Filme dieses Schlages auf Biegen und Brechen Karikaturen kreieren, erweckt «Wie Männer über Frauen reden» schnell den Eindruck, sich einer gewissen Realitätsnähe zu verschreiben. Auch, weil die Figuren die Regeln eines Liebesfilms selbst nur zu gut kennen (Stichwort: Mann und Frau können keine Freunde sein!). Insofern ist die Gagdichte auch überraschend niedrig und die Bezeichnung „Komödie“ – geschweige denn RomCom – gar nicht mehr so selbstverständlich. Das ist im Hinblick auf den Verzicht allzu abgehobener Szenerien ein Vorteil, schaut man sich allerdings die Dramaturgie an, so hat diese doch stark darunter zu leiden, dass sich «Wie Männer über Frauen reden» jeglichen Highlights versagt. Kurzum: Der Film plätschert einen Großteil der Laufzeit einfach vor sich hin, widmet sich nacheinander den verschiedenen Konfliktherden, aber ein dynamisches Tempo entsteht dadurch nicht. «Wie Männer über Frauen reden» gefällt sich vielmehr in der Position der Momentaufnahme, eingeflochten in eine Liebeserklärung an ein Berlin, das man so dreckig nur selten in den glattgebügelten Hochglanzproduktionen deutscher Filmemacher zu sehen bekommt. Unterstrichen wird dieser Umstand von der Musikuntermalung, die hier nicht aus brandaktuellem Radiopop besteht, sondern aus Independentnummern.

Der Hipster unter den RomComs


Wo Mario Barth auf platte Kalauer setzt, versucht das Drehbuch von «Wie Männer über Frauen reden» auf subtile Weise, die zwischengeschlechtliche Kommunikation zu thematisieren. Es geht ums Dating, um den richtigen Altersunterschied, um Geräusche beim Sex und um die Frage, ob ein Dreier eine stabile Beziehung gefährden könnte. Wie es auch das Plakat zum Film bereits ankündigt, nimmt Henrik Regel in seinem Film tatsächlich kein Blatt vor den Mund. Das Problem: Die Thematiken selbst sind heutzutage überhaupt nicht mehr neu. Einzig und allein der fast schon irritierend brave Umgang mit ihnen überrascht im Angesicht des von schlüpfrigen Gags geprägten Komödienzeitgeists. Regel scheint Skript und Film penibel auf Fallstricke abgeklopft zu haben. Wann immer sich das Drehbuch für einen platten One-Liner eignen würde, wählt der Regisseur den Weg ohne ihn und platziert Momente der Offenheit an genau den richtigen Stellen, um den vorlauten Humor sofort wieder in seine Schranken zu weisen. Leider entstehen dadurch aber auch nur selten emotionale Fallhöhen, die einen Lacher rechtfertigen würden. «Wie Männer über Frauen reden» fühlt sich zu cool ein, um primitive Schwanzgags zu benutzen, doch als ernst zu nehmende Romanze taugt der Film in Ermangelung interessanter Ideen auch nicht. So bleiben am Ende ein paar ordentliche Darsteller (angenehmerweise nicht solche, die man schon viel zu oft gesehen hat, um ihnen die immer wiederkehrenden, amourösen Eskapaden abzunehmen), ein ungewöhnlich rauer Look und die Ambition, aus dem Stoff mehr zu machen als eine leicht konsumierbare Liebeskomödie.

Fazit


«Wie Männer über Frauen reden» ist der Hipster unter den deutschen Romantic Comedies. Und wie das mit Hipstern nun mal so ist, wissen nur die Wenigsten, was sie mit ihnen anfangen sollen, wenn er direkt vor einem steht.

«Wie Männer über Frauen reden» ist ab dem 12. Mai in den deutschen Kinos zu sehen.
13.05.2016 10:00 Uhr  •  Antje Wessels Kurz-URL: qmde.de/85526