Wie schlägt sich die Fortsetzung zur Erfolgskomödie von 2013? Kritikerin Antje Wessels hat «Bad Neighbors 2» gesehen und verrät: ganz anders als erwartet!
Endlich haben es Mac (Seth Rogen) und Kelly Radner (Rose Byrne) geschafft: Töchterchen Stella schläft längst durch, ein zweites Baby ist unterwegs und in der Nachbarschaft ist wieder Ruhe eingekehrt. Der ideale Zeitpunkt also, um den nächsten Schritt Richtung gepflegte Bürgerlichkeit zu tun. Doch gerade als sie ihr Haus verkaufen und in die Vorstadt ziehen wollen, hält nebenan plötzlich wieder eine Studentenverbindung Einzug. Und die Mädels von Kappa Nu lassen Teddy (ZacEfron) und seine Jungs im Rückblick fast wie Traumnachbarn erscheinen. Shelby (Chloë Grace Moretz) und ihre Mitbewohnerinnen haben die Schnauze voll von den strengen und wenig Spaß orientierten Uni-Vorschriften und wollen in ihrem neuen Verbindungshaus einfach tun und lassen, wonach ihnen der Sinn steht. Was natürlich vor allem heißt: die Sau raus lassen und Partys feiern, bei denen kein Stein auf dem anderen bleibt. Die Radners haben nur eine Chance, wenn sie die unliebsamen Störenfriede loswerden und damit den Marktwert ihres Hauses retten wollen: Sie bitten ihren Ex-Rivalen Teddy um Mithilfe. Sein charmantes Lächeln und die gestählten Bauchmuskeln sollen die Party-Bitches stoppen. Doch jung und verrückt wie sie sind, geben sich Shelby und Co. nicht so schnell geschlagen.
Es hat fast schon etwas von einem Finger-in-die-Wunde-drücken, wenn Zac Efrons («We Are Your Friends») Teddy in einer minutenlangen Sequenz mit sich hadert, ob er es nun lustig oder geschmacklos finden soll, wenn die Mädels von Kappa Nu vollgeblutete Tampons und Binden gegen die Fensterscheiben ihrer Nachbarn werfen; und wenn am Ende das Kind in Teddy über den Erwachsenen siegt, dann kann man als Zuschauer gar nicht anders, als zu erkennen, dass derartige Geschmacklosigkeiten so zielgenau in die Story eingebettet sind, dass man fast schon von manipulativer Kalkulation sprechen kann. Doch es funktioniert: «Bad Neighbors 2» variiert die Geschichte aus dem Vorgänger nur vage, doch die Inszenierung ist aufgrund der vorhandenen Meta-Ebene um ein Vielfaches dynamischer und das Endergebnis ungleich klüger. Schon bald rückt in den Hintergrund, wie sich der Kleinkrieg am Gartenzaun überhaupt auflöst. Worum es wirklich geht, sind ganz andere Dinge: Sexismus, Selbstfindung und die Frage danach, was gute Eltern wirklich ausmacht. Selbst ein Thema wie Homosexualität ist hier so selbstverständlich, dass es an eine Frechheit grenzen würde, «Bad Neighbors 2» vorzuwerfen, kindisch, anzüglich oder unreif zu sein. Doch mit seiner kernigen Over-the-Top-Inszenierung ist es nur allzu offensichtlich, dass man es hier nicht mit einer herkömmlichen Komödie zu tun hat, sondern mit einem äußerst hintersinnigen Kinoerlebnis.
Doch unter all diesen tatsächlich sehr bedeutsamen Thematiken steckt natürlich immer noch eine kurzweilige, kreative und bisweilen brüllend komische Komödie. Dramaturgisch abgewandelt haben die Autoren die Geschichte aus Teil eins nur bedingt. Erneut geht es um eine ruhesuchende Familie, die sich gegen eine Horde wildgewordener Studenten (in diesem Fall Damen auf der Suche nach Selbstfindung) behaupten muss. Wie dieser Konflikt von beiden Seiten aus ausgetragen wird, wollen wir an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Nur so viel: Beide Parteien legen einen ungeheuren Ideenreichtum an den Tag, um der Gegenseite zu schaden. Dass dabei durchaus gewisse logische Grenzen gesprengt werden, ist ein Makel, den man an dieser Stelle erwähnen muss; gleichzeitig passt es zum Tonfall, denn in «Bad Neighbors 2» ist ganz einfach „erlaubt, was Spaß macht“. Und wie es Spaß macht! Nicht nur die Darsteller sind einmal mehr glänzend aufgelegt und schaffen einen glaubhaften Spagat zwischen nachdenklich-sinnierend und euphorisch-frech, auch die Pointen können mit einer hohen Treffsicherheit punkten. Dabei erweist sich «Bad Neighbors 2» zwar an manchen Stellen als durchaus vorhersehbar, doch im entscheidenden Moment passiert dann doch wieder etwas, womit man nicht gerechnet hat.