 
Bei der Berlinale wurde Thomas Vinterbergs Tragikomödie «Die Kommune» mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Was kann der neue Film des «Die Jagd»-Regisseurs?
 Doch es ist nicht zwingend «Das Fest», der als die Sternstunde von Vinterbergs Karriere bezeichnet werden muss. Gleichwohl hat das Missbrauchs-Drama selbstredend einen Platz in den Annalen der Filmgeschichte sicher. Es ist vier Jahre her, seit der Filmemacher den thematisch ähnlich gelagerten «Die Jagd» auf dem Filmfestival von Cannes vorstellte und dort mit zwei Preisen ausgezeichnet wurde. Ein knappes Jahr später erfolgte die Nominierung für den Oscar in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“, wo er sich jedoch von Paolo Sorrentinos Blendwerk «La Grande Bellezza» geschlagen geben musste. Der mit Mads Mikkelsen in der Hauptrolle hochkarätig besetzte Film handelt von einem Mann, der unschuldig des Missbrauchs eines kleinen Mädchens angeklagt wird und sich fortan mit dem daraus resultierenden Unmut der Dorfgemeinschaft auseinandersetzen muss. «Die Jagd» gehört in seinem Dasein als emotional vielschichtiges Thrillerdrama zum Thema Schuld, Sühne und Selbstjustiz zu einem der atmosphärischsten Filme der jüngeren Geschichte und hat das Genre im Kern damit ebenso nachhaltig beeinflusst, wie «Das Fest» ein knappes Jahrzehnt zuvor. Seine im Wettbewerb um den Goldenen Bären der Berlinale 2016 vorgeführte Tragikomödie «Die Kommune» fällt da rein thematisch schon mal aus dem Raster. Trotz einer erneut sehr akribischen Auseinandersetzung mit dem Seelenleben seiner Hauptfiguren kann die Geschichte um eine Gruppe vollkommen gegensätzlicher Mitbewohner nicht an die Intensität von Vinterbergs Sternstunden anknüpfen. Ein durchweg interessantes Seherlebnis ist «Die Kommune» dennoch geworden.
Doch es ist nicht zwingend «Das Fest», der als die Sternstunde von Vinterbergs Karriere bezeichnet werden muss. Gleichwohl hat das Missbrauchs-Drama selbstredend einen Platz in den Annalen der Filmgeschichte sicher. Es ist vier Jahre her, seit der Filmemacher den thematisch ähnlich gelagerten «Die Jagd» auf dem Filmfestival von Cannes vorstellte und dort mit zwei Preisen ausgezeichnet wurde. Ein knappes Jahr später erfolgte die Nominierung für den Oscar in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“, wo er sich jedoch von Paolo Sorrentinos Blendwerk «La Grande Bellezza» geschlagen geben musste. Der mit Mads Mikkelsen in der Hauptrolle hochkarätig besetzte Film handelt von einem Mann, der unschuldig des Missbrauchs eines kleinen Mädchens angeklagt wird und sich fortan mit dem daraus resultierenden Unmut der Dorfgemeinschaft auseinandersetzen muss. «Die Jagd» gehört in seinem Dasein als emotional vielschichtiges Thrillerdrama zum Thema Schuld, Sühne und Selbstjustiz zu einem der atmosphärischsten Filme der jüngeren Geschichte und hat das Genre im Kern damit ebenso nachhaltig beeinflusst, wie «Das Fest» ein knappes Jahrzehnt zuvor. Seine im Wettbewerb um den Goldenen Bären der Berlinale 2016 vorgeführte Tragikomödie «Die Kommune» fällt da rein thematisch schon mal aus dem Raster. Trotz einer erneut sehr akribischen Auseinandersetzung mit dem Seelenleben seiner Hauptfiguren kann die Geschichte um eine Gruppe vollkommen gegensätzlicher Mitbewohner nicht an die Intensität von Vinterbergs Sternstunden anknüpfen. Ein durchweg interessantes Seherlebnis ist «Die Kommune» dennoch geworden. Auf das Gröbste herunter gebrochen, lässt sich «Die Kommune» in zwei Teile gliedern. Die erste Hälfte befasst sich mit der Entstehung der Wohngemeinschaft; Mitbewohner unterziehen sich eines Castings, Haushaltsregeln werden aufgestellt und mit der Zeit werden aus den zunächst nur sehr stereotyp umrissenen Charakteren echte Figuren. Dass sich das Skript von Tobias Lindholm (war zuletzt für Drehbuch und Regie von «A War» verantwortlich und schrieb auch schon an «Die Jagd» mit) und Thomas Vinterberg zu Beginn noch sehr auf eine holzschnittartige Ansammlung von Klischees bedient, wundert ein wenig. Fares Fares («Kind 44») wird zum Weichei stilisiert, unter den Damen wird rigoros zwischen mütterlich fürsorgend und draufgängerisch freigeistig getrennt und eine todbringende Krankheit des kleinsten aller Bewohner, dessen immer wieder von sich gegebener Satz „Ich werde nur neun Jahre alt!“ wohl als Running Gag gedacht ist, hängt wie ein Damoklesschwert über der Szenerie. Gewiss werden damit Gegensätze forciert und die Stimmung erhält von Beginn an einen dynamischen Beigeschmack. Gleichwohl macht man es sich mit dieser Figurenkonstellation auch ein wenig zu einfach, sind Konflikte bei derart unterschiedlich gepolten Charakteren doch nahezu vorprogrammiert.
Auf das Gröbste herunter gebrochen, lässt sich «Die Kommune» in zwei Teile gliedern. Die erste Hälfte befasst sich mit der Entstehung der Wohngemeinschaft; Mitbewohner unterziehen sich eines Castings, Haushaltsregeln werden aufgestellt und mit der Zeit werden aus den zunächst nur sehr stereotyp umrissenen Charakteren echte Figuren. Dass sich das Skript von Tobias Lindholm (war zuletzt für Drehbuch und Regie von «A War» verantwortlich und schrieb auch schon an «Die Jagd» mit) und Thomas Vinterberg zu Beginn noch sehr auf eine holzschnittartige Ansammlung von Klischees bedient, wundert ein wenig. Fares Fares («Kind 44») wird zum Weichei stilisiert, unter den Damen wird rigoros zwischen mütterlich fürsorgend und draufgängerisch freigeistig getrennt und eine todbringende Krankheit des kleinsten aller Bewohner, dessen immer wieder von sich gegebener Satz „Ich werde nur neun Jahre alt!“ wohl als Running Gag gedacht ist, hängt wie ein Damoklesschwert über der Szenerie. Gewiss werden damit Gegensätze forciert und die Stimmung erhält von Beginn an einen dynamischen Beigeschmack. Gleichwohl macht man es sich mit dieser Figurenkonstellation auch ein wenig zu einfach, sind Konflikte bei derart unterschiedlich gepolten Charakteren doch nahezu vorprogrammiert. Durchgehend den einfachsten Weg wählt Thomas Vinterberg dann aber doch nicht. In den ersten sechzig Minuten überzeugt doch gerade die Interaktion der Figuren, die auf allzu plakative Auseinandersetzungen verzichtet und es damit gleichsam auch nicht ganz ersichtlich macht, worauf «Die Kommune» überhaupt hinaus will. Das ändert sich, als sich der Fokus auf das Ehepaar Erik und Anna konzentriert und eine als Affäre begonnene Liebschaft von Erik zu seiner Studentin Emma ernstere Züge annimmt. Wie Emma mit dieser Entscheidung kämpft, wie sie die Umstände zu ertragen versucht und der Redewendung „Gute Miene zum bösen Spiel machen“ eine ganz neue Bedeutung gibt, ist nicht nur ganz großes Schauspielkino seitens Trine Dyrholm («Who Am I – Kein System ist sicher»), die sich mit Haut und Haaren ihrer Rolle der gehörnten Ehefrau hingibt. Es verhilft dem Film selbst auch zu ebenjenen Stärken, mit denen zuletzt «Die Jagd» aufzutrumpfen wusste. Wenn Emma nach Wochen des Zusammenreißens weinend in den Armen ihrer sehr reifen Tochter versinkt, gehört das zu den Höhepunkten des Films, ebenso wie ein Gespräch zwischen Erik und seiner Tochter, die versucht, ihn vom richtigen Umgang mit der Situation zu überzeugen.
Durchgehend den einfachsten Weg wählt Thomas Vinterberg dann aber doch nicht. In den ersten sechzig Minuten überzeugt doch gerade die Interaktion der Figuren, die auf allzu plakative Auseinandersetzungen verzichtet und es damit gleichsam auch nicht ganz ersichtlich macht, worauf «Die Kommune» überhaupt hinaus will. Das ändert sich, als sich der Fokus auf das Ehepaar Erik und Anna konzentriert und eine als Affäre begonnene Liebschaft von Erik zu seiner Studentin Emma ernstere Züge annimmt. Wie Emma mit dieser Entscheidung kämpft, wie sie die Umstände zu ertragen versucht und der Redewendung „Gute Miene zum bösen Spiel machen“ eine ganz neue Bedeutung gibt, ist nicht nur ganz großes Schauspielkino seitens Trine Dyrholm («Who Am I – Kein System ist sicher»), die sich mit Haut und Haaren ihrer Rolle der gehörnten Ehefrau hingibt. Es verhilft dem Film selbst auch zu ebenjenen Stärken, mit denen zuletzt «Die Jagd» aufzutrumpfen wusste. Wenn Emma nach Wochen des Zusammenreißens weinend in den Armen ihrer sehr reifen Tochter versinkt, gehört das zu den Höhepunkten des Films, ebenso wie ein Gespräch zwischen Erik und seiner Tochter, die versucht, ihn vom richtigen Umgang mit der Situation zu überzeugen.