Wieso findet «Studio Amani» nicht zu seinen Spitzenquoten zurück?

Die Show wird besser, doch die Quoten von «Studio Amani» sind weit vom anfänglichen Niveau entfernt. Quotenmeter.de sucht nach Gründen.

Infos zu Enissa Amani

  • Deutsch-iranische Komikerin (geboren in Teheran, aufgewachsen und lebhaft in Deutschland)
  • Name ist abgeleitet von der russischen Revolutionären und angeblichen Lenin-Geliebten Inessa Armand
  • Trat bei diversen Schönheitswettbewerben mit Erfolg an
  • Seit 2013 Standup-Komikerin, war damit schon in diversen TV-Shows zu sehen
  • Gewann 2015 den Comedypreis als "Bester Newcomer"
Es war der gefragteste Neustart einer deutschen Comedyshow in diesem Fernsehjahrzehnt: «Studio Amani» öffnete seine Pforten vor 16,8 Prozent des werberelevanten Publikums. Mit 1,04 Millionen Gesamtzuschauern ergatterte ProSieben am 7. März dieses Jahres ab 23.15 Uhr zudem tolle 7,3 Prozent Marktanteil insgesamt. Auch in Woche zwei stellte die Show der Stand-up-Komikerin Enissa Amani zufrieden: Mit 5,8 und 12,6 Prozent kam es zwar zu merklichen Verlusten, trotzdem überbot das Format mühelos den Senderschnitt – allerdings zum bislang letzten Mal. Seit Folge drei irrt Amani im mauen bis mäßigen Quotenbereich herum. Dabei haben die Verantwortlichen ihre Lektionen aus den negativen Kritiker- und Zuschauerrückmeldungen auf Ausgabe eins ihre Lektionen gezogen und an Themenschwerpunkten der Show sowie an der Umsetzung ihrer Ideen gearbeitet. Wenn «Studio Amani» also schrittweise besser wird, wieso enttäuschen die Quoten weiterhin? Quotenmeter.de hat drei Antwortversuche …

Der Audience Flow stockt


Der ProSieben-Montag mag aktuell eine klare Ausrichtung gen Comedy haben, doch die Sendereihenfolge der Formate hapert aktuell: Die Primetime beginnt mit zwei Episoden der massentauglichen und populären Nerd-WG «The Big Bang Theory». Daraufhin scherzen sich in «Prankenstein» Lena Gercke und Konsorten mit frechen Verstecke-Kamera-Streichen durch eine Stunde Sendezeit, bevor Joko und Klaas in «Circus HalliGalli» dem Irrsinn frönen. Dann erst folgt Enissa Amani mit ihrer Mischung aus Spitzfindigkeit und süß-freundlichen Späßen. Der Abend wird also erst herber und in der Kernzielgruppe spitzer, bevor ProSieben hofft, wieder das breite Publikum zurückzuholen. Das kann funktionieren, erschwert es den Formaten am späteren Abend jedoch, Zuschauer ranzuschaffen. Die Lösung: «Prankenstein» und «Studio Amani» tauschen, so dass die „Pranks“ im Sinne der besten «Comedystreet»-Zeiten die Beinahe-Nachtschwärmer an Bord halten, während Enissa als Bindeglied zwischen Sitcom-Humor und der „Manege des Wahnsinns“ fungiert.

Sorry, Enissa, aber Fernsehzuschauer sind leider nachtragend


Die erste Folge «Studio Amani» war einfach nicht rund. Enissa Amani musste sich erst in ihre Rolle der Moderatorin einfinden. Der Talk mit dem Studiogast krankte (nicht nur in der Premierenfolge) am gut gemeinten, aber jeglichen Gesprächsfluss zerstörenden Clou, dass Amanis Gegenüber Zuschauerclips auszuwählen und die darin gestellten Fragen zu beantworten hatte. Und die Rubrik «Comedy Battle» wurde im Netz laut verrissen, weil sie nicht mehr darstellte als eine von lärmenden Statisten untermalte Aneinanderreihung von Klischees sowie abgestandenen Witzen. Da sich in Folge zwei nur dezente Lernfortschritte gezeigt haben, reicht es leider nicht, dass auch Folge drei, vier und fünf besser waren als die jeweils vorhergegangene. Denn beim gegebenen Überangebot an Bewegtbildinhalten geben nur wenige Konsumenten einer Sendung von allein drei Chancen. Fernsehzuschauer sind nachtragend – oder zumindest misstrauisch. Wenn sie erst einmal verloren wurden, ist es immens schwer, sie zurückzugewinnen. Das weiß etwa Markus Lanz, der mit «Wetten, dass ..?» immer wärmer wurde, und dennoch während seiner Zeit beim Showdino nicht genügend Zuschauer zurückholen konnte, um ihn vor dem Aussterben zu bewahren.

Ein Schritt vor, ein halber zurück


In gewisser Weise ist es ja löblich, dass die «Studio Amani»-Redaktion nicht direkt das Kind mit dem Bade ausschütte, sondern nur behutsam auf die Kritiken reagiert. Etwas mehr Konsequenz wäre trotzdem wünschenswert: Nach den harschen Kritiken ist das «Comedy Battle» zwischenzeitlich von der Bildfläche verschwunden, nur um in Ausgabe fünf ein Comeback zu feiern. Somit wurde der große Lernfortschritt aus besagter Ausgabe (weg mit dem Zuschauerclip-Gästetalk) wieder relativiert: Die wenigen Stammzuschauer können Bekannten, die «Studio Amani» aufgegeben haben, nicht sagen, dass sich alles verändert und verbessert hat. Dabei ist dieser Eindruck nicht völlig fern von der Realität (sowohl Stand-up als auch die Einspieler, die Amani in Aktion zeigen, haben ordentlich zugelegt). Aber dieser Eindruck ist noch immer nicht stark genug, um die nötige „Ihr müsst nochmal reinschauen!“-Mundpropaganda zu erzwingen.
19.04.2016 10:40 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/85037