«Trödeltrupp»-Experte Otto Schulte: „Auch, wenn die Kamera dabei ist, zahlt keiner 100 Euro mehr“

Vorhang auf für die Trödler in einer XXL-Variante. RTL II macht am Sonntag den großen Trödeltag. Wir haben Otto Schulte getroffen und mit ihm über seine Arbeit, den «Trödeltrupp»-Nachwuchs und ordentliches Verhandeln gesprochen.

Zur Person: Otto Schulte

«Trödeltrupp»-Experte Otto Schulte war vor seine TV-Karriere zunächst als Altenpfleger tätig. Was mit den Haushalten und hinterlassenen Schätzen geschieht, wenn Menschen ins Heim müssen oder sterben, interessiert den heute 38-Jährigen schon damals. 2001 macht sich der Essener daher als Haushaltsauflöser selbständig. Neben den TV-Drehs betreibt dieser heute den „Goldankauf Otto Schulte“ in Essen.
Otto Schulte, wie wird man eigentlich «Trödeltrupp»-Experte?
Ich wurde von Good Times gecastet, die den «Trödeltrupp» produziert. Damals habe ich Haushaltsauflösungen gemacht, heute betreibe ich einen Goldankauf-Laden. Den «Trödeltrupp» mache ich seit 2008, getrödelt habe ich aber schon seit meiner Jugend – also locker 22 Jahre! (lacht)

Mit Andreas Bierschock und Marco Heuberg hat Ihr «Trödeltrupp» Verstärkung bekommen…?
Ja, mit Andi und Marco haben wir zwei neue Kollegen dazu bekommen, weil wir sehr viele Fälle dieses Jahr hatten. Da musste dringend Verstärkung her! Marco und Andi sind zwei super nette Menschen und Kollegen. Ich habe mit den beiden schon gedreht und wir haben uns super ergänzt.

Der «Trödeltrupp»-Nachwuchs bedeutet aber nicht, dass Sie kürzer treten wollen?
Nein, um Gottes Willen! Wir brauchen einfach Unterstützung, weil wir fast jede Woche unterwegs sind und ein Dreh zwischen drei und vier Tagen dauert. Das war zu dritt nicht mehr zu schaffen.

Das Format läuft ja auch in der Primetime. Glauben Sie, dass die Zuschauer da immer extremere Sachen á la Messie-Haus sehen möchten?
Ich glaube nicht, dass die Zuschauer es umso besser finden, je mehr Müll man sieht
«Trödeltrupp»-Experte Otto Schulte zu den Primetime-Specials
Nein, ich glaube nicht. Die Zuschauer freuen sich einfach immer wieder, neue Geschichten zu sehen. Die Leute, bei denen wir sind, sammeln immer wieder unterschiedliche Sachen, sodass es immer wieder andere Klamotten zu sehen gibt. Diese Vielfalt macht unsere Sendung aus. Ich glaube nicht, dass die Zuschauer es umso besser finden, je mehr Müll man sieht. (lacht)

Am 17. April wird es erstmals die «Trödeltrupp Auktionsnacht» bei RTL II geben - Was verbirgt sich dahinter?
Wir waren dafür in unterschiedlichen Ländern unterwegs. Sükrü war in der Türkei, Mauro in Belgien und ich in den USA. Wir hatten ein festes Budget, mit dem wir dort Sachen kaufen konnten, die in der «Auktionsnacht» versteigert werden. Außerdem kommen ausgefallene Gegenstände von Zuschauern unter den Hammer.

Was haben Sie zur Versteigerung mitgebracht?
Ich habe zwei Oldtimer gekauft: Einen Ford S 100 aus dem Jahre 1960 und einen Mustang aus dem Jahre 1967, ein richtig geiles Auto! (lacht) Die habe ich dann nach Deutschland rüber schiffen lassen und TÜV-fertig gemacht.

Mittlerweile drehten Sie bereits über 600 Folgen des «Trödeltrupps». Was waren da Ihre Highlights?
Mein absolutes Highlight war der Fund eines Porsche-Oldtimers, der 107.000 Euro gebracht hat. Ich bin richtig stolz auf die Summe, die wir da erwirtschaftet haben! Der damalige Inhaber hat sich tierisch gefreut, das war wirklich cool! (lacht) Aber in den 600 Folgen gibt es so viele schöne Erlebnisse! Ich habe zum Beispiel einmal einer Oma geholfen, die eine ziemlich schlimme Schwiegertochter hatte – das ging mir richtig nah. Ich bin sogar nach dem Dreh nochmal vorbeigefahren und habe ihr eine neue Wohnung besorgt.

Inwieweit spielen Sie auch ein bisschen Psychologe und „entrümpeln“ die Seele? Häufig können sich die Menschen ja schwer von altem Trödel trennen…?
Naja, ich bin kein Psychologe und möchte auch keiner sein – um Gottes Willen! (lacht) Aber klar, der gesunde Menschenverstand hilft einem da schon auf die Sprünge. Man sieht ja immer wieder, dass die Leute leiden. Da musst du dann einfach helfen. Es tut immer gut, die Seele zu streicheln und ihnen die Augen zu öffnen, in welcher Situation sie sich befinden. Da braucht man kein großer Psychologe zu sein. (lacht)

Was macht Ihrer Meinung nach den Erfolg der Sendung aus?
Ich glaube, dass «Der Trödeltrupp» gerne gesehen wird, weil die Sendung einfach echt ist! Bei uns ist nichts gefakt und man hat einen echten Einblick in die Familien. Der Zuschauer kann mit uns mitfühlen und manchmal auch mitzittern, wenn es um Verkäufe oder Preise geht.

Sie sind ja auch ohne Kamera im „echten Leben“ ein Verhandlung-Profi – aber hilft die Kamera bei den Drehs nicht manchmal bei den Verhandlungen?
Ja, es kann durchaus sein, dass der ein oder andere da eher gewillt ist, weil er nach außen gut dastehen möchte und deshalb spendabler ist. Aber in der Regel ist es so, dass die Leute kein Geld zu verschenken haben! Auch, wenn die Kamera dabei ist, zahlt keiner 100 Euro mehr für eine Sache – nur, damit er gut vor der Kamera aussieht.

Als Verhandlungs-Profi müssen Sie uns natürlich noch einen Tipp zum richtigen Ausmisten und Verhandeln geben…?
Beim Ausmisten muss man sich immer die Frage stellen: Wie lange hast du das jetzt nicht mehr benutzt? Alles, was man über ein Jahr nicht mehr in der Hand hatte, kann man direkt aussortieren oder verkaufen. Da macht es keinen Sinn, noch länger daran festzuhalten.

Wenn man etwas verkaufen möchte, muss man beim Preis natürlich etwas höher ansetzen, ohne dabei zu übertreiben. Beim Verhandeln ist es wichtig, offen zu sein und sich nicht festzubeißen. Außerdem muss man viel mit den Leuten sprechen, das hilft. Zum Beispiel sollte man nachfragen, was jemand bereit wäre, zu zahlen. Daher immer quatschen, quatschen, quatschen! (lacht)

Werden Sie als «Trödeltrupp»-Experte eigentlich häufig auf der Straße erkannt?
Ja, ich werde schon häufig erkannt und angesprochen. Anfangs war das eigenartig. Aber irgendwie ist man dann auch ein bisschen stolz! (lacht)

Wie viel Zeit verbringen Sie mittlerweile am Set und wieviel in Ihrem Gold-Ankauf? Drehen Sie nochmal 600 «Trödeltrupp»-Folgen?
Die Hälfte meiner Zeit verbringe ich jetzt mit dem «Trödeltrupp» (lacht) und die andere Hälfte bin ich Geschäftsmann hier in Essen in meinem Gold-Geschäft. Aber klar, ich bin bereit für die nächsten 600! (lacht)

Vielen Dank für das Gespräch!
16.04.2016 12:47 Uhr  •  Benjamin Horbelt Kurz-URL: qmde.de/84937