Im April setzt ProSieben an vier Samstagen auf Eigenproduziertes zur Primetime. An «Schlag den Star» und «Die beste Show der Welt» sind hohe Erwartungen geknüpft. Bislang schmerzt den Sender der #Raabschied auf Quotenebene noch nicht so sehr. Das liegt aber vor allem an etablierten Hits.
99 Tage ist er nun her, der #Raabschied aus dem deutschen Fernsehen. Mit einer besonderen Ausgabe von «Schlag den Raab» hatte sich der selbst ernannte König Lustig damals aus dem Fernsehgeschäft zurückgezogen. Damals, am 19. Dezember, generierte das Raab-Finale sensationelle 29,8 Prozent, knapp 3,9 Millionen Fans schauten zu. Das waren die besten Werte, die die große Samstagabendshow seit 2011 eingefahren hatte. Und nicht nur das: Wenige Tage zuvor kam auch eine sehr emotionale letzte Folge von «TV total» auf tolle Werte. Das Comedy-Urgestein verabschiedete sich mit im Schnitt 21,8 Prozent Marktanteil bei den klassisch Umworbenen.
Doch nicht alles, was ProSieben in der Zeit nach Raab angefasst hat, wurde pures Quotengold. Richtig weh tun dürfte derzeit der krasse Absturz von «Studio Amani», das auf dem Ur-Sendeplatz von «TV total», montags um 23.15 Uhr, zu sehen ist. Die Sendung mit Enissa Amani legte zunächst den besten Comedy-Start im deutschen Fernsehen seit rund zehn Jahren hin. Ihr Debüt verfolgten nach endgültigen Messungen mehr als 17 Prozent der klassisch Umworbenen. Doch die Kritik war laut – und hatte letztlich recht. Binnen Wochenfrist verlor die Comedy-Show über vier Prozentpunkte und in der vergangenen Woche ging es ähnlich rasant bergab. Mit nur noch 8,6 Prozent Marktanteil lag die Show schon mit Folge 3 klar unter dem Senderschnitt.
Probleme hat ProSieben derzeit auch am späten Mittwochabend, wo seit 2016 Serienepisoden zu sehen sind. Die Thriller-Serie «Crisis», ein Format mit stark fortlaufender Handlung, soll mittwochs ab kurz nach 23 Uhr 13 Wochen lang gezeigt werden. Doch schon der Start fiel mit nur 7,7 Prozent nicht sonderlich gut aus. In der zweiten Woche fiel das Format (teilweise gegen das spannende Spiel des FC Bayern gegen Juventus Turin) auf alarmierende 5,7 Prozent ab. In Woche drei setzte man diesen Trend fort und landete bei völlig ungenügenden knapp fünf Prozent. Donnerstags generiert die neue Tattoo-Sendung «Cover Up» nur neun und acht Prozent. Und zuvor, als um 22.30 Uhr «Kiss Bang Love» vier Wochen lang donnerstags lief, tat sich das Magazin «red!» um 23.30 Uhr auch ungewohnt schwer: Zwei der vier Folgen auf diesem Sendeplatz kamen nur auf einstellige Werte. Aufgefangen wurde diese Schwäche an anderen Stellen. Zurecht freut sich ProSieben in diesen Tagen über deutlich gestiegene «Topmodel»-Quoten und auch «The Big Bang Theory» ist am Montagabend eine absolut sichere Bank geblieben.
Ähnlich spannend dürfte es eine Woche später werden, wenn ProSieben mit der «großen Völkerballmeisterschaft» versucht, Raabs Spaßevents ohne König Lustig fortzusetzen. Gleich 48 mehr oder weniger bekannt Promis soll dann in Halle einen Völkerball-Meister ausspielen. Für gute Unterhaltung sollen auch ein Teil der «ranNFL»-Crew am Mikro und «The Voice»-Moderator Thore Schölermann vor der Kamera sorgen. Spannend wird es hier auch hinter den Kulissen. Zeichnete bisher stets Brainpool in Zusammenarbeit mit Raab TV für solche Promi-Events verantwortlich, hat ProSieben den Produktionspartner an dieser Stelle gewechselt. Constantin Entertainment stellt das neue Spaß-Event her. Später im Jahr soll auch noch ein großes Dart-Event kommen, dann produziert von Endemol Shine.
Bleibt nur noch die Frage nach den wirklichen Quotenzielen des Senders: Ein Level, wie es «Schlag den Raab» über Jahre hinweg mit Werten um die 20 Prozent oder gar drüber erreichte, scheint in den meisten Fällen ausgeschlossen. Auch bei «Schlag den Star» dürfte ProSieben mit etwas weniger schon zufrieden sein. Und im Falle der «Völkerball Meisterschaft» könnte man in Unterföhring vor dem Hintergrund der eigenen Geschichte sogar ganz tief stapeln. Als man 2006 schon einmal ein «ProSieben Ochsenrennen» ohne Teilnahme von Stefan Raab am Samstagabend versuchte, landete die damals von Matthias Opdenhövel moderierte Show bei gerade einmal 7,6 Prozent. Das dürfte bescheiden werden lassen. Und hoffen lassen - denn ebenfalls 2006 zeigte Oliver Pocher, wie man es besser macht, als seine «Bundesjugendspiele» auf über 15 Prozent in der Zielgruppe kamen. Und auch diesmal gilt: Alles andere als zweistellige Ergebnisse der großen Samstagabendshows im April wären für ProSieben eine Enttäuschung.