Während sich Teil zwei der «Die Bestimmung»-Reihe im Vergleich zum Vorgänger deutlich steigern konnte, folgt mit «Allegiant» nun der Totalabsturz.
Anders als etwa die «Tribute von Panem»-Reihe oder «Maze Runner» hatte das «Die Bestimmung»-Franchise von Anfang an das Problem einer holprigen Ausgangslage. Die Prämisse einer recht willkürlich in verschiedene Fraktionen aufgeteilten Gesellschaft, die in einem dystopischen Chicago den Fortbestand der dort angesiedelten Menschheit sichern soll, wirkt weitaus weniger logisch durchdacht und in sich schlüssig als die Hungerspiele eines machtbesessenen Diktators oder das fragwürdige Experiment einer Gemeinschaft, Jugendliche in ein Labyrinth zu sperren, um anhand dessen ihre Überlebensfähigkeit zu testen. Doch gerade im Young-Adult-Adventure-Segment ist der Wille, das einem vorgesetzte Szenario hinzunehmen, enorm wichtig, um das Gezeigte genießen zu können. In den ersten beiden Teilen von „Die Bestimmung“ funktionierte das auch noch recht gut. Zwar durfte man weder die verschiedenen Fraktionen hinterfragen, noch die Aufteilung in dieselben weiterdenken. Aber aus der Überlegung, wie die jungen Heldinnen dieses Kastensystem wohl zerschlagen können, entwickelte sich immerhin ein netter Abenteuerplot am Puls der Zeit.
Irgendwo zwischen den hochstilisierten Zukunftsdesigns von Joseph Kosinskis «Oblivion» und den bedrohlichen Ruinensettings aus «Die Tribute von Panem – Mockingjay» versucht «Allegiant» krampfhaft, eine eigene Note zu finden und entlarvt sich in jeder Szene der Kopie. Ob es nun die minimalistischen Designs der Kleider, die fliegenden Fortbewegungsmittel oder die Stadt, die unter der Aufsicht des Oberhaupts vom Amt für genetisches Sozialwesen (Jeff Daniels) entsteht: Hier treffen zwar Ideen aus Filmen wie «A World Beyond», «Edge of Tomorrow» oder «Hüter der Erinnerung» zusammen, doch eigenständig ist «Allegiant» vor allem deshalb nicht, weil die technische Ausstattung das Einzige ist, woran der Zuschauer hier Interesse entwickeln könnte. Blickt man nämlich erst einmal auf den Inhalt, offenbart sich, dass das, was uns das Autorenteam aus Noah Oppenheim («Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth»), Adam Cooper («The Transporter Refueled») und Bill Collage («Exodus – Götter und Könige») hier vorsetzt, allerhöchstens auf eine Briefmarke passt.
Erst kürzlich wurde im Falle des famosen Action-Spektakels «Mad Max: Fury Road» immer wieder darauf verwiesen, dass sich dessen Story schlussendlich darauf beschränken ließ, dass Menschen von A nach B fahren, um nach der Hälfte wieder von B nach A zu fahren. Trotz dieser doch sehr vereinfachten Zusammenfassung hatte man bei dieser Aussage tatsächlich nicht Unrecht. Doch im Falle dieses Films, der seine Stärken an anderer Stelle denn der Story auszuspielen wusste, war das vollkommen okay. Auch «Allegiant» lässt sich auf genau diese Formel herunter brechen, kann sich das allerdings nicht erlauben. Hier geht es darum, den Plot innerhalb einer Reihe voranzutreiben, doch der Film schafft das nur minimal – möglicherweise auch deshalb, weil das Finale eben in zwei Filme aufgeteilt wurde. Stattdessen wird eine Liebesgeschichte angedeutet, mit Dialogen versucht, das Geschehen relevant einzuordnen und es werden neue Bösewichte etabliert. Doch die Lovestory bleibt aufgrund der erschreckend lustlosen Performance sämtlicher Beteiligter bloße Behauptung, die aufgesagten Texte der Charaktere beschränken sich auf Erklärungen von Dingen, die der Zuschauer ohnehin schon weiß und die Schurken sind entweder von solch unstetem Gemüt oder derart vorhersehbar, dass es nicht wundern würde, wenn diese in der Fortsetzung wieder zu den Guten herüber wechseln oder sich in ihrer Position einmal um die eigenen Achse drehen.
Und dann wären da ja auch noch die Waffen: Mit seinem überraschend hohen Body Count ist «Allegiant» zwar deutlich brutaler als seine beiden Vorgänger, doch das Adrenalin bleibt anders als bei «Divergent» und «Insurgent» auf einem sehr niedrigen Level. Das liegt daran, dass sich die Macher an Gadgets bedienen, die den Protagonisten das Kämpfen derart einfach machen (Beispiel: Drohnen dienen nicht nur selbst als Waffe, sondern den Charakteren auch als Schutzschild, durch das die Figuren selbst ballern können, an dem der Feind hingegen scheitert), dass der Zuschauer genau weiß, wer am Ende überlebt und wer nicht. Das ist angesichts der Genre-Herkunft normalerweise kein Beinbruch, doch hier unterstreicht die Inszenierung nur einmal mehr die Lustlosigkeit, die sich durch «Allegiant» zieht wie ein roter Faden.