Schon «Olympus Has Fallen» war qualitativ grenzwertig. Die Fortsetzung nun fände allenfalls im Heimkino einen adäquaten Aufbewahrungsort. «London Has Fallen» gibt sich wenig Mühe, den Titel "Schlechtester Actionfilm des Jahres" von sich zu weisen.
Keiner möchte päpstlicher sein, als der Papst: Actionfilme mit Dutzenden von Todesopfern haben eine lange Tradition. Es wird sie immer geben. Vollkommen unabhängig davon, wie es derzeit um die politische Lage bestellt ist. Trotzdem: Angesichts der aktuell äußerst angespannten, weltpolitischen Situation sind die Menschen zunehmend unsicher. Dreharbeiten zu einem Jackie-Chan-Film, aufgrund derer vor einigen Wochen ein Bus auf den Straßen von London explodierte, versetzten die Umstehenden in Angst und Schrecken und ließen Gedanken an die Terroranschläge in Paris wach werden. Ob es also so eine gute Idee ist, zum jetzigen Zeitpunkt einen Film in die Kinos zu bringen, der sich damit befasst, dass die Oberhäupter der westlichen Welt von arabischen Terroristen angegriffen werden, ist da weit mehr als eine Geschmacksfrage. Wir sagen: nein, und verweisen bereits an dieser Stelle darauf, dass es eben nicht bloß der eigentliche Plot und die strikte Gut/Böse-Trennung ist, die «London Has Fallen» zu einem mal fragwürdigen, mal einfach nur absolut dämlichen Filmerlebnis macht, sondern auch die konsequente Heroisierung der USA, die hier einmal mehr bis aufs Äußerste durchgezogen wird.
Dass die Amerikaner gerade in ihren Actionschleudern mit einer ordentlichen Portion Patriotismus um sich werfen (aktuelles Beispiel: «13 Hours: The Secret Soldier of Benghazi»), ist allgemein bekannt. Wenn es die verantwortlichen Autoren und Regisseure allerdings allzu ernst meinen, steht es dem Unterhaltungswert der ja eigentlich auf kurzweiliges Entertainment abzielenden Produktionen nur im Weg. Genau so verhält es sich bei «London Has Fallen», der mit seinen gerade einmal neunzig Minuten eigentlich nur so an einem vorbei rauschen müsste, doch nach einem zähen, sich um Bodenständigkeit und politischen Realismus bemühenden Prolog dauert es viel zu lange, bis überhaupt erst was passiert. Und was dann passiert, ist nicht nur erschreckend nah an dem, was wie tagtäglich in den Nachrichten zu sehen bekommen, sondern in seiner Ausführung allenfalls dritt- oder viertklassig. Den Effekten sieht man ihre Herkunft aus dem Computer zu jedem Zeitpunkt an, Kameramann Ed Wild («Prisonders of the Sun») kann sein Equipment nicht einmal in Dialogsequenzen still halten und sowohl die Nahkampfsequenzen, als auch die Verfolgungsjagden sind von solch einer Lieblosigkeit, dass man sich fragt, wie es «London Has Fallen» überhaupt auf die große Leinwand schaffen konnte, wo der Produktionsstandard, trotz eines recht hohen Budgets von über 100 Millionen US-Dollar, doch eher auf einen Direct-to-DVD-Titel schließen lässt.
Das Geheimnis dahinter liegt vermutlich auf Seiten der Besetzung, einhergehend mit dem Erfolg von «Olympus Has Fallen», der bei einem Budget von 70 Millionen Dollar über 160 Millionen einspielte. Babak Najafi setzt auf den altbewährten Cast, schafft es aber nicht, diesem auch nur einen Hauch von Spielfreude abzugewinnen. Wenn Gerard Butler auf seine Widersacher eindrischt, dann können auch die Sounds der Schläge die Unlust in Butlers Mimik nicht übertönen. Morgan Freeman («Ted 2») lenkt die Geschehnisse von außen und spult nicht engagierter ein übliches Repertoire an zutiefst besorgten Gesichtszügen ab, während Aaron Eckhart als Einziger noch ein wenig Passion in seine Rolle zu legen scheint, allerdings zu wenig zu tun bekommt, um seine Stärken auszuspielen. Unter den Bösewichten fällt es derweil schwer, einzelne Typen auszumachen. Das Skript zeichnet sämtliche Terroristen als große, böse Masse, die sich über grimmige Blicke und eine hohe Schlagfertigkeit definiert. Durch das stete Zurückgreifen auf klassische Actionfilmklischees ist zudem von Anfang an klar, wie «London Has Fallen» wohl ausgehen wird. Das ist lahm, macht keinen Spaß und fühlt sich spätestens bei der frechen Schlusspointe wie pure Zeitverschwendung an.