Zweimal schon testete RTL II das Show-Format mit Simon Gosejohann auf unterschiedlichen Sendeplätzen - und ging damit völlig unter. Am späten Montagabend soll es nun endlich funktionieren. Und wenn nicht? Dann verlöre das deutsche Fernsehen mit Sicherheit keinen Meilenstein der Unterhaltungskunst.
Die Karriere von Simon Gosejohann liest sich alles in allem doch recht ordentlich: Vor allem bei ProSieben hat der Moderator und Komiker mehrfach auf sich aufmerksam machen können, vor allem «Comedystreet» und «Elton vs. Simon» (Foto) waren langjährige Erfolge und überzeugten auch inhaltlich mit großem Unterhaltungswert. Doch während sein Kumpane Elton mittlerweile den Weg ins seriösere, wenn auch bisweilen biedere öffentlich-rechtliche Fernsehen gefunden hat und überdies bald sogar die gepimpte Live-Version von «Schlag den Star» moderieren darf, ist es um Gosejohann zuletzt relativ still geworden. Hin und wieder tritt er noch bei Emsemble-Comedyshows wie «Jetzt wird's schräg» oder «Die große Revanche» (beide mäßig erfolgreich in Sat.1) auf oder wirkt in bestenfalls mittelprächtigen Film-Produktionen mit.
Hoffnung auf Besserung macht vor allem der Umstand, dass die Sendung diesmal nicht ganz so unpassend platziert zu sein scheint wie im Oktober und Dezember vergangenen Jahres: Nach der in den ersten beiden Wochen mittelmäßig performenden «Dennis-Show» (Foto) kann durchaus etwas gehen, zumal ja nun etwas mehr Zeit bleibt, ein Stammpublikum zu finden. Das sollte bei der ersten neuen Ausgabe gleich mal mit typischen Sendergesichtern gelockt werden: Drei «Berlin»-Darsteller traten in den Wettbewerb gegen drei «Köln»-Vertreter. Ein Trio muss auf der Bühne so gut schauspielern, dass es den Gegnern nicht gelingt, herauszufinden, welcher der drei Kandidaten gerade Opfer eines diabolischen Martyriums wird. Gelingt es dem gegnerischen Team doch, das jeweilige Opfer richtig zu benennen, bekommt es eine (überschaubare) Geldsumme auf sein Konto.
Weder besonders glücklich mit noch besonders stark in seiner Rolle wirkt Gosejohann als Moderator. Zwar ist sein Humor infantil genug, dass man ihm abnimmt, an dem Geschehen in der Show einigermaßen Spaß zu haben, doch Abwechslung in den schematischen Show-Ablauf bringt er nicht wirklich, seine Interaktion mit den Kandidaten findet zumeist auf einem eher moderat zielführenden Niveau der Marke "Was ist an Köln eigentlich besser als an Berlin?" - "Ja, dass wir einfach die Geilsten sind" statt und austoben kann er sich in seiner Rolle auch nicht wirklich. Somit ist «Fake Reaction» unterm Strich ein arg lieblos wirkendes Format, in dem ganz sicher nicht in Anspruch, aber leider noch nicht einmal wirklich in Unterhaltung investiert wurde. Konzeptionell erinnert es stark an «Sag die Wahrheit», ist aber eher der schäbige Bruder des SWR-Dauerbrenners. Sollte also im dritten Versuch wieder kaum jemand zusehen... das deutsche Fernsehen ginge daran gewiss nicht zugrunde.