ARD/Sky-Koproduktion «Babylon Berlin» legt im April los

Das lange angekündigte, gemeinschaftliche Serienprojekt der ARD und von Sky Deutschland wird ab April gedreht. Zum Cast der umfangreichen Tom-Tykwer-Serie gehört ein «Unsere Mütter, unsere Väter»-Star.

Diese Bündelung von Finanzmitteln ist in Deutschland ein neuer Weg, aufwendige Projekte zu realisieren und zwar in einer Qualität, die – obwohl in Deutsch gedreht – international uneingeschränkt wettbewerbsfähig ist; für Beta Film als Vertrieb sicherlich eine Herausforderung. Das Berlin der 20er Jahre ist jedoch ein Handlungsort, der weltweit fasziniert, und Tom Tykwer ist der Richtige, um diese Faszination fürs Fernsehpublikum zu erzählen.
Jan Mojto, Geschäftsführer Beta Film
Im April fällt sie endlich: Die erste Klappe zu «Babylon Berlin», der bereits vor Jahren angekündigten Gemeinschaftsproduktion von ARD Degeto, Sky Deutschland, Das Erste, X Filme und Beta Film. Die lange Wartezeit, die seit der Genese des Projekts vergangen ist, kompensieren die Verantwortlichen, indem sie auf Anhieb nicht nur die erste, acht Episoden umfassende Staffel drehen, sondern sogleich auch die ebenfalls achtteilige zweite Season. Somit ist «Babylon Berlin» in zweifacher Hinsicht eine Besonderheit in der deutschen Fernsehlandschaft: Nicht nur die öffentlich-rechtliches Fernsehen und Pay-TV einende Finanzierung ist in dieser Form noch nie zuvor dagewesen, auch die Order von sogleich 16 Teilen einer fiktionalen Primetime-Produktion ist außergewöhnlich. Selbst Rainer Werner Fassbinders Meilenstein «Berlin Alexanderplatz» wartet mit zwei Teilen weniger auf. Für «Babylon Berlin» sind zirka 200 Drehtage veranschlagt, wie es auf einer Pressekonferenz in Berlin hieß.

Im Rahmen der Pressekonferenz wurde auch bekannt gegeben, dass es für das insgesamt 40 Millionen Euro teure Projekt 300 Sprechrollen zu besetzen gilt. Die zwei Hauptdarsteller wurden bereits enthüllt: Die zentralen Rollen werden von Volker Bruch («Unsere Mütter, unsere Väter») und Liv Lisa Fries («Boy 7», «Heil») verkörpert. Der restliche Cast wird noch bekanntgegeben. Das Serienkonzept wurde von Tom Tykwer, Hendrik Handloegten und Achim von Borries in Zusammenarbeit mit Stefan Arndt entwickelt. Die Erstausstrahlung findet 2017 bei Sky statt, 2018 folgt die Free-TV-Premiere im Ersten. Je nach Publikumsreaktion seien ähnliche Kooperationen denkbar, Sky-Deutschland-CEO Carsten Schmidt kündigte zudem an: „«Babylon Berlin» ist nur der Anfang der Sky-Deutschland-Eigenproduktionen.“ Weitere Projekte sollen in naher Zukunft folgen.

«Babylon Berlin» ist ein breit angelegter, facetten- und figurenreicher Polizeifilm in historischem Kontext, der auf verblüffende Weise die deutsche und europäische Gegenwart spiegelt. Genrekino, epischer Atem und politische Spurensuche finden in diesem detailliert recherchierten und packenden Stoff auf einzigartige Weise zusammen.
Tom Tykwer
Im Mittelpunkt der aufwändigen Serie steht, wie auch in den Romanvorlagen von Volker Kutscher, der Kommissar Gereon Rath, der im Berlin der 1920er Jahre während seiner Ermittlungen das ganze Panoptikum Berlins erlebt: Vom Glanz und Glamour, den die „Roaring Twenties“ ausgemacht haben, bis hin zum Bodensatz der zwischen Drogen und korrupter Politik existierenden Unterwelt. Mord und Kunst, Emanzipation und Extremismus geben sich also die Klinke in die Hand. Als Grundlage für die insgesamt 16 Episoden dient der erste Roman über Geron Rath: «Der nasse Fisch». Ursprünglich war geplant, diesen Roman innerhalb von nur acht Folgen zusammenzufassen, auf Wunsch von Carolin Haasis von der ARD Degeto wurden dem Stoff aber zwei achtteilige Staffeln spendiert. Ihrem Empfinden nach sei so eine qualitativ hochwertigere, dem Roman angemessenere Erzählweise möglich. Neben der im Roman geschilderten Ermittlungsarbeit wird es neu verfasste Nebenplots geben, welche die Serie noch stärker zu einem Porträt des damaligen Berlins ausbauen und zudem einen konkreteren historischen Kontext liefern sollen. Das langsame Aufkeimen des Nationalsozialismus wird laut Tykwer jedoch, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle in der Serie spielen.

Auf Wunsch der Produzenten und der Regie entsteht aktuell im Studio Babelsberg eine neue, große Straßenkulisse, die Berlin in den 20er-Jahren zeigt. Somit wollen die Produzenten vermeiden, dass die Serie auf bereits mehrmals in Film und Fernsehen genutzte Kulissen zurückgreifen muss. Rund 500 Tonnen Stahl werden für die vier Straßen umfassende Nachbildung verbaut. Da «Babylon Berlin» laut Aussage der Serienmacher zu großen Teilen in den Straßen und Gassen Berlins spielen wird, um so ein selten dagewesenes Flair zu erreichen, ist damit zu rechnen, dass dieser Neubau auf dem Babelsberg-Gelände intensiv genutzt wird.
10.02.2016 11:29 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/83717