Im dritten Teil von Detlev Bucks «Bibi & Tina»-Reihe wird es noch schräger, noch bunter, noch erwachsener - und damit wieder besser als im zweiten Teil.
Sommerzeit – Campingzeit! Tina (Lisa-Marie Koroll) freut sich schon auf das Zeltlager, das in Falkenstein stattfinden soll. Umso besser, dass sie auch ihre Freundin Bibi (Lina Larissa Strahl) dafür begeistern kann. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler der internationalen Partnerschule aus der Hauptstadt nehmen teil. Als Höhepunkt ist eine Geocaching-Challenge geplant – eine moderne Schatzsuche, bei der Jungs und Mädchen gegeneinander antreten. Um zu gewinnen, ist dem ehrgeizigen Urs (Phil Laude) jeder schmutzige Trick recht. Das will sich vor allem Bibi nicht bieten lassen, doch im entscheidenden Moment verliert sie plötzlich ihre Hexkraft…
Während sich im ersten Teil das Stelldichein von Charly Hübner («Banklady») als das nicht ganz so heimliche Filmhighlight erwies, trat seine Figur des Fieslings Kakmann im zweiten Teil – auch storybedingt – nur noch für einen Gastauftritt in Erscheinung. TV-Star Olli Schulz konnte diesen Verlust zwar weitestgehend ausgleichen, doch mit der ausführlichen Wiederkehr von Hübners dankbarer Rolle eines mittlerweile geläuterten und zum Wald-Hippie gewordenen Betrügers dreht Regisseur Buck an den richtigen Schrauben, um «Mädchen gegen Jungs» um einiges zynischer und auch für Erwachsene wieder interessanter zu gestalten, als den zweiten Teil «Voll verhext». Hübners Gesangsdarbietung entpuppt sich einmal mehr als Gagspitze in dieser filmischen «Bibi & Tina»-Interpretation, die ebenjenen Realitätssinn der Hörspiele aufgreift, durch die Comedy-Mangel dreht und den Film schlussendlich zu seinem solchen macht, der in seinem Meta-Humor fast noch eher für ein großes denn für ein kleines Publikum geeignet ist. Trotz aller überspitzten Elemente und karikaturesken Figurenzeichnungen ist auch «Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs» keine reine Nachdichtung. Stattdessen besinnt sich Detlev Buck lediglich auf die wirre Gedanken- und Gefühlswelt von heranwachsenden Teenagern, um anhand dessen ein von Hormonen gesteuertes, mit der Realität wenig gemeinsam habendes Bild unserer Welt zu zeichnen. Schon in der Hörspielvorlage hielt sich Schöpferin Elfie Donnelly wenig an den bodenständigen Gegebenheiten des Lebens auf dem Bauernhof auf. Stattdessen sorgte schon sie für so etwas wie ein Rundum-Sorglos-Ferienpaket für ihre kleinen Hörer. Nun greift Detlev Buck auf, dass man diese Inszenierung mit heranwachsendem Alter durchschaut – und lässt den Kleinen zugleich die Möglichkeit, sich bei allen, ihnen verborgen bleibenden Meta-Kommentaren an der kontrastreich-farbenfrohen Falkenstein-Welt, in welcher schon „die Hauptstadt“ der Inbegriff für die große weite Welt gilt, zu erfreuen.
Gewisse Aspekte lassen sich bei aller Zielgruppen-Zuträglichkeit und der darüber hinausgehenden, durchaus provokanten Inszenierungsweise jedoch nicht unter den Tisch kehren: Auch in «Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs» ist die bereits in Teil eins und zwei bemängelte Knappheit sämtlicher Outfits der Teenie-Mädels fragwürdig. Hinzu kommen Dialoge, die einen offenen Umgang mit körperlichen Veränderungen von Kindern, die zu Erwachsenen heranreifen, thematisieren; jene bettet Buck, der auch das Drehbuch schrieb, erstaunlich sensibel in die ansonsten eher grobmotorisch inszenierte Geschichte ein, doch ob es angesichts der Vorlage in eine «Bibi & Tina»-Geschichte passt, Themen wie die erste Menstruation anzusprechen, muss wohl jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden. Genauso muss er sich die Frage beantworten, ob das schon vielfach in diversen RomComs stattfindende Thema der missverständlichen Verständigung zwischen Mann und Frau schon in Kinderfilmen eine Rolle spielen muss. Doch den größten Spaß an «Mädchen gegen Jungs» hat man am Ende ohnehin wohl dann, wenn man das Gesehene einfach als das akzeptiert, was es ist: ein skurriler Komödienspaß, der voller Überraschungen steckt und der sich wohl vor allem jenen Zuschauern am ehesten erschließt, die schon während ihrer Hörspiel-Hörphase erkannt haben, dass es nicht ganz glaubhaft ist, dass der Polizist in Falkenstein tatsächlich „Kommissar Blaulicht“ heißen soll.