Anspruch, Gefühl und großes Entertainment: Die Quotenmeter.de-Kinoredaktion hat abgestimmt. Dies sind die zehn besten Filme, die 2015 ihren Weg in die deutschen Lichtspielhäuser bahnten!
Angesichts ausufernder Polizeibrutalität nicht nur, aber insbesondere, in den USA, und einem Wiederaufflammen rassistischer Neigungen in der vermeintlichen Mitte der Gesellschaft lieferte Regisseur F. Gary Gray mit «Straight Outta Compton» genau den richtigen Film zum genau richtigen Zeitpunkt. Das Drama, welches den Aufstieg, den popkulturellen Einfluss und auch den Zerfall der Rap-Combo N.W.A. nachskizziert, ist ein passioniertes Mammutprojekt, das der Gesellschaft einen Spiegel vorhält, den Protestrappern aus Compton ein filmisches Denkmal setzt und das obendrein sowohl mit launig-derben, als auch mit nachdenklichen Tönen auftrumpfen kann. Bei aller Wucht dieses perfekt besetzten Rassen- und Musikdramas sind den Autoren auch einzelne künstlerische Freiheiten gestattet.
Eingehüllt in hypnotisch-kargen und nebelverschleierten Bildern des Kameramanns Greig Fraser ist «Foxcatcher» die ungewöhnliche, niederschmetternde Verfilmung einer wahren Geschichte, die man sich so nicht ausdenken könnte: Es geht um Eifersucht, Selbsthass, Fremdführung und die trostlosen Überreste, die einigen Sportlern bleiben, wenn sie die Erfüllung ihres Traums bereits hinter sich haben. Mit einem kaum wiederzuerkennenden Steve Carell und einem mitreißenden Channing Tatum in den Hauptrollen beweist «Foxcatcher» zudem Mut in Sachen Casting, spielen Carell und Tatum hier doch ernüchternde Variationen ihrer Standardrollen.
Und noch ein Film, der sich realen Persönlichkeiten annimmt: «Slumdog Milionär»-Regisseur Danny Boyle kondensiert in diesem temporeichen, überraschend witzigen Drama das Leben und Schaffen des Apple-Mitgründers Steve Jobs in drei stylische Akte. Drei Mal führen die letzten Minuten vor einer wichtigen Programmpräsentation vor, wie Jobs als Privatmensch, Erfinder, Geschäftsmann und Chef tickt. Mit brillanten Darbietungen von Michael Fassbender in der Hauptrolle und Kate Winslet, Seth Rogen sowie Michael Stuhlbarg als dessen Weggefährten, aussagekräftiger Kameraarbeit, stimmungsvoller Filmmusik und einem komplexen, dennoch beschwingten Skript von Aaron Sorkin ist «Steve Jobs» ein Ausnahmeprodukt in der Welt voller Fließband-Biopics.
Blockbuster-Entertainment in nahezu perfekter Form: J. J. Abrams nimmt in «Star Wars: Das Erwachen der Macht» Liebhaber der Skywalker-Saga und –Novizen gleichermaßen an der Hand, um sie in ein flottes, humorvolles Abenteuer zu stürzen. In einer weit, weit entfernten Galaxis erwarten uns Raumschiff-Verfolgungsjagden, Lichtschwertkämpfe und dramatische Entwicklungen, Wiedersehen mit alten Bekannten und Begegnungen mit einer neuen Generation an Identifikationsfiguren. Daisy Ridley, John Boyega, Oscar Isaac und der Balldroide BB-8 erobern mit Witz und Ausdrucksfähigkeit Millionen von Herzen im Sturm, und dank Abrams‘ kompetenter Regie und einer flüssigen Vermengung von praktischen sowie digitalen Effekten sieht dieser Megablockbuster zudem verdammt gut aus! Wen soll es bei so starker, passionierter Kinounterhaltung stören, wenn sich die Struktur des Skripts am ersten «Krieg der Sterne» anlehnt?
Eine Parabel darüber, wie sich Frauen in einer weiterhin von Männern dominierten Gesellschaft an die Anforderungen ihres Gegenübers anpassen müssen und darüber, ob sie sich endlich emanzipieren können. Ein Thriller über den verschwimmenden Unterschied zwischen Mensch und Maschine. Oder einfach nur ein hochspannendes Kammerspiel mit drei genialen Schauspielleistungen. Ganz gleich, aus welchem Blickwinkel man Alex Garlands Regiedebüt betrachtet: Dieser Film ist ein Juwel und wird noch für viele Jahre als Referenz herhalten. Für die Möglichkeiten des Genres. Für das Können Alex Garlands. Und das seiner Darsteller Oscar Isaac, Domhnall Gleeson und Alicia Vikander.
Jazz ist Krieg, künstlerischer Selbstanspruch bedeutet Tortur und Drummer sind eben doch nicht die grobmotorischen Deppen, die am hinteren Ende der Bühne die wahren Musiker antreiben: «Whiplash» spurtet durch eine schmerzvolle, mitreißende Schüler-Lehrer-Geschichte und betrachtet die Klischees des „inspirierenden, aber ungewöhnlichen Mentors“ aus einem perfiden Blickwinkel. Dank präziser Schnittarbeit, saftigem Sound und einem über allem stehenden J. K. Simmons in der Rolle des großen Schinders ist «Whiplash» ein Film, den man so schnell nicht vergisst.
Aufgrund eines zu hohen Englischanteils in den Dialogen konnte «Victoria» leider nicht als deutscher Beitrag ins Rennen um den Oscar für den besten fremdsprachigen Film geschickt werden. Aber auch ohne Academy-Award-Hype wird sich dieser außergewöhnliche Berlin-Trip seinen Platz in der Filmgeschichte verdienen: Komplett am Stück gedreht, ist Sebastian Schippers Großstadt-Porträt zugleich auch eine Generationen-Zeitkapsel, eine Party-Liebesgeschichte und ein atemberaubender Kriminalfilm. Kino-Innovationen können eben doch aus Deutschland stammen!
Hochgeschwindigkeitsaction, nahezu ohne Atempause: George Miller fabrizierte mit «Mad Max: Fury Road» eine tönende, scheppernde, staubige, durchgedrehte Verfolgungsjagd, die das Action-Genre auf das Wesentliche reduziert, und diese wesentlichen Aspekte dann genüsslich ins Exzentrische überhöht. Waghalsige Stunts, minutiöse Schnittarbeit, eine ikonische Bildsprache und eine Hintergrundmusik, die das Adrenalin in Wallung bringt – «Mad Max: Fury Road» rockt einfach!
Die mit mehreren Oscars ausgezeichnete, satirische Showbiz-Dramödie «Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)» lässt uns in den Verstand eines überarbeiteten, verzweifelten Schauspielers blicken, der seine Zeiten als Superhelden-Blockbuster-Frontmann hinter sich lassen möchte, um endlich Kunst zu erschaffen. Mit Ex-Batman Michael Keaton in der Hauptrolle, Ex-Hulk Edward Norton in einer urkomischen Nebenrolle und einer aufgekratzten Emma Stone (Spider-Mans Weggefährtin in den «The Amazing Spider-Man»-Filmen) ergötzt sich dieser Backstage-Fiebertraum an hintersinnigen Castingideen, stellt Fragen über Identität, Kunst, Kommerz und unfähige Kritiker und ist ganz nebenher auch noch berückend gefilmt.
Ein Meilenstein der Animationskunst: Pixars «Alles steht Kopf» verfrachtet das Publikum in die Gefühlswelt eines elfjährigen Mädchens, das durch einen überraschenden Umzug aus seinem bisherigen Leben gerissen wurde und nun verzweifelt damit kämpft, emotionale Stabilität zu bewahren. Mit wunderschönen Bildern und viel geistreichem Witz gelingt es der Traumfabrik aus Kalifornien, diese Story so zu erzählen, dass sie förmlich das gesamte Emotionsspektrum abdeckt und sich dennoch wie aus einem Guss anfühlt. Unvergessliche Figuren, ungeheuerlich rührende Wendungen und ein ins Ohr gehender Score runden diese makellose Trickfilm-Produktion ab und dürften sicherstellen: Dieser Film ist für die Ewigkeit!