First Look: «Mr. Robot»

Am Freitag startet die neue Krimi-Serie «Mr. Robot» auf Amazon Prime Instant Video. In ihr schickt sich ein Hacker an, die Welt zu verändern und verfängt sich dabei in den Netzen der Großkonzerne.

Elliot Alderson ist kein einfacher Zeitgenosse. Mit seiner ausgeprägten Sozial-Phobie und den Wahnvorstellungen ist er alles andere als umgänglich. Sein Metier ist das Internet. Die vielen Datenströme sind für Elliot Balsam auf seine geschundene Seele. Tagsüber Techniker bei einer IT-Sicherheitsfirma, kommt seine wahre Berufung erst nachts zum Vorschein. Dann hackt er sich nämlich in die Rechner der Firmen und spioniert Menschen aus, zu denen er in irgendeiner Weise Kontakt hat. Er findet heraus, dass seine Therapeutin sich vor vier Jahren hat scheiden lassen und das der Freund seiner besten Freundin sie Online mit verschiedenen anderen Frauen betrügt. Auch den Besitzer seines Lieblings-Cafés lässt Elliot hochgehen, nachdem er herausfindet, dass dieser eine Kinderporno-Webseite betreibt. Eines Tages spricht ihn der mysteriöse Mr. Robot an. Als Kopf der Hackergruppe fsociety möchte er, dass Elliot den entscheidenden Angriff auf den mächtigsten Großkonzern der Welt leitet: E-Corp.

Matrix trifft Fight Club
Wer es anhand des Titels nicht schon erahnt hat, wird spätestens seit der Synopsis wissen, dass «Mr. Robot» eine äußerst technische Serie ist. Um den Zuschauer mit Fachbegriffen und Hacker-Slang nicht zu langweilen, bedient sich Autor und Drehbuch-Neuling Sam Esmail eines Tricks. Die benötigten Erklärungen werden bei den Dialogen direkt mitgeliefert. Natürlich nur jene, die der Unwissende auch direkt verstehen soll. Andere Fachbegriffe bleiben zunächst verschlüsselt und steigern so die Neugier des Zuschauers. Auch Elliots Gedanken, welche der Zuschauer aus dem Off erzählt bekommt, tragen hierzu bei.

«Mr. Robot» kommt visuell wie eine Mischung aus «Matrix» und «Fight Club» daher. Elliots Welt ist trostlos und dies soll auch in der Bildsprache vermittelt werden. Farben sind blass, es herrschen Grautöne vor. Fast immer ist es regnerisch oder bedeckt. Die Kamera bleibt nahe am Protagonisten. Und das kann sprichwörtlich verstanden werden. Gerade Großaufnahmen von Elliots Gesicht sind zumindest in der ersten Episode sehr häufig. Schauspieler Rami Malek («Need for Speed») zeigt in diesen Situationen sein Können und lässt Elliot tatsächlich als den verwirrten Geist erscheinen, der er sein soll. Seine Kollegen stehen Malek in nichts nach und ein nicht geringer Teil der Spannung von Mr. Robot entsteht tatsächlich aufgrund der hervorragenden schauspielerischen Leistung der einzelnen Darsteller. Die gezeigten Szenen werden oftmals von treibenden Elektro-Beats unterlegt, welche hervorragend ins Setting passen und auch den Puls des Zuschauers in die Höhe treibt.

Hohes Niveau
«Mr. Robot» bietet alles, was das Thriller-Herz begehrt. Spannung und Drama sind auf konstant hohem Niveau und werden durch neue Twists und Wendungen stetig in der Handlung verstärkt. Auch der Informationsgehalt ist extrem hoch. Wer während einer Folge den Raum verlässt, ohne vorher zu pausieren, wird direkt den Faden verlieren. Dies könnte anstrengend sein, wenn «Mr. Robot» nicht so unglaublich spannend wäre. Eine Folge, die zwischen 45 und 60 Minuten lang ist, vergeht wie im Flug. Insgesamt hat man sich so recht schnell durch die zehn Folgen geschaut, welche die erste Staffel umfasst. Aber keine Sorge, eine zweite Staffel ist bereits bestätigt.

In den USA war «Mr. Robot» ein voller Erfolg und gewann nicht nur auf mehreren Festivals Preise, sondern trat gerade im Internet eine Welle von Begeisterungsstürmen los. Dies mag sicherlich auch der Thematik geschuldet sein. Es bleibt abzuwarten, ob «Mr. Robot» seinen Erfolg auch hier in Deutschland fortsetzen wird. Erfinder Sam Esmail wäre es zu wünschen, denn die Serie gehört definitiv zu den Highlights des Jahres 2015.

Fazit: Spannend, wendungsreich und treibend. Bei «Mr. Robot» kommt jeder Thriller-Fan auf seine Kosten.

Die Serie ist ab Freitag, 20. November 2015, über Amazon Prime Instant Video abrufbar.
20.11.2015 09:10 Uhr  •  Alexander Scherb Kurz-URL: qmde.de/82095