Trotz Drama um Geschlechtsumwandlung: «Kardashians» mit schwächster Staffel

Erneut erlitt die Sonntags-Reality bei E! Verluste. Zwischenzeitlich sorgte die Geschichte um Familienvater Bruce, der von nun als Frau weiterlebt, für die höchste Reichweite seit langem.

Reichweiten der vergangenen «Kardashians»-Staffeln

  • Staffel 5: 3,39 Mio. (10 Episoden)
  • Staffel 6: 2,92 Mio. (16 Episoden)
  • Staffel 7: 2,65 Mio. (19 Episoden)
  • Staffel 8: 2,56 Mio. (21 Episoden)
  • Staffel 9: 2,26 Mio. (20 Episoden)
  • Staffel 10: 2,14 Mio. (17 Episoden)
Durchschnittliche Zuschauerzahl, Zuschauer ab 2 Jahren
Familien-Dokusoaps sind in Deutschland das Steckenpferd von RTL II. Dort feiern beispielsweise «Die Wollnys», «Die Reimanns» oder auch «Die Geissens» große Quotenerfolge. Besagte Familien waren allerdings vor ihrem ersten Fernsehauftritt entweder gar nicht bekannt oder zumindest nur wenig prominent. In den USA besitzt eine Familien-Dokusoap eine ganz andere Zugkraft. Diese dreht sich nämlich um eine Dynastie aus Frauen, die regelmäßig die Seiten von Lifestyle- und Klatsch-Magazinen füllen. Dabei handelt es sich um «Keeping Up with the Kardashians», das sich insbesondere mit dem Privatleben von It-Girl Kim Kardashian und deren Schwestern Kourtney und Khloé Kardashian befasst. Das als Reality-Show beschriebene Format feierte seine Premiere am 14. Oktober 2007 beim Kabelsender E! Entertainment Television, wo die «Kardashians» es schnell verstanden, große Zuschauermassen anzulocken.

Am 11. Oktober 2015 endete zuletzt die zehnte Staffel der von Ryan Seacrest produzierten Sendung, die über die Jahre hinweg etwas an Zuschauerinteresse einbüßte (siehe Info-Box), was sicherlich auch daran liegt, dass die Episodenzahl ab Staffel fünf von Season zu Season immer weiter ausgedehnt wurde. 17 neue Folgen der Sendung um die High Society-Familie erwarteten Kabel-Abonnenten ab dem 15. März 2015. Mit 2,55 Millionen Interessierten starteten die «Kardashians» stark in ihre neue Staffel und rangierten am traditionell hart umkämpften Kabel-Sonntag zunächst sogar auf Platz fünf der unter den 18- bis 49-Jährigen beliebtesten Formate des Tages. Im gleichen Zeitslot mussten sich Kim und Co. überdies auch gegen «The Walking Dead» zur Wehr setzen, das sich bereits auf den Zielgeraden der neuesten Staffel befand und an besagtem Abend 13,78 Millionen Zuschauer unterhielt. 1,2 Prozent aller in den USA lebenden 18- bis 49-Jährigen verfolgten «Keeping Up with the Kardashians» an diesem Abend. Durch zeitversetzte Sichtungen wuchs die Reichweite des Staffelauftakts innerhalb der drei darauffolgenden Tage sogar auf 4,8 Millionen.

Deutlich schlechter lief es für die Familie, die in der neuen Staffel unter anderem mit der Trennung der Eltern Kris und Bruce (später Caitlyn) Jenner umgehen musste, im Rahmen von Episode zwei. Am 22. März interessierte diese noch 2,08 Millionen Menschen ab Zwei. Neben «The Walking Dead» fand sich auch im Basketball bei TNT eine starke Konkurrenz, die den «Kardashians» eventuell Zuschauer abspenstig machte. 1,89 Millionen Zuschauer verfolgten die E!-Sendung noch am 29. März 2015. Zwar stand erneut ein Zuschauerrückgang zu Buche, allerdings wird man bei den Senderverantwortlichen gehofft haben, dass das Interesse im Zuge der kommenden Wochen wieder steigt, denn «The Walking Dead» verabschiedete sich an jenem Sonntagabend aus Staffel fünf. Dass die Zombie-Serie wohl aber ohnehin eine ganz andere Zielgruppe anspricht, machten die Folgewochen deutlich: Auch die Ausgaben am 5. und 12. April verzeichneten Abschläge. Erst schalteten 1,84 Millionen Personen ein, später 1,79 Millionen, sodass «Keeping Up with the Kardashians» im Rahmen der ersten fünf Folgen der neuen Staffel kontinuierlich abgab.

Ab April hatte die Reality zudem HBOs «Game of Thrones» vor der Brust, zusätzlich lief man häufig in Konkurrenz zu den NBA-Playoffs auf TNT. Trotzdem raffte sich die besonders bei Frauen beliebte Show am 19. April wieder auf und lockte 2,22 Millionen Zuschauer an. Sieben Tage später ging es durch 2,07 Millionen Interessierte wieder deutlich abwärts, ehe am 3. Mai mit 1,93 Millionen Zuschauern erneut die Zwei-Millionen-Zuschauer-Grenze unterschritten wurde. Fünf Episoden standen noch aus, bevor es für die «Kardashians» in die Sommerpause ging. Zumindest thematisch boten die Ausgaben in diesem Zeitraum reichlich Zündstoff.

Am 10. Mai sahen 2,09 Millionen Personen noch eine der eher herkömmlichen Folgen um die bekannte und reiche Familie, die höchste Staffelreichweite wurde danach am 17. Mai 2015 gemessen. In dieser Folge machte Vater Bruce seine Familie mit der Entscheidung vertraut, künftig als Frau unter dem Namen Caitlyn leben zu wollen, was zum Schock für alle Beteiligten führte, aber auch zu einem Publikum von 2,92 Millionen Personen ab zwei Jahren. Dank zeitversetzter Sichtungen in den drei Tagen nach Erstausstrahlung stieg die Zuschauerzahl auf 4,2 Millionen an, was der stärksten Premiere des Senders seit September 2012 gleichkam und zur stärksten E!-Woche seit August 2014 beitrug. Unter Frauen zwischen 18 und 34 stellte E! sogar das beliebteste Programm des Abends, noch vor «Game of Thrones».

Am Montag folgte als Teil einer Sonderprogrammierung der zweite Teil um Bruce Jenners Geschlechtsumwandlung. In ungewohntem Terrain unterhielt „About Bruce – Part 2“ erneut sehr starke 2,55 Millionen Personen. Danach ließ «Keeping Up with the Kardashians» wieder Raum für andere Geschichten und das Zuschauerinteresse flachte leicht ab. Mit 1,87 und 2,37 Millionen Zusehern am 24. und 31. Mai verabschiedeten sich die «Kardashians» in die Sommerpause, in der unter anderem auch Caitlyn Jenners eigenes Format «I am Cait» startete. Der Staffeltiefstwert stand zur Rückkehr am 20. September 2015 zu Buche, danach verbesserte sich die Reality am 27. September und 4. Oktober auf 1,66 und 1,61 Millionen Zuschauer. Zeitgleich strahlte AMC bereits das «The Walking Dead»-Spin-Off «Fear The Walking Dead» aus. Das Staffelfinale lockte am 11. Oktober 2015 schließlich 1,70 Millionen Personen zu E!.

Weiterhin stellt «Keeping Up with the Kardashians» für E! das wichtigste Format Senders dar. Erneut standen jedoch im Rahmen der neuen Staffel Verluste zu Buche, sodass sich in Staffel zehn vorerst die schwächste Season der vergangenen Jahre findet. Weiterhin hat es die Reality auf einem stets sehr undankbaren Programmplatz am Sonntag schwer und vor allem aufgrund der aufmerksamkeitserregenden Entscheidung Caitlyn Jenners wurden die Verluste eingedämmt. Wäre diese Geschichte im Rahmen der vergangenen Staffel ausgeblieben, hätte sich E! wohl auch mit einem wesentlich niedrigeren Durschnitt zufrieden geben müssen als den aktuell 2,14 Millionen Personen, die die Ausgaben im Mittel verfolgten.
05.11.2015 13:28 Uhr  •  Timo Nöthling Kurz-URL: qmde.de/81821