Zac Efron wird zum DJ: «We Are Your Friends» ist das pulsierende Portrait einer oberflächlichen, aber leidenschaftlichen Generation.
«We Are Your Friends» funktioniert auf zwei Arten: Auf der einen Seite handelt es sich bei dem emotionalen Mix aus Drama, Tragikomödie und fiktionalem Charakterportrait mehr um eine Momentaufnahme, denn um eine plotgetragene Geschichte. Max Joseph flechtet in seinen Film viele Stimmungssequenzen ein und nutzt jene natürlich auch, um den treibenden Sound von «We Are Your Friends» immer wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Jener besteht aus pulsierenden Electro-Klängen diverser DJs, von Klingade über Years & Years bis hin zu Pyramid, die sämtliche von Zac Efrons Figur verfassten Musikstücke arrangierten. Trotz des Wusts unterschiedlicher Stile und Tonfälle erweckt der Soundtrack den Eindruck einer Einheit und bringt den Kinosaal zum Kochen; spätestens im spektakulären Finale hält es den Zuschauer nicht mehr auf dem Sitz, denn «We Are Your Friends» ist trotz seiner bisweilen auftretenden Schwermut innerhalb der Story auch ein Partyfilm. Abseits dieses überschwänglichen Eskapismus konzentrieren sich die Macher jedoch vor allem um die Geschehnisse am Rande des Dancefloors respektive der Turntables und blicken einer Clique über die Schulter, die sich mit Leidenschaft und harter Arbeit den großen Durchbruch erhofft. Und hier wird es dann tatsächlich ab und zu haarig, denn «We Are Your Friends» schwankt zwischen dem Anspruch, das zwischen Überschwänglichkeit und Resignation schwankende Lebensgefühl einfangen zu wollen und es gleichsam zu überhöhen. Damit geht dem mit rund eineinhalb Stunden auf den Punkt inszenierten Film durchaus eine gewisse Form der Authentizität ab, denn gerade die Figuren bewegen sich oft gefährlich nah am Klischee.
Wo es dem Film an Geradlinigkeit mangelt, gleicht es der Regisseur mit seiner Leidenschaft für unkonventionelle Erzählmittel wieder aus. Manchmal lässt er die Geschichte für Minuten auf der Stelle stehen und ergötzt sich an der technischen Aufmachung, dann wiederum rast er in seiner Erzählung voran und reißt manche Momente des figurenbedingten Seelenlebens lediglich an. Konzentriert man sich auf diesen andersartigen Aufbau, fühlt man sich an den diesjährigen Oscar-Preisträger «Boyhood» erinnert, der vollends die Sichtweise seines Protagonisten einnahm und die Stationen dessen Lebens nach dessen rückblickender Wichtigkeit ausarbeitete. In «We Are Your Friends» ist das nicht anders; eine die Sinne vernebelnde Nacht in Las Vegas (die nebenbei bemerkt zu den stimmungsvollsten Bildmontagen der modernen Kinogeschichte gehört) bekommt da viel mehr Aufmerksamkeit als die ebenfalls prägende, aber emotional nicht allzu große Schatten vorauswerfende Arbeit in einem Immobilienmaklerbüro.
Jene Szenen sind es auch, die offenlegen, dass Max Joseph sich durchaus an Elementen anderer Filme bedient. «We Are Your Friends» steht zwar gut für sich, lässt allerdings auch Bezüge zu anderen Produktionen erkennen. So werden im Rahmen der Kommunikation unter den Jungs immer wieder Erinnerungen an «The Social Network» wach, während sowohl die Partysequenzen, als auch die technischen Spielereien mit Texteinblendungen und Zeichnungen an Filme wie «Spring Breakers» und «The Bling Ring» erinnern. Sogar «Wolf of Wall Street» hinterlässt sichtbar Spuren in «We Are Your Friends», doch abgekupfert ist hier nichts. Es wirkt wie eine Verbeugung, eine Orientierung, mit welcher der Regisseur sein Projekt möglichst vielfältig-berauschend gestaltet. Denn jener rauschhafte Zustand ist es, durch den «We Are Your Friends» in ganzem Maße funktioniert. Die Geschichte ist weder Ballast noch Zugpferd, sondern gibt dem Geschehen lediglich den notwendigen Rahmen. Die Figuren bleiben blass, erfüllen aber ihren Zweck; sofern man von Wes Bentley («Interstellar») einmal absieht, dessen Figur ob ihrer viel größeren Lebenserfahrung und ihrer abweichenden Generationen-Zugehörigkeit direkt einen viel größeren, charakterlichen Background zugeschrieben bekommt. Auch Emily Ratajkowski, die durch ihren leicht bekleideten Auftritt im Musikvideo „Blurred Lines“ bekannt wurde, steht die Rolle der zerbrechlichen Sophie sehr gut, der darüber hinaus ebenfalls mehr zugetraut wird, als das Mimen eines Love Interest. Mehr noch: Eine obligatorische Lovestory gibt es zwar, diese nimmt auf der Zielgeraden allerdings ganz andere Wege, als man es dem Film zunächst zugetraut hätte.