Nach der Bombendrohung in der SAP Arena vor zwei Wochen lief nun das Finale von «Germanys Next Topmodel» - in ganz anderem Stil und ohne dass die Siegerin vorher bekannt wurde.
Im Rahmen des Finales der diesjährigen und zehnten Staffel von
«Germany’s Next Topmodel» gab es eine Frage, die fast noch wichtiger erschien, als die, welches der drei Mädels nun den Sieg einheimsen wird: Nämlich, ob der Name der Gewinnerin schon vor der aufgezeichneten Show an die Öffentlichkeit durchdringt – oder ob zumindest irgendein Magazin behauptet, ihn schon zu kennen. Solche Vorab-Meldungen, mal richtig, mal falsch, erzürnten zuletzt zum Beispiel RTL. Da wurden die entscheidenden Momente einer «Bachelor»-Staffel schon einmal vorweg genommen und den Fans, die ohne Spoiler zuschauen wollten, der Spaß verdorben.
Explizit hatte ProSieben alle Medien gebeten, den Namen bis Donnerstagabend geheim zu halten – und versprochen die Anzahl für Blogger und Journalisten beim Finale 2016, das wieder live aus einer deutschen Halle kommen soll, gleich zu verfünffachen. Und was will man sagen? Die Bitten wurden erhört, der Name war vorher nicht zu lesen. Dass letztlich Vanessa als Siegerin des Casting-Formats hervorging, wird angesichts der Fülle an Themen in den zurückliegenden Tagen fast schon unwichtig – natürlich nicht für das Mädchen selbst, denn sie hat nun noch bessere Voraussetzungen, Aufträge als Modell zu erhalten.
Gekürt wurde die Siegerin erstmals nicht in Deutschland, sondern in sehr intimen Rahmen im Bankettsaal der New Yorker Gotham Hall am Broadway – etwa 200 Gäste hatte ProSieben und die zum Konzern gehörende Produktionsfirma Red Seven zur Aufzeichnung eingeladen. Freunde und Bekannte der drei Mädels wussten also schon seit Tagen, was am Donnerstagabend im TV gezeigt wurde. Wir hätten uns das Finale auch anders vorgestellt, sagte Heidi Klum zu Beginn der Aufzeichnung der Show, die Klum „finales Finale“ nannte. Es war der notwendige andere Schlusspunkt der «Topmodel»-Show mit deutlich weniger Glanz, Spektakel und Prunk, dafür aber einer umfangreichen Nachbetrachtung des "Skandal-Abends" in Mannheim. Via Twitter ernteten die Macher dafür durchaus Kritik - irgendwie aber unverständlich. Ein Format, das eine Doku-Soap ist, darf einen solchen Abend nicht dokumentieren? Weniger aufregend als das, was eigentlich vor zwei Wochen geplant war, wurde es - vielleicht auch, weil es eben doch nicht so einfach ist, eine gelungene Endshow binnen acht Tagen auf die Beine zu stellen. Die Locations in New York entpuppten sich derweil als echte Alternative für die in den vergangenen Jahren fast schon routiniert wirkenden Finalshows aus deutschen Event-Hallen. Dass die Sendung aus Ami-Land kam, machte sich vor allem im letzten Drittel der Show bezahlt – schließlich hatten die drei verbliebenden Mädels noch Aufgaben zu erfüllen.
Das eigentliche Finalstudio – samt der rund 200 Gäste – hätte auch sonstwo auf der Welt aufgebaut werden können – New York war letztlich eine ideale Lösung, weil Jury-Chefin Klum ohnehin in Amerika zu tun hatte.
Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass die Bombendrohung die «Topmodels» also nicht zu Fall gebracht hat. Das Finale lief – und es war zumindest qualitativ nicht zu beanstanden. Im kommenden Jahr gibt es eine weitere Staffel des ProSieben-Formats. Und noch etwas hat die Bombendrohung geschafft – und das war sicherlich nicht im Sinne der Anruferin. Andere – und vielleicht nicht unwichtige Diskussionen – sind in den Hintergrund gerückt. Denn gerade zum eigentlichen Finale vor zwei Wochen war intensiv darüber gesprochen worden, welche Vorbildfunktion die ProSieben-Show bei jungen Mädchen habe und ob sich die Klum-Sendung auch auf das Essverhalten von jungen Teenies auswirkt. Auch wenn die verschiedenen Standpunkte schon öffentlich ausgetauscht waren, hätte eine sachliche Fortführung dieser Debatte sicherlich nicht geschadet, sondern eher dafür gesorgt, dass dieses Thema bei der Vorbereitung der neuen Staffel noch einmal auf die Agenda der Produzenten kommt. Vielleicht passiert das ja trotzdem.