Formel 1: RTL kann Zuschauerschwund auch 2015 nicht stoppen

Nach den ersten fünf Rennen lässt sich ein klares Fazit ziehen: Auch in der neuen Saison wandern die Zuschauer ab. So dramatisch wie im Vorjahr sind die Verluste jedoch noch nicht.

"Der Quotenrückgang ist nicht wegzulächeln", betonte RTL-Pressesprecher Matthias Bolhöfer im Gespräch mit Quotenmeter.de nach der Formel 1-Saison 2014. Komplizierte Regeln, neue Technik, leise Motoren, eine kontraproduktive Außendarstellung der Formel 1 und veränderte Nutzungsgewohnheiten der Zuschauer – damit begründete RTL den Zuschauerschwund, den der Kölner Privatsender 2015 unbedingt stoppen will. „Gewaltig strecken“ wolle man sich, um diesen Entwicklungen entgegenzutreten. Von einer Aufbruchsstimmung war die Rede, auch weil das deutsche Aushängeschild Sebastian Vettel zum „Mythos Ferrari“ wechselte. Konkrete Änderungen vollzog RTL jedoch im Wesentlichen nur in Bezug auf die Vor- und Nachberichterstattungen, die nun kürzer und kompakter gehalten werden. Dass dies noch nicht reicht, auch weil Sebastian Vettel noch nicht wieder in seine weltmeisterliche Form zurückfand, lässt sich an den Zahlen der ersten fünf Rennen ablesen.

Besonders deutlich wurde RTL gleich im Rahmen des ersten Rennens in Australien zurück auf den Boden der Tatsachen geholt. Das Rennen, das am 15. März um 7 Uhr in der Früh begann, interessierte insgesamt 1,72 Millionen Fernsehzuschauer und damit satte 1,40 Millionen Menschen weniger als noch 2014. Dementsprechend wurde mit 38,6 Prozent bei Allen auch eine Quote gemessen, die fast fünf Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert liegt. Noch deutlicher waren die Abschläge in der klassischen Zielgruppe, bei der mit 34,8 Prozent etwa 7,5 Prozentpunkte weniger zu Buche standen als 2014.

Schon im Rahmen des Rennens in Malaysia verbesserte sich RTL jedoch drastisch. Den Grand Prix aus Sepang verfolgten um 10 Uhr vormittags am 29. März 4,31 Millionen Personen ab drei Jahren und damit rund 100.000 Menschen mehr als in der Vorsaison. Auch quotentechnisch schnitt RTL damit Ende März besser ab als im Frühjahr 2014, denn mit 38,8 Prozent standen insgesamt nun knapp drei Prozentpunkte mehr zu Buche, bei den 14- bis 49-Jährigen belief sich die Differenz sogar auf 4,7 Prozentpunkte. Ein Schritt in die richtige Richtung, vor allem wenn man miteinbezieht, dass 2013 noch 5,45 Millionen Rennsport-Fans einschalteten. Dies sollte jedoch vorerst das einzige Rennen bleiben, in dessen Zuge sich RTL im Vergleich zum Vorjahr verbesserte.

Der dritte Wettbewerb der Saison fand diesmal in China statt, 2014 wurde die Strecke in Schanghai noch als viertes befahren. Am 12. April kam RTL mit seiner Renn-Übertragung dabei auf 3,82 Millionen Interessierte, lag damit nur leicht unter den 2014 gemessenen 3,90 Millionen, aber immer noch eine ganze Million unter der Zuschauerzahl von 2013. Dafür standen höhere Marktanteile zu Buche als im Vorjahr. 2015 entschieden sich insgesamt 42,5 Prozent aller Fernsehenden für das Rennen, das Lewis Hamilton letzten Endes für sich entschied. Im vergangenen Jahr generierte das Event noch 40,3 Prozent.

Nur sieben Tage später folgte der Große Preis von Bahrain, um den im Jahr zuvor schon als drittes gefahren wurde. Das Wüstenrennen, bei dem die Motoren ab 17 Uhr heiß liefen, lockte 4,91 Millionen Zuschauer an und konnte so das Vorjahresniveau ebenfalls nicht ganz halten – ein Jahr früher entschieden sich noch 5,08 Millionen Zuschauer für den Wettbewerb im Parcours mit den drei langen Geraden. Auch hier lautete der Sieger 2015 Lewis Hamilton, dessen Triumph insgesamt 29,2 Prozent sowie 22,9 Prozent der jungen Fernsehenden mitverfolgten. In Bezug auf den Gesamtmarktanteil sprang dennoch ein besserer Wert heraus als 2014, als 27,5 Prozent zu Buche standen. Damals resultierten 1,46 Millionen 14- bis 49-jährige Zuschauer in einer Quote von 22,1 Prozent in dieser Altersgruppe.

Im fünften Rennen der Saison ging es schließlich wieder erstmals nach Europa. In Barcelona ging das erste 14 Uhr-Rennen im Jahr 2015 vonstatten, das für RTL den zweiten größeren Verlust im Vergleich zu 2014 bereithielt. Statt 4,70 Millionen Zuschauer wie vergangenes Jahr, lief die Formel 1 unter den Augen von 4,25 Millionen Sportfans, was seit 2013 einen Zuschauerrückgang von 1,65 Millionen Menschen bedeutet. Dafür sahen im Vorjahr um diese Zeit wesentlich mehr Leute Fernsehen, was die Quote damals nach unten drückte. So holte RTL mit 32 Prozent immerhin einen besseren Gesamtmarktanteil als 2014 und lag auch mit 25,6 Prozent der Jüngeren knapp vor dem Vorjahresrennen aus Spanien.

RTL schaffte es also nicht, den Zuschauerrückgang aufzuhalten, dafür aber ihn einigermaßen einzudämmen und ihn in einem Bereich zu halten, der für den Marktführer in der Zielgruppe noch verschmerzbar ist. In Köln betont man gern, dass die Formel 1 bei RTL noch immer die populärste serielle Sportart ist. Zwar ist weit und breit kein vergleichbares Programm im deutschen Fernsehen zu finden, das dieser Kategorie zuzuordnen ist und gleichzeitig den Formel 1-Zahlen nahekommt, der Rennsport bei RTL verliert jedoch immer mehr an Strahlkraft und rückt einem Quotenbereich näher, der die Ausgaben des Kölner Senders für die Formel 1-Rechte schon bald nicht mehr rechtfertigen könnte. Etwa 400.000 Zuschauer verlor RTL im Rahmen der ersten fünf Rennen im Vergleich zur Vorsaison. Erneut ein satter Abschlag, allerdings nur die Hälfte dessen, was der Privatsender noch 2014 im Vergleich zum Vorjahr einbüßen musste. Damals standen nach den ersten fünf Rennen im Schnitt 4,20 Millionen Zuschauer zu Buche, wobei sich der Mittelwert nach fünf Wettbewerben 2013 noch auf 5,02 Millionen Interessierte belief.
12.05.2015 08:29 Uhr  •  Timo Nöthling Kurz-URL: qmde.de/78152