Zum Start von «Avengers: Age of Ultron» gehen wir nochmal das komplette 'Marvel Cinematic Universe' durch: Ist «Guardians of the Galaxy» besser als «Iron Man»? Wie gut ist «Der unglaubliche Hulk»?
Die einzige waschechte Enttäuschung in dieser Rangliste: Jon Favreau inszenierte mit «Iron Man 2» den Marvel-Film, der sich am schnellsten abnutzt. Die humorigen Passagen wissen definitiv zu überzeugen, ganz gleich, ob Sam Rockwell als ungelenker Mitbewerber Tony Starks herumhampelt oder sich Scarlett Johansson, Don Cheadle, Samuel L. Jackson, Gwyneth Paltrow und Clark Gregg mit Robert Downey Jr. alias Iron Man Wortgefechte liefern. Die Action aber lässt nach dem coolen Angriff Whiplashs beim Rennen von Monte Carlo rapide nach und die Story ist dermaßen unfokussiert, dass es zuweilen öde wird. Mehr dazu in unserer rückblickend wohl etwas zu milde gestimmten Kino-Kritik.
Shakespeare-Spezialist Kenneth Branagh packt in diesem Fantasyfilm das Material auf zweierlei Weisen an: Während er Asgard mit Eleganz inszeniert und das Drama innerhalb Thors Familie ernst nimmt, herrscht in den auf der Erde spielenden Sequenzen der Witz vor. Mit Chris Hemsworth alias Thor und Tom Hiddleston alias Loki feiern zwei Fan-Lieblinge ihre Premiere im Marvel-Universum, darüber hinaus öffnete sich Marvel hiermit dem 3D-Trend. Manche Comicfans hätten einen etwas schlankeren Film bevorzugt, dafür überzeugen die geschliffenen Dialogwitze – und somit ist ein respektabler siebter Rang drin. Mehr dazu in unserer Kino-Besprechung.
Ein umstrittener Teil der Marvel-Saga: Sind Alan Taylors Regieführung und das rustikalere Produktionsdesign dem Tonfall angemessen oder hätten die Verantwortlichen sich stärker an Branaghs Stil orientieren sollen? Können die Actioneinlagen im Mittelteil über die austauschbaren Widersacher hinwegtäuschen? Für uns schneidet «Thor – The Dark Kingdom» knapp besser ab als der Erstling: Mehr Loki, ein turbulenteres und kreativeres Finale und eine visuell interessante Mischung aus Sci-Fi und Fantasy lassen die bemühte Exposition weitestgehend verzeihen! Mehr auch in unserer Kino-Kritik.
Allein aufgrund ihres Namens und ihrer Ursprünge als Propagandamittel hat es die Figur des Captain America auch nach jahrzehntelanger Verwendung in Comicabenteuern, die sich kritisch mit der US-Politik befassen, international recht schwer. Wie viel das voreingenommene Publikum versäumt, wenn es sich dem Supersoldaten Steve Rogers verwehrt, zeigte Joe Johnston 2011 mit dem letzten Marvel-Solofilm vor «Avengers»: Der «Jumanji»-Regisseur erschuf einen spaßigen, einfallsreichen und visuell reizvollen Abenteuerfilm mit viel Witz, verflucht sympathischen Figuren und lässigem Retro-Flair ganz in der Tradition solcher Filme wie der «Indiana Jones»-Reihe oder des unterschätzen Disney-Kleinods «Rocketeer». Weiteres in unserer Kino-Rezension.
Unverschämt cool, und dabei so beneidenswert bodenständig: «Iron Man 3» wirkt, als hätte man einen Marvel-Superheldenfilm mit einem Actioner der späten 80er oder frühen 90er gekreuzt. Und das haben Kinogänger wohl auch dem Regisseur und Ko-Autor Shane Black zu verdanken, der unter anderem «Lethal Weapon» und «Last Boy Scout» verfasste. Er holt Tony Stark für einige Zeit des Films aus dem Iron-Man-Anzug heraus, lässt ihn ulkige Abenteuer erleben, echte Mann-gegen-Mann-Kämpfe führen und die Nachwirkungen von «Avengers» verarbeiten. Hinzu kommen ein toll aufgelegter Sir Ben Kingsley sowie bemerkenswerte Effektarbeit und eine Vielzahl an rezitierbaren Sprüchen! Mehr gibt's in unserer Kino-Kritik.
Auf ins All und abgelacht: James Gunn erschuf mit dem kunterbunten, durchgeknallten Weltraumabenteuer «Guardians of the Galaxy» den bislang humorvollsten Film des 'Marvel Cinematic Universe'! Die dysfunktionale, fast schon verboten amüsante Anti-Heldentruppe rund um Star-Lord, Drax, Gamora, Rocket Racoon und Groot tänzelt sich durch eine aufwändig gestaltete, einladende Welt, wächst einem ans Herz und macht obendrein Mixtapes wieder zu einem Must-Have. Ein Film, der einfach nur gute Laune verbreitet! Uga-chaka, uga-chaka, uga-uga-uga-chaka!
Ein Achterbahnritt von einem Film: Das von Joss Whedon orchestrierte erste Zusammentreffen der «Avengers» strotzt nur so vor unvergesslichen Onelinern, pompösen Actionszenen und einer vergnüglichen Situationskomik. Tolle Effekte, ein Cast der sich perfekt ergänzt und ein stets vorwärtstreibender Plot, so dass es nicht eine träge Minute zu erdulden gibt. Kein Wunder, dass dieses Gipfeltreffen der Superhelden im Kino Einschlug wie eine Bombe. Denn dieses 3D-Bombastwerk ist Popcorn-Kino par excellence! Mehr in unserer Filmbesprechung!
Nach seinem pulpig-leichtfüßigen ersten Soloabenteuer wird Spitzensoldat Steve Rogers in einen hochspannenden Politthriller katapultiert, der nicht nur überwältigende, aufregende Actionszenen am laufenden Band bietet, sondern obendrein nicht mit kritischen Zwischentönen spart. Stilistisch vereinen die Regisseure Anthony & Joe Russo mit ihrem temporeichen, überraschenden Blockbuster virtuos den Bombast einer typischen 90er-Jahre-Jerry-Bruckheimer-Produktion mit der atmosphärischen Paranoia solcher 70er-Thriller wie «Die drei Tage des Condors» und leichten Versatzstücken des Cinéma vérité. Das Ergebnis ist dank schmissiger Sprüche, einfallsreicher Actionszenen und schneidender Musikbegleitung schlagkräftig, rasant und überraschend klug. Dies ist der Maßstab, an dem sich neue Teile des 'Marvel Cinematic Universe' zu messen haben! Weitere Argumente finden sich in unserer Kino-Kritik!