Erneut begibt sich eine Handvoll Forscher auf den Weg unter die Erde - und dort wird es ganz schön gruselig. Ein totgelaufenes Konzept oder der ultimative Adrenalinkick? Filmkritikerin Antje Wessels weiß die Antwort.
Doch lassen wir die genaue Handlung doch erst einmal für sich sprechen: Für Dr. Nora Holden (Ashley Hinshaw) und ihren Vater Miles (Denis O’Hare) könnte das die wichtigste Entdeckung ihrer Karriere werden. Durch den Einsatz von NASA-Satellitenbildern haben sie die allererste nur dreiseitige ägyptische Pyramide aufgespürt. Sie lag über 5.000 Jahre lang tief im Wüstensand vergraben. Begleitet von der Reporterin Sunni Marshe (Christa Nicola) und ihrem Kameramann Terrence „Fitzie“ Fitzsimmons (James Buckley) sowie mithilfe des Robotik-Experten Michael Zahir (Amir Kamyab) will das Team unbedingt die innere Struktur der unheimlichen Pyramide erkunden. Doch als im nahegelegenen Kairo politische Unruhen ausbrechen, kann die Sicherheit der Expedition nicht gewährleistet werden; von Amts wegen wird die sofortige Evakuierung der Fundstätte angeordnet. Das Team will jedoch die möglicherweise letzte Chance nutzen und in das Innere der Pyramide vordringen – also wagen sie sich auf eigene Faust hinein. Doch das, was in den dunklen unterirdischen Gängen entdecken, wird sie bis an ihre Grenzen bringen…
Des schnellen Schocks wegen verzichtet der Streifen nämlich fast in Gänze auf das Aufbauen einer unheimlichen Atmosphäre und vergisst darüber hinaus gar, seine innere Logik zu wahren. So wird nicht erklärt, weshalb sich erfahrene Archäologen schon wenige Minuten nach dem Betreten der Pyramide verirren, da überlebt die Kamera selbst Schläge mannshoher Felsen und als das Finale schließlich mit der grottig animierten Variante eines ägyptischen Gottes als Antagonist aufwartet, sprengen derartige Ideen den Glauben an den Wert des sinnhaften Geschichtenerzählens. Der Horrorfilm an sich ist zwar ohnehin nicht unbedingt dafür bekannt, mit Drehbüchern aufzuwarten, die sich konsequent der physischen Logik unterziehen. Doch gerade der bereits zu Beginn zurate gezogene Genrevertreter «Katakomben» bewies im vergangenen Jahr, dass man sich trotz einer noch so haarsträubenden Prämisse immer noch Mühe geben kann, das Leinwandgeschehen wenigstens halbwegs nachvollziehbar darzustellen. Waren die Katakomben unter der Stadt Paris verflucht und haben die handelnden Figuren somit automatisch auf die falsche Fährte gelockt, vergessen die Protagonisten in «The Pyramid» offenbar ihre fachlichen Kenntnisse als Archäologen und verirren sich ohne Einwirkung von außen. Nur ein Beispiel für das ungare Skript, durch das jedweder Spannungsaufbau schlussendlich im Keim erstickt wird.
Trotzdem taugt «The Pyramid: Grab des Grauens» durchaus für das einmalige Seherlebnis, denn wenn die Macher das Geschehen stellenweise augenzwinkernd zu kokettieren versuchen, macht der knappe Neunzigminüter sogar ein wenig Spaß. Inwieweit dies auch auf die Darsteller zutraf, vermögen wir an dieser Stelle übrigens nicht zu beurteilen. Dazu beschränken sich die Aktionen unserer Protagonisten zu sehr auf effektvolles Gekreische. Im Schlussakt, der bemüht in Richtung Sequel schielt, konnte übrigens auch die Verfasserin dieser Zeilen kaum an sich halten, denn das, was uns die Macher hier als Bösewicht zu präsentieren versuchen, ist – mit Verlaub – lachhaft. Weder auf technischer Ebene glückt der Versuch, Computereffekte mit dem bodenständigen Wackelkameralook zu kombinieren, noch vermögen es die Schauspieler, glaubhaft neben einem CGI-Monster zu agieren. Erneut sei betont, dass die typischen Jump-Scares auch hier immer noch ihren Zweck erfüllen. Doch schlussendlich hat das Horrorjahr 2015 so viele potenzielle Hits zu bieten, man denke nur an das «Poltergeist»-Remake oder «Sinister 2», dass der Zuschauer an «The Pyramid» getrost vorbeischauen darf.