Vier Teams kämpfen mit viel Liebe zu gutem Essen um ihren ganz großen Traum: ein eigenes Restaurant zu eröffnen. Warum die neue kabel-eins-Show so einiges falsch und doch so viel Hunger macht...
Schnell müssen sich die Manager entscheiden, denn nur zwei der vier Teams werden im Rest der Show weiterkämpfen. Die erste Casting-Phase gestaltet sich für den Zuschauer recht zäh, zu wenig Persönlichkeit und zu viele Informations-Versatzstücke werden vermittelt. Ein bekanntes Stilmittel des Reality- und Casting-Fernsehens findet leider auch in «Restaurant Startup» Einzug: der völlig unnötige, künstliche Spannungsaufbau vor vermeintlich wichtigen Entscheidungen. Die zahlreichen Closeup-Einstellungen und schnellen Schnitte, die hinausgezögerten Dialoge und die übertrieben apokalyptische Sounduntermalung nerven. Außerdem steht eine solche Montagearbeit gerade hier im Gegensatz zu einem der zentralen Themen dieser Show. Denn es geht für die Unternehmen auch darum, mit seinem hochwertigen Essen ein gutes, ausgeglichenes Lebensgefühl zu verkaufen. Dies gilt insbesondere im zweiten Teil der Show, als die beiden übriggebliebenen Teams ums Geld kämpfen: Eines produziert Premium-Burger mit ausschließlich regionalen Zutaten und ausgefallenen Variationen, das andere mit rein veganer Küche, die zeigt, dass Fast Food auch ganz ohne tierische Produkte lecker schmeckt. Kurz: Es geht um den generellen Trend nachhaltigeren Genusses – Stichwort bio, regional, Streetfood, vegan. Dass «Restaurant Startup» diese gesellschaftliche Thema aufgreift, macht die Show umso interessanter. Und macht umso mehr Appetit!
Das Problem des künstlichen Spannungsaufbaus und des Schnitts zieht sich leider weiter durch die gesamte Sendezeit, auch wenn es nach der ersten Casting-Phase insgesamt deutlich abwechslungsreicher zugeht: Die übriggebliebenen Teams müssen nun beweisen, dass sie nicht nur Food-Truck, sondern auch Restaurant „können“. Sie erhalten ein kleines Startkapital, um innerhalb weniger Tage angemietete Gastro-Räume zu einem eigenen provisorischen Restaurant umzufunktionieren. Unterstützung erhalten sie dabei von Designern und Grafikern, die den Innenräumen und Firmenlogos Leben einhauchen. Schließlich geht es ums Ganze: Im Restaurantalltag wollen die Teams unter realen Bedingungen zeigen, dass sie dem Stress gewachsen sind und organisieren können. Auch die Investoren Petersen und Gerlach lassen sich wieder blicken: Sie beobachten Abläufe in der Küche und testen Speisen. Es ist der spannendste, weil interessanteste Part des kabel-eins-Formats. Viel passiert, manches geht schief, es wird laut und es fließt Schweiß. War vorher nur alles graue Theorie, ist nun Praxisarbeit gefragt. Leider ist das Highlight von «Restaurant Startup» auch sein größtes Problem: Denn der Restaurantalltag nimmt nur rund zehn Minuten der rund zweistündigen Sendung ein. So geht viel Unterhaltung verloren, insbesondere deshalb, weil der erste Casting-Abschnitt im Studio deutlich verkürzt – oder auch ganz gestrichen – werden könnte und generell zu lang geraten war.
Davon abgesehen macht «Restaurant Startup» in Teilen viel Spaß. Gutes Essen liegt im Trend, und engagierten Menschen dabei zuzusehen, wie sie in dieser Branche Fuß fassen wollen, ist nicht die schlechteste Fernsehunterhaltung. Ihre Geschichten sind die Würze, von denen die kabel-eins-Sendung lebt. Die beiden Food-Manager Petersen und Gerlach sind sympathisch und bestimmt, sie geben dem Format Charakter. Den übertriebenen Schnitt, die irritierende Musikuntermalung und den künstlichen Spannungsaufbau kann sich der Zuschauer leider nicht wegdenken. Hunger auf einen guten Burger macht «Restaurant Startup» trotzdem.