«Downton Abbey»: Die Abkürzung nach Hollywood?

Die umfeierte britische Serie «Downton Abbey» findet demnächst ihr Ende. Bedeutet dies den Startschuss für zahlreiche neue Kinokarrieren?

Lange wurde darüber gemunkelt, seit Ende März haben die Serienmacher es endgültig offiziell gemacht: Das britische, serielle Kostümdrama «Downton Abbey» endet mit seiner demnächst anstehenden sechsten Staffel. Für Serienfans weltweit ein herber Schlag, schließlich verabschiedet sich somit eines der am meisten geachteten Formate dieser Fernsehära – bis «Breaking Bad» mit seiner Finalseason für großes Staunen sorgte, hielt «Downton Abbey» sogar den Guinnes-Rekord als am besten besprochene Fernsehserie aller Zeiten. In Hollywood derweil werden Regisseure und Besetzungschefs wohl mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf das Ende der von Julian Fellowes erdachten Adelssaga reagieren.

Bedauerlicherweise wird das Team hinter «Downton Abbey» nicht weiter britische Talente aussieben und Hollywood somit einen Teil seiner Arbeit abnehmen. Auf der anderen Seite stehen dank der Beendigung des ITV-Dramas mit einem Schlag zahlreiche Schauspieler zur Verfügung – und gewiss lassen sich die Studios nicht zweimal bitten, sich um die «Downton Abbey»-Akteure zu reißen. Denn schon jetzt hat sich Chronik einer Grafschaft und deren Angestellte als Hollywood-Karrieresprungbrett etabliert. So läuft aktuell das Disney-Realfilmmärchen «Cinderella» in den Kinos und tut sein Bestes, seine Hauptdarstellerin Lily James als neuen Kinostar vorzustellen. James war auf der großen Leinwand zuvor nur in Nebenrollen zu sehen, wurde dann aber als Lady Rose MacClare zu einem wichtigen Teil von «Downton Abbey». Disney und «Cinderella»-Regisseur Kenneth Branagh casteten sie daraufhin aufgrund ihrer Erfahrung mit Kostüm- und Historienstoffen für ihr schwärmerisches Leinwandmärchen – und James' Leistung im Disney-Streifen brachte ihr bereits mehrere vor Lob platzende Porträts in US-Branchenblättern ein.

Neben ihr agiert zudem «Downton Abbey»-Küchenmagd Sophie McShera in dem Blockbuster, der bislang 335,75 Millionen Dollar generierte – und da er erst kürzlich in wichtigen Märkten wie dem Vereinigten Königreich anlief und das Disney-vernarrte Japan noch komplett fehlt, dürfte der erste große Kinohit von James und McShera wohl noch deutlich mehr einspielen. Und es fällt nicht schwer, zu mutmaßen, dass 'Cousin Matthew' diese Summen in naher Zukunft übertreffen wird: Dan Stevens, der zuletzt mehrmals in Genre-Ware überzeugte, übernimmt im Realfilm-Remake der Disney-Variante von «Die Schöne und das Biest» die haarige der beiden Titelrollen. Da das Zeichentrickmusical noch populärer ist als der «Cinderella»-Film aus den 50ern, und zudem Oscar-Preisträger Alan Menken neue Lieder für Stevens und die als Belle auftretende «Harry Potter»-Mimin Emma Watson schreibt, ruhen große wirtschaftliche Hoffnungen auf diesem Projekt.

Doch nicht nur der Disney-Konzern reißt sich um das «Downton Abbey»-Ensemble. Lady Mary Crawley alias Michelle Dockery, vor der ITV-Serie vornehmlich als Theaterschauspielerin aktiv, nutzte die Pausen zwischen den «Downton Abbey»-Staffeln bereits, um in zwei Thrillern («Wer ist Hanna?», «Non-Stop») sowie einer Literaturadaption («Anna Karenina») mitzuwirken, diesen Sommer startet mit «Selfless» dann Dockerys Ausflug ins Science-Fiction-Genre. Regie führte Tarsem Singh («Spieglein Spieglein»), der weitere Cast ist mit Ryan Reynolds und Ben Kingsley recht namhaft – und auch ihr «Downton Abbey»-Co-Star Matthew Goode wirkt mit.

Garantiert ist eine große Leinwandkarriere nach «Downton Abbey» allerdings nicht: Jessica Brown Findlay alias Lady Sybil ging mit der Fantasy-Schmonzette «Winter's Tale» an der Seite von Colin Farrell tüchtig baden und auch Hugh Bonneville hat sich mit George Clooneys Weltkriegs-Farce «Monuments Men» verzockt. Vielleicht braucht das von Intrigen und Zickereien geplagte Völkchen aus «Downton Abbey» also doch einen Hauch Märchenzauber, um auf der Leinwand zu bestehen? Die nächsten Kinojahre werden es uns zeigen ...

Die fünfte Staffel «Downton Abbey» ist ab dem 1. April auf Sky Atlantic HD zu sehen, und zwar immer mittwochs ab 21 Uhr.
31.03.2015 11:00 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/77273