Die Autorin von «KeinOhrHasen» und «ZweiOhrKüken» schickt in ihrer ersten Regiearbeit ein deutsches Star-Ensemble durch die Irrungen und Wirrungen der Liebe.
Von Kindsbeinen an sind die Schwestern Leni (Hannah Herzsprung) und Hannah (Karoline Herfurth) unzertrennlich. Kein Wunder also, dass sich die zwei auch beim so schwierigen Thema „Männer“ immer auf die andere verlassen können. Zusammen mit ihrer flippigen Mitbewohnerin Vivienne (Palina Rojinski) durchleben die Mädels einen romantischen Fehlschlag nach dem anderen, doch gemeinsam mit ihrer durch Scheidung ebenfalls vom Schicksal gebeutelten Mutter Margaux (Iris Berben) beschließen sie, dem leidigen Liebeskummer ein für alle Mal ein Ende zu setzen. Doch das ist gar nicht so einfach: Während die naive Anwältin Hannah nicht verstehen will, dass der Arbeitskollege, dem sie regelmäßig einen bläst, alles andere als Sesshaftigkeit im Sinn hat, verliebt sich Szenecafé-Besitzerin Leni gleich in zwei Männer auf einmal; darunter in einen angesagten Megastar. Margaux kämpft derweil mit dem Gedanken daran, dass ihr Ex-Mann sie vor knapp einem Jahr für eine Jüngere verließ. Und Vivi? Die hält nichts vom harmonischen Spießerleben, bis sie Hundebesitzer Peter (Frederic Lau) kennenlernt, der ihr Leben von jetzt auf gleich völlig auf den Kopf stellt.
Dabei kümmert sich die Filmemacherin nicht um vermeintlich widersinnige Handlungen ihrer Figuren, nimmt sie jedoch so liebevoll an die Hand, dass auch jedweder Logik widersprechende Taten nicht dazu auffordern, das Publikum über die Charaktere lachen zu lassen. Wenngleich der Traummann entweder Superstar, hundeliebender Nudeldesigner oder vom Schicksal gebeutelter Schauspieler ist – und das Idealbild eines Mr. Right somit überdeutlich erfüllt – haben die Damen alles andere zu tun, als die Kerle mit Nachdruck anzuhimmeln. Die Ladys sind damit nicht mehr nur Staffage, sondern haben trotz all der Liebeswirren immer noch ihren eigenen Stolz, sodass Decker spätestens dann den abgebrühtesten Feministinnen den Wind aus den Segeln nimmt, wenn die zierliche Karoline Herfurth ihrem arroganten Chef die Leviten liest. Das alles ist somit zwar immer noch kein auszeichnungswürdiger Dramastoff, offenbart im Kern aber viel mehr Potenzial, als man es «Traumfrauen» ob der nur allzu beliebigen PR-Arbeit zugetraut hätte. Schließlich kündigen diverse Trailer und Plakate doch nicht mehr als eine Durchschnitts-Komödie an, in welcher sich wieder einmal alles um fehlgeleitete, zwischengeschlechtliche Kommunikation dreht. Auch davon möchte die Verfasserin dieser Zeilen den Film nicht vollends lossprechen – schlussendlich bleibt «Traumfrauen» eine gute Durchschnitts-RomCom, doch Anika Deckers Verständnis des Genres lässt gewitzte Ansätze durchscheinen, die ihren Film zu einem der intelligenteren Sorte machen. Da können auch manch fehlgeschlagene Dialoge nichts dran ändern.
Trotzdem verlässt sich die Filmemacherin aus dramaturgischer Sicht manchmal zu sehr auf die Dynamik innerhalb des Casts und vergisst dabei, dass auch eine gewisser Schwung in der Erzählung nicht schaden kann, eine Story am Leben zu erhalten. Für eine reine Sketchparade ist «Traumfrauen» nicht flott genug, als eigens funktionierende Geschichte plätschert der Plot insgesamt ein wenig zu belanglos dahin. So müssen es in den entscheidenden Momenten die sympathischen Ideen diverser Beteiligten richten, denn auf jedes Gähnen folgt alsbald eine schmissige Pointe, in welcher der Humor der «KeinOhrHasen»-Schreiberin überdeutlich durchblitzt. Auch ihr Ensemble hat sie gut im Griff: Neben der Mann-Frau-Paarungen überzeugt vor allem das Dreiergespann aus Karoline Herfurth («Fack ju Göhte»), Hannah Herzsprung («Who Am I – Kein System ist sicher») und einer sich als sehr angenehm erweisenden Palina Rojinski («Circus Halligalli»). Der heimliche Star ist jedoch Grande Dame Iris Berben («Miss Sixty»), die sichtbar Spaß daran hat, einmal aus ihren gängigen Rollenschemata auszubrechen. Auch eine Handvoll gewitzter Cameos animiert zum Schmunzeln, die wir der Überraschung halber an dieser Stelle jedoch nicht verraten möchten.