Hoffen auf Sheen? «TAAHM» durchlebt schlechteste Staffel

Nach der enttäuschenden elften Staffel, unterbot die finale Sason der CBS-Sitcom die Zahlen sogar noch. Ausgerechnet Charlie Sheen könnte für ein quotentechnisch versöhnliches Ende sorgen.

«Two and a Half Men»-Finale

Die zweiteilige, finale Episode hört auf den Titel „Of Course He's Dead“, während vom Sender als Inhaltsbeschreibung kurz und knapp folgendes angegeben wird: „Charlie Harper ist am Leben. Oder doch nicht?“ Bereits seit Wochen häufen sich Gerüchte, Charlie Sheen hätte nach einer Aussöhnung mit dem Serienschöpfer Chuck Lorre eingewilligt, noch einmal bei «Two and a Half Men» vorbeizuschauen. Und exakt diese halboffiziellen Meldungen feuert das US-Network an, zumal laut Presseangaben des Senders in der Finalepisode mit diversen Überraschungen zu rechnen sei.
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Wie viele Fernsehende haben bereits über «Two and a Half Men» gelacht? Schon seit 2003 setzte CBS auf seine Sitcom, die etlichen anderen Genrevertretern beim US-Network durch eine großartige Erfolgsgeschichte den Weg ebnete, 2005 folgte die Premiere in Deutschland, wo bei ProSieben bislang nahezu unzählbar viele Ausgaben über die Bildschirme flimmerten. Doch jedes Format hat ein Verfallsdatum, so scheint es. Und so traf CBS zuletzt die quotentechnisch sinnige Entscheidung, die Comedy-Serie, die Charlie Sheen nicht nur in Deutschland zum Kult werden ließ, mit der zwölften Season zu einem Ende bringen - wahrscheinlich mit einem letzten Auftritt Charlie Sheens (siehe Info-Box), der der Serie zu ihrer erfolgreichsten Zeit ein Gesicht verlieh. Doch beruht diese Entscheidung nur darauf, die Fans mit einem letzten Auftritt Sheens zufrieden zu stellen oder erhofft sich CBS dadurch in den letzten Episoden noch einmal ein gesteigertes Zuschauerinteresse?

Das Ende von «Two and a Half Men» kommt zu einer Zeit, in der die Serie gerade erst einen Schock zu verdauen hatte. Im Rahmen der elften Runde nahm die Zuschauerbeteiligung am US-Donnerstag rapide ab. Noch im Zuge der zehnten Staffel belustigten Alan, Jake und Walden durchschnittlich 13,78 Millionen Zuschauer, inklusive DVR-Abrufen. Die elfte Staffel verfolgten ab September 2013 jedoch plötzlich nur noch 10,66 Millionen Zuschauer, nachdem das Format bis dahin vor allem durch seine bemerkenswert konstante Reichweite auffiel. Zwischen Staffel eins und acht, in denen noch Charlie Sheen mit von der Partie war, stellte Runde acht mit durchschnittlich 12,73 Millionen Comedy-Fans die schwächste Runde dar, danach ging es mit Ashton Kutcher jedoch zunächst deutlich aufwärts: Nach Staffel neun standen durchschnittlich 14,64 Millionen Zuschauer zu Buche.

Natürlich war es das Ziel von CBS und Serienschöpfer Chuck Lorre, die Reichweite im Rahmen der letzten Season noch einmal zu steigern. Diesbezüglich musste sich die neue Season erst einmal an den durchschnittlichen 9,15 Millionen Interessierten messen, die Staffel elf im Rahmen ihrer Erstausstrahlungen anlockte. Nach den enttäuschenden Zahlen im Zuge der elften Staffel, wurde die Episodenzahl für den zwölften Durchlauf auf 16 gekürzt. Bereits im Rahmen der letzten Staffel mit Charlie Sheen strahlte CBS genau so viele Folgen aus, sonst war ein Episodenumfang zwischen 22 und 24 Ausgaben üblich. Während die 16 Folgen umfassende achte Staffel jedoch früher im Jahr 2015 endete, lief die Abschlussstaffel später an. Erstmals feierte eine Season nicht Ende September ihre Premiere, sondern erst einen Monat später.

Im Anschluss an «The Big Bang Theory» und die Staffelpremiere von «Mom», begann auch «Two and a Half Men» am 30. Oktober seine neue Season. Um 21 Uhr machte vor allem «Scandal» bei ABC der Comedy-Serie Zuschauer abspenstig, die Flops «Bad Judge» (NBC) und «Gracepoint» kamen zur gleichen Uhrzeit nicht über vier Millionen Interessenten. So lag «Two and a Half Men» mit 10,29 Millionen Zuschauern in diesem Zeitslot oben auf, gleichwohl «Scandal» mit neun Prozent Marktanteil zwei Prozent der 18- bis 49-Jährigen Fernsehenden mehr anlockte als das Warner Bros.-Format. Nach diesem ordentlichen Startwert, der die Verantwortlichen wohl zuversichtlich stimmte, verschlechterte sich «Two and a Half Men» jedoch im Rahmen der zweiten Episode auf das Niveau der Vorstaffel. Trotz gleichbleibender Konkurrenz, verlor «Two and a Half Men» rund eine Million Zuschauer im Vergleich zur Vorwoche, immerhin hielt die langlebige Serie ihre Quote beim jungen Publikum.

Der Abwärtstrend sollte jedoch noch einige Wochen anhalten. Am 13. November verschlechterten sich die Geschichten um Ashton Kutcher, Jon Cryer und Angus T. Jones auf 8,75 Millionen Zuschauer. In ähnlichem Maße wie «Two and a Half Men» Teile seines Publikums verlor, schien «Scandal» Zuschauer hinzuzugewinnen – die ABC-Serie lag nun bereits über zehn Millionen Interessierten in Bezug auf die Zuschauer ab Zwei. Weiter abwärts, wenn auch nur leicht, ging es am 20. November, als 8,62 Millionen Zuschauer sich um 21 Uhr für CBS entschieden. Die Hoffnung auf bessere Werte wurde am 27. November zerschlagen: Mit nur 6,93 Millionen Interessierten stand ein neues Allzeit-Tief ins Haus. Zuvor hatte «Two and a Half Men» innerhalb seines gesamten Runs nie weniger als acht Millionen Menschen unterhalten. Spätestens dort wurde CBS wohl klar, dass «Two and a Half Men» sich im Vergleich zur enttäuschenden Vorstaffel nicht verbessern würde. Eine Erklärung fand sich im starken Gegenprogramm. Was in Deutschland der Fußball bewirkt, schafft in den USA der Football – nämlich der Konkurrenz durch quotenstarke Übertragungen nur wenig Luft zu lassen. An diesem Abend sendete NBC den Sport um das eiförmige Spielgerät.

Leichte Rehabilitation folgte am 4. Dezember. 8,10 Millionen Zuschauer schalteten ein, damit jedoch auch das kleinste Publikum der Staffel ohne Sport-Konkurrenz. Im Rahmen der Episode „Sex with an animated Ed Asner“ raffte sich «Two and a Half Men» wieder auf und kam mit 9,30 Millionen Zuschauern auf sieben Prozent in der Zielgruppe. Es folgte ein Reichweitensturz auf 8,80 Millionen für die insgesamt 254. Folge des Formats am 18. Dezember, ehe es für die Comedy in die Winterpause ging. Das neue Jahr begann vielversprechend, denn am 8. Januar verfolgten 10,07 Millionen Menschen die Folge „Bouncy, Bouncy, Bouncy, Lindsey“ – der bis dahin zweithöchste Wert der Staffel. Auch die Ausgabe in der kommenden Woche gelangte mit 9,38 Millionen Zuschauern zu einem ordentlichen Wert. Dieses Niveau hielt die Episode vom 22. Januar, als die CBS-Comedys ohnehin außergewöhnlich stark liefen. Bevor «Two and a Half Men» 9,31 Millionen Zuschauer anlockte, die zu sieben Prozent in der Zielgruppe führten, holten «The Big Bang Theory» und «Mom» zweistellige Millionenreichweiten.

Tatsächlich schien sich «Two and a Half Men» aufgerafft zu haben, weitere zufriedenstellende Reichweiten folgten, womit sich die neuste Staffel der elften Runde immer weiter annäherte. „A Beer-Battered Rip-Off belustigte am 29. Januar 9,71 Millionen Zuschauer und sieben Prozent der 18- bis 49-Jährigen. FOX‘ Newcomer «Backstrom» holte zeitgleich nur schwache Quoten. Nur leicht gab die Zuschauerzahl Anfang Februar ab, denn 9,39 Millionen Interessierte bewirkten noch immer sieben Prozent in der Zielgruppe, obwohl zur gleichen Uhrzeit NBCs «The Blacklist» fast zehn Millionen Fernsehende für sich einnahm. Die letzte Ausgabe vor dem Serienfinale lag nur knapp hinter den Werten der Vorwoche: 9,33 Millionen Personen sahen die 14. Folge der zwölften Staffel, ehe die Serie ihren Run mit einer Doppelprogrammierung beendet.

Kurz vor dem Serienfinale kommt die zwölfte Season von «Two and a Half Men» auf durchschnittlich 9,08 Millionen Zuschauer und liegt damit aktuell noch hinter den Zahlen der Vorstaffel. Nie lief eine «Two and a Half Men»-Staffel schlechter. CBS darf sich jedoch noch einmal um einen Finalhype um das Format freuen und darf hoffen, dass Charlie Sheen doch noch ein letztes Mal die Quoten nach oben treibt. Die Produktion wählte den richtigen Zeitpunkt um abzutreten, denn die Quoten wären in neuen Staffeln wohl nur noch mehr gefallen.
17.02.2015 10:28 Uhr  •  Timo Nöthling Kurz-URL: qmde.de/76385