Der neue Fußball-Talk auf Tele 5 kam entgegen vorheriger Ankündigungen weder populistisch noch rebellisch daher - und dürfte echten Fans dank erstaunlicher Substanz dennoch Freude gemacht haben.
Warum genau Tele 5 seit diesem Donnerstag auf einen Fußball-Talk setzt, ist nur schwer anhand einer konzeptuellen Grundausrichtung des Senders zu erklären. Es sei denn, man betrachtet es als Konzept, dass die Programmverantwortlichen hier immer wieder mal Mut zu etwas Neuartigem, Überraschendem wagen und derartige Pläne nicht schon im Vorfeld zerreden. Zu diesem Ansatz passte auch die Ankündigung, «Ultra - Aus Liebe zum Fußball» solle "gegen den allgemein üblichen glattgebügelten Fußball-Talk Trend" arbeiten, "populistisch" denken und "provozierend, bockig, echt, rebellisch, emotional und auf den Punkt" daherkommen. Doch wer beim von Ex-«Doppelpass»-Moderator Rudi Brückner präsentierten Format ein polemisches Bierzelt-Geschwafel mit hohem "das-muss-man-jetzt-doch-mal-sagen-dürfen"-Faktor ausging, wurde enttäuscht. Stattdessen wurde man Zeuge eines erfreulich gehaltvollen Gesprächs mit Tiefgang, bei dem zwei sehr unterschiedliche Gäste sehr unterschiedliche Standpunkte vertraten. Partiell wirkte die Sendung allerdings fast schon etwas hölzern.
Entsprechend fällt dann in der einstündigen Diskussionsrunde auch eher Magath mit kontroversen und systemkritischen Aussagen auf, die der rundum gut aufgelegte Moderator mehrfach hinterfragt - und den alten Trainer-Hasen damit einige Male erheblich ins Schwitzen bringt. So gibt sich Brückner nicht mit der Aussage Magaths zufrieden, dass Trainer heutzutage einen erheblichen Einflussverlust im Verein zu beklagen haben und im Falle eines Misserfolgs als Sündenböcke herhalten müssen. Stattdessen möchte er auch über die Hintergründe dieser allmählichen Entwicklung aufgeklärt werden, was Magath allerdings kaum darzulegen in der Lage ist und zunächst mit recht oberflächlichen Phrasen zu kaschieren versucht. Brückner jedoch ist nicht gewillt, ihn mit derartigen Allgemeinplätzen durchkommen zu lassen - und hebt sich somit schon wohltuend von diversen Moderations-Zombies ab, die seelenlos ihre vorformulierten Fragen abarbeiten.
Ob das zu einem Quoten-Erfolg führen wird, ist allerdings fraglich. Hierzu müsste es der Sendung gelingen, ein Publikum zu erschließen, das ansonsten von Tele 5 kaum bedient wird - und in wenigen Wochen dann im Zweifel wohl auch lieber wieder die Live-Ausstrahlung der Europa League sehen möchte als einen parallel dazu ausgestrahlten Fußball-Talk. Inhaltlich kann man dem Format allerdings maximal den Vorwurf machen, noch etwas zu hölzern daher zu kommen. Hier wäre es wohl ratsam, in Zukunft auch den einen oder anderen "volksnahen" Gast einzuladen, der eher aus der Sicht eines Fans argumentiert - es muss ja nicht gerade das Klischeebild des arbeitslosen Arbeitslosen Herbert Schwakowiak sein. Generell macht die Auftaktfolge den Eindruck, als könne man durchaus noch einen dritten oder gar vierten Gast einladen, damit etwas mehr Dynamik am Gesprächstisch aufkommt. Aber das sind kleinere Stellschrauben, an denen die Verantwortlichen in den kommenden Wochen noch arbeiten können. Die Basis für einen profunden, angenehmen Talk mit Mehrwert ist vorhanden - und damit wohl schon mehr, als viele potenzielle Zuschauer bei der Programmankündigung erwartet haben dürften.